Klagen sind schrecklich und schön. Sie wurden erfunden, um uns über (eine) Grenze(n) zu tragen. Um uns zu trösten. Und doch zu verstören. Anhand zeitgenössischer Beispiele aus fremden wie eigenen Werken entwickelt Ulrike Draesner eine Poetologie der Klage: Wie eine (Lebens)Erfahrung schreiben? Wie Worte finden für Verlust? Was passiert mit „dem“ Schmerz? Welche Rolle spielt Erinnerung? Tritt in der Klage Dichtung das autofiktionales Genre schlechthin hervor? Wie steht es um den performativen Gehalt, das Klagen als Tun, als Ritus, das Klagen im Kollektiv? – Eingangs führen die Projektleiter*innen in das Thema ein: Was verstehen wir unter Klagedichtung? Und wo steht sie heute?
31. Mai – 01. Juni 2023
Klagedichtung
Ausdruck des Leidens und des Widerstands
Seit der frühesten schriftlichen Überlieferung bildet Klagedichtung – etwa als biblisches Klagelied, Trauergesang, Totenklage, tragisches Bühnenlied oder Elegie – einen Großteil nicht nur der europäischen Literaturgeschichte. Leiden aufgrund von Krankheit, Schmerz, Gewalt, Zerstörung, Verlust oder Tod kommt in klagender Dichtung zur Sprache. Sie kann das Leiden nicht aufheben, aber ein künstlerische Form dafür finden. Was den Lebensmut bricht und nimmt, wird durch poetisches Sprechen mitteilbar und ästhetisch verwandelt. Klageliteratur erlaubt, sich qualvollen Zumutungen zu stellen und Mitgefühl auszubilden, Widerstandkraft und Distanz zu gewinnen. Klagedichtung erhebt Anklage. Sie besingt das Verlorene und stiftet Gemeinschaft. Das zweitägige Programm aus Vorträgen, Lesungen, Performances und Gesprächen widmet sich ihr in weiten Bögen und vielfältigen Stimmen.
Konzeption und Leitung: Asmus Trautsch und Melanie Katz
Gefördert vom Deutschen Literaturfonds aus Mitteln von Neustart Kultur
Programm
Mi. 31.05.2023
»wölkchen, du« – Sprechen vom Finden, Sprechen vom Verlieren. Poetisches Klagen
Klagen sind schrecklich und schön. Sie wurden erfunden, um uns über (eine) Grenze(n) zu tragen. Um uns zu trösten. Und doch zu verstören. Anhand zeitgenössischer Beispiele aus fremden wie eigenen Werken entwickelt Ulrike Draesner eine Poetologie der Klage: Wie eine... weiterlesen
Deep Lamenting. Ein Streifzug durch Klagedichtungen
Historische und aktuelle Texte internationaler Klagedichtung werden gemeinsam gelesen und diskutiert – von der Antike und der jüdischen Tradition des Tanach über mittelalterliche und neuzeitliche Klagelieder bis zu Dichter*innen des 20. und 21. Jahrhunderts, die aus der Erfahrung von Genozid,... weiterlesen
Historische und aktuelle Texte internationaler Klagedichtung werden gemeinsam gelesen und diskutiert – von der Antike und der jüdischen Tradition des Tanach über mittelalterliche und neuzeitliche Klagelieder bis zu Dichter*innen des 20. und 21. Jahrhunderts, die aus der Erfahrung von Genozid, Krieg, Flucht oder Krankheit, Tod und Verlust klagende Poesie schrieben wie Georg Trakl, Hannah Szenes, Selma Meerbaum-Eisinger, W. H. Auden, Anne Sexton, Yehuda Amichai, Alice Oswald, Maciej Wozniak, Valzhyna Mort oder Warsan Shire. Nicht zuletzt kommen auch Texte von Jan Wagner, Birgit Kreipe und Alexander Estis selbst zu Gehör.
Do. 01.06.2023
»Zu Gericht sitzen« Ein Potpourri über den Zusammenhang von Magen und Klagen – »Wehbuch« Ein Live-Hörspiel
In Klagen spricht sich nicht nur Ohnmacht, sondern auch Selbstbehauptung aus. Zumal, wenn das Klagen Zutaten für Anklagen sammelt. »Mahlzeit!« sagt man gern in den Fluren der Jurisprudenz zur Mittagszeit, wenn die Rechtsprechung im Zenit steht. Steckt womöglich mehr dahinter... weiterlesen
In Klagen spricht sich nicht nur Ohnmacht, sondern auch Selbstbehauptung aus. Zumal, wenn das Klagen Zutaten für Anklagen sammelt. »Mahlzeit!« sagt man gern in den Fluren der Jurisprudenz zur Mittagszeit, wenn die Rechtsprechung im Zenit steht. Steckt womöglich mehr dahinter als eine Grußformel?
Im zweiten Teil des Abends werden die Triolistin, Saxofonistin und Sängerin Hester Cnossen und die Autorin Dagmara Kraus das »maulelaunenmanual« nun im Rahmen eines Live-Hörspiels auf die Bühne bringen und beschwören einen alten Totenkult herauf.
Singen aus Unheil. Leiderfahrung und Sprachfindung
Die Autor*innen und Moderator*innen lesen eigene Lyrik und Prosa. Dabei geht es um ein Schreiben, das Negativität in Geschichte und existentieller Erfahrung gegen das Übertünchen mit Positive Thinking ernst nimmt. Das den Blick in Abgründe von Krankheit, Verlust und Tod... weiterlesen
Die Autor*innen und Moderator*innen lesen eigene Lyrik und Prosa. Dabei geht es um ein Schreiben, das Negativität in Geschichte und existentieller Erfahrung gegen das Übertünchen mit Positive Thinking ernst nimmt. Das den Blick in Abgründe von Krankheit, Verlust und Tod wie auf alltägliche Kalamitäten und Objekte richtet. Wie finden Menschen in »totalen Institutionen« (Erving Goffman) zur Stimme? Wie strukturiert Krieg die Welterfahrung um? Wie machen Gedichte den Skandal der Gleichzeitigkeit von Krieg und Frieden erfahrbar? Können sie Sprache und Zusammenhang zurückgewinnen, wenn im Leid der Gewalt aller Sinn verloren gegangen ist und die Erfahrung sich verschließt? Wodurch entsteht Katharsis?
