Geschichte

Brecht und Weigel Haus

Im Herzen Berlins

Das Brecht-Haus liegt in der Chausseestraße 125, in der Mitte Berlins. Es war die letzte Wohn- und Arbeitsstätte Bertolt Brechts und Helene Weigels. Heute befinden sich an diesem Ort das Literaturforum im Brecht-Haus sowie, zum Archiv der Akademie der Künste Berlin gehörend: das Brecht-Weigel-Museum und das Bertolt-Brecht-Archiv. Die Geschichte des Hauses beginnt im 19. Jahrhundert. Mit seinem klassizistischen Baukörper zählt das Gebäude, um 1840 erbaut und später um ein Hinterhaus für gewerbliche Zwecke ergänzt, zu den ersten Häusern der Chausseestraße. Mitte des 20. Jahrhunderts, als Bertolt Brecht und Helene Weigel in das Haus einzogen, war das Gebäude ein gewöhnliches Berliner Mietshaus mit einem Tabak- und Lebensmittelgeschäft im Erdgeschoss des Vorderhauses und Werk- bzw. Atelierräumen im Hinterhaus. Erst mit dem Einzug Brechts und Weigels entwickelte das Haus schließlich eine Strahlkraft weit über Berlin hinaus und wurde zu einem der bekanntesten Orte der Theater- und Literaturgeschichte – ein Ruhm, der bis heute anhält.

Rastlose Jahre

Das Haus in der Chausseestraße war die letzte Berliner Adresse Brechts. Als sich der in Augsburg geborene Literat in den 1920er Jahren für die Kulturmetropole Berlin entschied, lebte er anfangs in wechselnden Wohnungen nahe des Berliner „Kudamms“, später zusammen mit seiner Ehefrau Helene Weigel. Nach ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten im Februar 1933, die sie über Skandinavien bis in die USA führte, wohnten Brecht und Weigel 1948 bei ihrem ersten Aufenthalt im kriegszerstörten Berlin vorübergehend in einem unzerstört gebliebenen Seitenflügel des Hotels Adlon am Pariser Platz. Nach einer weiteren Übergangslösung erhielten sie im April 1949 eine Zuweisung für ein geräumiges Haus in Weißensee, wo sie bald darauf einzogen. Ab Frühjahr 1952 bewohnten sie zusätzlich einen am Ufer des Schermützelsees in Buckow gelegenen Sommersitz in der Märkischen Schweiz. Als Helene Weigel das gemeinsame Haus in Weißensee verließ, machte sich Brecht auf die Suche nach einer neuen Unterkunft. Im Juli 1953 berichtete er erstmals von einer geeigneten Wohnung für sich in der Chausseestraße 125, die er schließlich im Oktober des Jahres bezog. Wenig später ließ sich auch Helene Weigel wieder im selben Haus wie Brecht nieder.

Wohnraum und Denkfabrik

Ein Vorzug der Wohnlage in der Chausseestraße 125 bestand in der Nähe zu den Berliner Theatern, speziell dem Deutschen Theater und dem späteren Berliner Ensemble. Brechts Räumlichkeiten lagen im ersten Obergeschoss des hinteren Seitenflügels und Hinterhauses, direkt unterhalb der Wohnräume Weigels und über dem gemeinsam genutzten Speisezimmer samt Küche im Erdgeschoss. Dank der ausreichend großen Zimmer bot sich Brecht genügend Platz zum Arbeiten, aber auch um mit Freunden und Kollegen zu diskutieren. Unter den Gästen waren Dramaturgen, Schauspieler, Komponisten, Künstler und Freunde wie Hanns Eisler, Paul Dessau, John Heartfield, Elisabeth Hauptmann, Ruth Berlau und viele weitere.

August 1956 und die Folgejahre

Nach einem zweimonatigem Aufenthalt in Buckow kehrte der gesundheitlich stark angeschlagene Brecht Anfang August 1956 in seine Berliner Wohnung zurück, um sich in ärztliche Behandlung nach München zu begeben. Dazu aber sollte es nicht mehr kommen. Am 14. August starb Brecht in seiner Wohnung in der Chausseestraße an Herzversagen. Drei Tage später fand die Grablegung auf dem benachbarten Dorotheenstädtischen Friedhof, in direkter Blicklinie seines Arbeitszimmers, statt.

Nach Brechts Tod zog Helene Weigel in das Erdgeschoss des Hinterhauses ein. Die früher von ihr bewohnten Räume in der zweiten Etage des hinteren Seitenflügels sowie des Hinterhauses übergab sie dem Bertolt-Brecht-Archiv, das sie nach dem Tod Bertolt Brechts gegründet hatte. In der neu hergerichteten Wohnung im Erdgeschoss lebte Helene Weigel bis zu ihrem Tod im Jahre 1971. Beerdigt wurde sie neben Brecht in der gleichen Grabstätte.

Eröffnung als „Brecht-Haus Berlin“

Im Jahre 1974 wurde das Haus in der Chausseestraße 125 unter Denkmalschutz gestellt. Von 1977 bis Anfang 1978 wurde der Gebäudekomplex daraufhin restauriert und zu einer Gedenkstätte sowie einem Ort des kulturellen Austauschs umgestaltet. Die Wohnräume Brechts und Weigels konnten zu großen Teilen im Originalzustand erhalten bleiben. Am Vorabend zu Brechts 80. Geburtstag am 10. Februar 1978 wurde das Haus in der Chausseestraße 125 als „Brecht-Haus Berlin“ feierlich eröffnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Unter diesem Dach befanden sich neben dem räumlich vergrößerten Brecht-Archiv jetzt die neu gegründete Brecht-Weigel-Gedenkstätte und das neu gegründete Brecht-Zentrum der DDR. Ebenfalls im Haus verblieb das Büro der Brecht-Erben. Vervollständigt wurde das Ensemble durch ein Kellerrestaurant sowie eine Buchhandlung (im Nebenhaus), die dem Brecht-Zentrum zugeordnet waren.

Ein Ort im Wandel

Nach dem politischen Umbruch im Jahre 1989 und dem Ende der DDR wurde das Grundkonzept des Brecht-Hauses beibehalten, aber überarbeitet. Buchhandlung und Kellerrestaurant kamen in private Hände. Das einstige Brecht-Zentrum der DDR erhielt eine grundsätzliche programmatische Neuausrichtung. An seine Stelle rückte 1991 das BrechtZentrumBerlin, das 1992 in Literaturforum im Brecht-Haus umbenannt wurde und die Reflexion über das Schaffen Brechts zwar fortsetzt, sich aber darüber hinaus als eines der Berliner Literaturhäuser etablieren konnte. Die Brecht-Weigel-Gedenkstätte, seit 2018 Brecht-Weigel-Museum, und das Brecht-Archiv wurden Teil des aus der Vereinigung von Ost- und Westakademie schließlich hervorgegangenen Archivs der Akademie der Künste und bieten einer nun größer gewordenen Öffentlichkeit Zugang zum Nachlass und zu den Wohnungen von Bertolt Brecht und Helene Weigel.