Olga Grjasnowa: Literatur und Krieg

Statement für die Veranstaltung „Literatur und Krieg“ im Rahmen des Netzwerks Richtige Literatur im Falschen, 1.12.2022

 

Ich habe an die 200 Mal angefangen, einen Satz zu schreiben und diesen dann wieder gelöscht. Ich bin schon seit einer ganzen Weile vor meinen Computer. Aber eigentlich kann ich weder in der Lage, über einen Krieg zu sprechen oder zu schreiben. Ich war nie näher als zwei Kilometer von einem Krieg entfernt. Keine Worte können die Gewalt beschreiben, ihr gerecht werden, oder sollten es. Sie beschreiben stets das andere, das Warten, das Danach, das Davor. Das Sitzen in einem ruhigen Hotelzimmer ist das Gegenteil des Krieges, es ist sicher, angenehm. Ich bleibe einfach noch ein wenig sitzen. Ich weiß nichts über den Krieg, außer dass niemand heil aus diesem zurückkehrt.