Klagetexte
Melanie Katz
Místo nárku/instead of a lament
to the memory of Ilse Weber
(Im Traum) trug ich
Asche zum Meer (zum Meer)
…In die Tür häng ich
ein Kleid aus licht
blauem Taft und der Klage
der Mohnfelder genäht
Dagmara Kraus
Aus: wehbuch (undichte prosage)
(2016)
Bernd Lüttgerding
»Also, damit ich nicht wüte, klag ich im Stillen…«
»Ach, dass ich schreien wollen könnte, trunken von echtem Weh.«
Simone Scharbert
Aus: Rosa in Grau (2022)
»Meine Erinnerung, ein schwarzes Geschöpf.
Streicht durch mich. Leichtfüßig.
Spaziert durch die Winkel meines Körpers,
ob ich will oder nicht.«
Simone Scharbert
Aus: Du Alice (2019)
»Schwarzflecken, Schwarzräume in mir,
die sich ausdehnen, wachsen, gegen den Rand. Manchmal versuche ich danach zu greifen.
Mit einem Wort, mit einer Ahnung.
Greife ins Nichts.«
Hendrik Jackson
»Mahlzeit« sagt man gern in den weiten Fluren der exekutiven Jurisprudenz zur Mittagszeit, wenn die Rechtsprechung im Zenit steht und der enge Geist der vollstreckenden Definition an der Kantinentablettschiene sich auflockert und die Glieder streckt in Erwartung leibseliger Sättigung. Steckt womöglich mehr dahinter als eine Grußformel? Schließlich mahlen auch die Mühlen der Justiz langsam, aber ihre Entscheidungen beeinflussen den Alltag noch bis hinein ins letzte Glied der Gesellschaft. Das langsame Kauen erleichtere den Verdauungsprozess im Darmtrakt, sagt man, doch man klagt über die zähfließende juristische, Sachverhalte wiederkäuende Sprache, die einen Aktenstau in den Trakten der Gerichtshöfe hervorzubringen scheint und deren soziale Wulste sich nur langsam in Prozessen auflösen lässt. Magen und Klagen hat es homophonisch und semantisch in sich – aber was hat es damit real auf sich?
Ulrike Draesner
Aus: wölkchen, du – Sprechen vom Finden, Sprachen der Verlierens
[…] in einer Klage, der ich glauben kann – die mich berühren dürfen soll, spricht der Körper mit.
Als Gefäß könnte eine Klage meinen Schmerz enthalten und – wegbringen. Vielleicht wünscht man sich das. Doch: eine Klage ist kein Gefäß: Schmerz kann nicht enthalten werden.
Wann suche ich Poesie auf? Wann brauche ich sie, wo spricht sie am lebens-notwendigsten zu mir? Ihr Trost ist nicht billig, wenn er den Namen Poesie verdient. Er ist ein Trost aus dem Sprechen selbst – dem Nicht-Verstummen. Ein Trost, der inhaltlich nicht beruhigt, nichts überdeckt, nichts versüßt. Ein Trost, WEIL dieses Sprechen selbst gestört ist – weil die Verstörung, die der Verlust, der der Boden und Grund und die Aus-Schüttung meiner Klage ist, in ihm ihre Spuren gesetzt hat.
Klage neigt zu Mehrstimmigkeit, weil ihre performative Bedeutung in der Verbindung zu anderen entsteht. So wird Schmerz anerkannt wird: als allein-nicht-allein.
Alexander Estis
Was ist die grösste Klage? Die grösste Klage ist meine Klage. Die grösste Klage ist die Klage eines Fremden. Die grösste Klage ist die Klage einer Mutter. Die grösste Klage ist die Klage eines Königs. Die grösste Klage ist die Klage eines Erdwurms. Die grösste Klage ist das Geschöpf. Die grösste Klage ist Asche. Die grösste Klage ist eine, die niemand vernimmt. Die grösste Klage ist eine, die verstummt. Die grösste Klage ist eine, die nicht verhallt.
Zoltán Danyi
Aus dem Ungarischen von Terézia Mora
Aus den Gedichtbänden Több fehér (Mehr weiß), A cs. és kir. rózsakert (Der K.u.K-Rosengarten) und Háborús versek (Kriegsgedichte)
Der Wind bringt Muschelgeruch
vom offenen Meer und Kanonendonner
von einem mit freiem Auge
kaum sichtbaren Zerstörer
*
der Staub in den Augen, im Herzen,
den Adern kann sich vielleicht
nie mehr legen, erst wenn sie sich gegenseitig
auf die Schulter nehmen und weitergehen,
ohne einen Blick zurück
Ramy Al-Asheq
Aus dem Arabischen von Kerstin Wilsch
Aus: Nr. 2935
Ich bin die Frau, die die Sprache der Möwen versteht und die Trauer zwischen ihren Flügeln lesen kann, die Trauer, die einem Punkt auf ihrer Brust ähnelt, dessen Namen die anderen vergessen haben und ihn deshalb „Herz“ nannten!
*
Ich sehe, wie sich die Konvois nähern,
Sie kommen als Menschen
Und gehen als Asche
Ich löse deine Haut vom Tod
Ich schreibe ein Gedicht und lösche es wieder mit den Fingerspitzen
*
Ich ging, ohne zu wissen, dass die Züge, die uns ins Lager brachten, Flüchtlinge von der Balkangrenze nach Deutschland holten.
Als ich zurückkehrte, hatten die Tage meine Sprache gegessen
Asmus Trautsch
Aus: anginae. penetrant ad viscera
gegen das kippen an klagen. gegen
ein du.
Asmus Trautsch
Aus: in saint-germain nach dem musée rodin
auf einem pappthron, die stirn in der burg ihrer
hände, sitzt, den rücken zur sichel gebogen
wie im garten die bronze, doch ohne bühne
Camille. schaut nicht, trägt nichts, spielt nicht für
blicke. ich schaue und gehe, schreibe aus meiner
bildergarderobe. dieses gedicht ist nicht schuldlos.

