

Mo 06.07.2015 – Fr 10.07.2015
Eine Woche für Jacob Michael Reinhold Lenz
„Unaufhörlich Lenz gelesen“, notiert Kafka am 21. August 1912 in seinem Tagebuch und weist damit auf einen Autoren (1751-1792) hin, der zu den ‚dunklen Aufklärern‘ des 18. Jahrhunderts gehört, die erst spät und mühsam Eingang in den Kanon der Literaturgeschichte gefunden haben. Büchners geniale Erzählung „Lenz“ (1839) – von Heiner Müller als „Prosa aus dem 21. Jahrhundert“ bezeichnet – ist bis heute das entscheidende Rezeptionszeugnis. Es hat die Erinnerung an den schon zu Lebzeiten totgesagten Poeten lebendig gehalten, zugleich aber ein so auratisches Bild von einsamer und ausgestoßener Künstlerschaft entworfen, dass dahinter der reale Schriftsteller und sein Werk lange Zeit zu verschwinden drohten. Worin besteht daher heute das Faszinosum Lenz?
Projektleitung: Inge Stephan
Im Rahmen der Lenz-Rezeption bilden die Filme ein spannendes Genre, das zwar einer eigenen cineastischen Bildlogik folgt, dabei zugleich aber auf die politischen und gesellschaftlichen Kontexte verweist, in denen es situiert ist und die es bedient. Der Filmwissenschaftler Manuel Köppen wird Auszüge aus Filmen von Egon Günther (1992), Thomas Imbach (2006), Andreas Morell (2009) und Isabell Krötsch (2011) präsentieren, sich... weiterlesen
Auch wenn die „Lenz“-Novelle von Büchner ein wirkmächtiger Text ist und die Rezeption bis heute prägt, hat es doch immer wieder Versuche gegeben, einen eigenen Zugang zu dem historischen Autor zu finden, wie etwa die erfolgreichen Erzählungen von Peter Schneider („Lenz“, 1973) und Gert Hofmann („Die Rückkehr des verlorenen Jakob Michael Reinhold Lenz nach Riga“, 1981) zeigen. Mit „Der Hofmeister“... weiterlesen
Mit der 2015 veröffentlichten Lenz-Biografie von Herbert Kraft liegt nach Sigrid Damms einfühlsamem Lenz-Porträt „Vögel, die verkünden Land“ (1985) eine umfangreiche wissenschaftliche Arbeit vor, die eine Summe der bisherigen Forschungen zu Autor und Werk zieht. Die Gesprächsrunde versammelt ausgewiesene Lenzforscher, setzt sich kritisch mit den bisherigen Lenz-Bildern auseinander und thematisiert die besonderen Herausforderungen, sich mit dem Leben und Werk eines... weiterlesen
Dass auch jenseits des „Hofmeister“ und der „Soldaten“ Entdeckungen im Werk von Lenz zu machen sind, zeigt ein Blick in die bis heute maßgebliche dreibändige Werkausgabe (1987) von Sigrid Damm, aus der für diesen Abend eine sehr persönliche Auswahl getroffen worden ist. Auch als Lyriker und Prosaschriftsteller hat Lenz seinen ganz eigenen Ton. Er, der nach eigenen Worten „von Jugend... weiterlesen
Eine wichtige Station in der Neubewertung des Autors ist die „Hofmeister“-Bearbeitung (1949/50) von Brecht, der sich bereits während seiner Exilzeit intensiver mit Lenz beschäftigt hat. Mit seiner Aufführung in Berlin lieferte Brecht einen Beitrag zur damaligen Schul- und Bildungsreform, die als Motor der sozialistischen Umgestaltung der DDR gedacht war. Die Pointe des Stücks, „daß die Lehrer Stellen bekommen können, wenn... weiterlesen