Klagen sind schrecklich und schön. Sie wurden erfunden, um uns über (eine) Grenze(n) zu tragen. Um uns zu trösten. Und doch zu verstören. Anhand zeitgenössischer Beispiele aus fremden wie eigenen Werken entwickelt Ulrike Draesner eine Poetologie der Klage: Wie eine (Lebens)Erfahrung schreiben? Wie Worte finden für Verlust? Was passiert mit „dem“ Schmerz? Welche Rolle spielt Erinnerung? Tritt in der Klage Dichtung das autofiktionales Genre schlechthin hervor? Wie steht es um den performativen Gehalt, das Klagen als Tun, als Ritus, das Klagen im Kollektiv? – Eingangs führen die Projektleiter*innen in das Thema ein: Was verstehen wir unter Klagedichtung? Und wo steht sie heute?
Programm
Mi 31.05.2023
»wölkchen, du« – Sprechen vom Finden, Sprechen vom Verlieren. Poetisches Klagen
Klagen sind schrecklich und schön. Sie wurden erfunden, um uns über (eine) Grenze(n) zu tragen. Um uns zu trösten. Und doch zu verstören. Anhand zeitgenössischer Beispiele aus fremden wie eigenen Werken entwickelt Ulrike Draesner eine Poetologie der Klage: Wie eine (Lebens)Erfahrung schreiben? Wie Worte finden für Verlust? Was passiert mit „dem“ Schmerz? Welche Rolle spielt... weiterlesen
Deep Lamenting. Ein Streifzug durch Klagedichtungen
Historische und aktuelle Texte internationaler Klagedichtung werden gemeinsam gelesen und diskutiert – von der Antike und der jüdischen Tradition des Tanach über mittelalterliche und neuzeitliche Klagelieder bis zu Dichter*innen des 20. und 21. Jahrhunderts, die aus der Erfahrung von Genozid, Krieg, Flucht oder Krankheit, Tod und Verlust klagende Poesie schrieben wie Georg Trakl, Hannah Szenes,... weiterlesen
Historische und aktuelle Texte internationaler Klagedichtung werden gemeinsam gelesen und diskutiert – von der Antike und der jüdischen Tradition des Tanach über mittelalterliche und neuzeitliche Klagelieder bis zu Dichter*innen des 20. und 21. Jahrhunderts, die aus der Erfahrung von Genozid, Krieg, Flucht oder Krankheit, Tod und Verlust klagende Poesie schrieben wie Georg Trakl, Hannah Szenes, Selma Meerbaum-Eisinger, W. H. Auden, Anne Sexton, Yehuda Amichai, Alice Oswald, Maciej Wozniak, Valzhyna Mort oder Warsan Shire. Nicht zuletzt kommen auch Texte von Jan Wagner, Birgit Kreipe und Alexander Estis selbst zu Gehör.
Do 01.06.2023
»Zu Gericht sitzen« Ein Potpourri über den Zusammenhang von Magen und Klagen – »Wehbuch« Ein Live-Hörspiel
In Klagen spricht sich nicht nur Ohnmacht, sondern auch Selbstbehauptung aus. Zumal, wenn das Klagen Zutaten für Anklagen sammelt. »Mahlzeit!« sagt man gern in den Fluren der Jurisprudenz zur Mittagszeit, wenn die Rechtsprechung im Zenit steht. Steckt womöglich mehr dahinter als eine Grußformel? Im zweiten Teil des Abends werden die Triolistin, Saxofonistin und Sängerin... weiterlesen
In Klagen spricht sich nicht nur Ohnmacht, sondern auch Selbstbehauptung aus. Zumal, wenn das Klagen Zutaten für Anklagen sammelt. »Mahlzeit!« sagt man gern in den Fluren der Jurisprudenz zur Mittagszeit, wenn die Rechtsprechung im Zenit steht. Steckt womöglich mehr dahinter als eine Grußformel?
Im zweiten Teil des Abends werden die Triolistin, Saxofonistin und Sängerin Hester Cnossen und die Autorin Dagmara Kraus das »maulelaunenmanual« nun im Rahmen eines Live-Hörspiels auf die Bühne bringen und beschwören einen alten Totenkult herauf.
Singen aus Unheil. Leiderfahrung und Sprachfindung
Die Autor*innen und Moderator*innen lesen eigene Lyrik und Prosa. Dabei geht es um ein Schreiben, das Negativität in Geschichte und existentieller Erfahrung gegen das Übertünchen mit Positive Thinking ernst nimmt. Das den Blick in Abgründe von Krankheit, Verlust und Tod wie auf alltägliche Kalamitäten und Objekte richtet. Wie finden Menschen in »totalen Institutionen« (Erving Goffman)... weiterlesen
Die Autor*innen und Moderator*innen lesen eigene Lyrik und Prosa. Dabei geht es um ein Schreiben, das Negativität in Geschichte und existentieller Erfahrung gegen das Übertünchen mit Positive Thinking ernst nimmt. Das den Blick in Abgründe von Krankheit, Verlust und Tod wie auf alltägliche Kalamitäten und Objekte richtet. Wie finden Menschen in »totalen Institutionen« (Erving Goffman) zur Stimme? Wie strukturiert Krieg die Welterfahrung um? Wie machen Gedichte den Skandal der Gleichzeitigkeit von Krieg und Frieden erfahrbar? Können sie Sprache und Zusammenhang zurückgewinnen, wenn im Leid der Gewalt aller Sinn verloren gegangen ist und die Erfahrung sich verschließt? Wodurch entsteht Katharsis?