Ulrike Draesner wurde 1962 geboren, lebt in Berlin. Sie schreibt Gedichte, Erzählungen, Romane sowie Essays und ist seit 2018 Professorin für literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Zuletzt erschienen der Gedichtband »hell & hörig« (Penguinverlag, München 2022) und der Roman »Die Verwandelten« (Penguinverlag, München 2023). Draesner wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Preis der Literatour Nord (2020), dem GEDOK Literaturpreis (2020), dem Deutschen Preis für Nature Writing (2020), dem Bayrischen Buchpreis (2020) sowie dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds (2021). Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Berliner Akademie der Künste. www.draesner.de

Alexander Estis wurde 1986 in einer jüdischen Künstlerfamilie in Moskau geboren, 1996 siedelte er nach Hamburg über. Nach Abschluss des Studiums lehrte er deutsche Sprache und Literatur an verschiedenen Universitäten. Seit 2016 lebt er als freier Autor in der Schweiz. 2022 erschien als sein siebtes Buch der Prosaband »Fluchten« in der edition mosaik. Alexander Estis schreibt Kolumnen, Essays und Reportagen für FAZ, NZZ, SZ, ZEIT und andere Zeitungen. Seine Radiobeiträge sind regelmäßig auf Deutschlandfunk Kultur zu hören. Für seine Texte erhielt er mehrfach Auszeichnungen und Stipendien; derzeit residiert er als Stadtschreiber in Dortmund.

