Buchcover des Buches „Das große Heft“ von Agota Kristof
Buchcover des Buches „Das große Heft“ von Agota Kristof

Das große Heft

/ 1986

Wenn Jayne Anne Phillips die Beschwörerin der atmosphärischen Dichte ist, dann ist Agota Kristof die Sängerin des bloßen Skeletts. Wenn Thomas Brasch der Meister der Antinomie ist, dann kann Agota Kristof als diejenige bezeichnet werden, deren Genius es in diesem einen Buch gelingt, darüber hinauszugehen: sie beschreibt eine Amoralität, die sich solidarisch wendet; sie beschreibt eine nüchterne Grausamkeit, die sich als menschlich warm nachempfinden lässt; sie schreibt in der ersten Person Plural – und es gelingt.

 

Auf der Liste: Soziale Kämpfe in Westberlin und Westeuropa

Während der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts sowie einige Ergänzungen und Ausblicke

The Amazing Adventures of Cavalier and Clay

/ 2000

Michael Chabon gehört zu den besten jüdischen Romanciers der Gegenwart, für The Amazing Adventures of Cavalier and Clay (Deutsch: Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay) gewann er sogar den Pulitzer Preis. Im Zentrum der Geschichte stehen die zwei jungen Comic-Fans und bald auch -Macher Josef »Joe« Kavalier und sein Cousin Sammy Klayman. Die Erfindung von Superheld*innen wie The Escapist, Captain America oder Batman werden von Chabon auch als eine Antwort auf die Ohnmacht verstanden, mit denen zwei junge Juden aus Prag und Brooklyn, New York der Vernichtung ihrer Familien durch die Nazis trotzen. Und zugleich zu einer Antwort auf verbotenes Begehren in den USA der 1940er und 50er Jahre.

 

Warum lesen

Weil Rache manchmal auch eine Form der literarischen Selbstermächtigung sein kann, gerade auch angesichts einer Realität, in der man tatenlos zuschauen muss, wie die anderen Gewalt ausüben.

[mc]

Auf der Liste: Jüdische Rache

Auf der Suche nach Gerechtigkeit in der Literatur nach 1945

Wann, wenn nicht jetzt?

/ 1986
Se non ora, quando? / 1982

In den wenigen Fällen, in denen jüdische Rache für die Shoah dann doch einmal groß erzählt und inszeniert wird, sind es meist Geschichten von Kämpfern: Die Bielski-Brüder in den Wäldern Weißrusslands, Abba Kovner und sechs Millionen tote Deutsche, die Jüdische Brigade. Überlebende der Lager spielen in diesen Geschichten meist keine große Rolle. Umso lesenswerter ist der Roman von Primo Levi, vor allem bekannt für seine Lagererinnerungen »Das periodische System« und »Ist das ein Mensch?«. Es ist die Partisanenfantasie eines KZ-Überlebenden. Basierend auf den Erzählungen eines Bekannten und intensiven Recherchen lässt Levi eine wachsende Gruppe von Versprengten in den letzten zwei Kriegsjahren quer durch Osteuropa ziehen. Mendel und Leonid und Dov und Gedale und Rokhele und Line und Pavel und Mottel und all die anderen – jede Figur hat ihre eigene Geschichte und wird von Levi liebevoll und detailliert gezeichnet. Für einige ist der Wunsch nach Rache der wichtigste Antrieb zu überleben und weiterzukämpfen. Und als der Krieg plötzlich vorüber ist, ist er es eben nicht für alle…

 

Warum lesen

Weil ohne diesen Roman im Periodensystem von Primo Levi ein paar wichtige Elemente fehlen würden.

Bester Satz: »Freu dich nicht, wenn dein Feind stürzt; hilf ihm aber auch nicht beim Aufstehen.«

[ssch]

Auf der Liste: Jüdische Rache

Auf der Suche nach Gerechtigkeit in der Literatur nach 1945