Birgit Kreipe wurde 1964 in Hildesheim geboren, studierte Psychologie und Neuere deutsche Literatur. Sie arbeitet als Psychotherapeutin, als Lyrikerin und als Übersetzerin von Lyrik in Berlin. Ihre beiden letzten Gedichtbände, »SOMA« (2016) und »aire« (2021) erschienen bei kookbooks in Berlin. Die Gedichte verbinden individuelle mit historischen und phantastischen Zeit- und Erlebnisschichten und arbeiten dabei u.a. mit Bezügen zu Psychoanalyse und bildender Kunst. Sie wurde mit dem Münchner Lyrikpreis 2013 und dem Irseer Pegasus 2014 ausgezeichnet. 2022 war sie Stipendiatin der Deutschen Akademie Rom Casa Baldi. Ebenfalls 2022 erhielt sie den Literaturpreis der A und A Kulturstiftung.

Jan Wagner wurde 1971 in Hamburg geboren, lebt als Lyriker, Übersetzer englischer Lyrik und Essayist in Berlin. Neben Gedichtbänden – darunter »Regentonnenvariationen« (2014), »Selbstporträt mit Bienenschwarm«. Ausgewählte Gedichte (2016) sowie »Die Live Butterfly Show« (2018) (alle im Hanser Verlag Berlin) – veröffentlichte er die Essaysammlungen »Die Sandale des Propheten« (Berlin Verlag 2011), »Der verschlossene Raum« (Hanser Berlin 2016) und »Der glückliche Augenblick« (Hanser Berlin 2021). Er erhielt u.a. den Preis der Leipziger Buchmesse (2015) und den Georg-Büchner-Preis (2017).

Hendrik Jackson wurde 1971 in Düsseldorf geboren, lebt nach dem Studium der Filmwissenschaft, Slawistik und Philosophie als freier Autor und Übersetzer in Berlin. Von 2019 bis 2021 unterrichtete er an der Lomonossow-Universität Moskau deutsche zeitgenössische Literatur und Übersetzung, seit 2022 an der Universität Stettin. Neben seiner Arbeit als Lyriker, Essayist und Übersetzer vor allem aus dem Russischen ist er Herausgeber des Internetportals www.lyrikkritik.de. Außerdem war er Mitveranstalter der Literaturreihe Parlandopark und gründete in Zusammenarbeit mit dem Haus für Poesie die Akademie für Lyrikkritik, die er bis 2020 leitete. Zuletzt erschien »Panikraum« – 3 Erkundungen (kookbooks 2018).

Dagmara Kraus wurde 1981 in Wrocław, Polen geboren, lebt als Dichterin und Lyrikübersetzerin zwischen Strasbourg und Hildesheim, wo sie sei 2021 literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft unterrichtet. Zuletzt erschienen sind ihr Gedichtband »liedvoll, deutschyzno« (kookbooks 2021), der Essay »Murfla und die Blocksbärte«. »Die Verwandlungen des Miron Białoszewski« (Wunderhorn 2022) und das aus ihrer Dissertation hervorgegangene Buch »Poetiken des Sprungs« (Urs Engeler 2023). 2021 erhielt sie Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung und den Lyrikpreis Meran. Seit 2022 ist sie Mitglied der Berliner Akademie der Künste.

Hester Cnossen wurde in den Niederlanden geboren und lebt als Musikerin in Berlin. Sie bewegt sich gerne in verschiedenen Stilen, wofür sie dankbar die Vielseitigkeit ihres Hauptinstruments Saxophon nutzt. Sie studierte am Conservatorium van Amsterdam bei Arno Bornkamund. Sie wirkte in mehreren Theaterorchestern wie dem »Nederlands Theaterorkest« und dem »Amsterdams Theaterorkest« mit. Zudem ist sie aktiv in Schaffensprozess von Produktionen involviert, zum Beispiel in »de Driestuiversopera und Lenny Bruce« (Noord Nederlands Toneel) oder in Zusammenarbeit mit dem Sänger Matthias Kadar und dem Puppenspieler Feike Boschma. Sie schlägt eine Brücke zwischen den musikalischen, sprachlichen und visuellen Seiten des Musiktheaters.

Ramy Al-Asheq ist ein syrisch-palästinensischer Lyriker, Journalist und Kurator. Seine Gedichte sind in fünf Gedichtbänden auf Arabisch sowie in Anthologien und Literaturzeitschriften erschienen und in viele Sprachen übertragen worden. 2014 kam er mit einem Autorenstipendium des Heinrich-Böll-Hauses nach Deutschland. Im darauffolgenden Jahr wurde er von der Al-Qattan Stiftung in Ramallah mit einem Literaturpreis ausgezeichnet. Ende 2017 lancierte Al-Asheq das deutsch-arabische Kulturmagazin FANN. Außerdem ist er Kurator für das Literaturhaus Berlin und Mitgründer der Arabisch-deutschen Literaturtage Berlin. In deutscher Übersetzung erschienen »Gedächtnishunde« (2019), »Das geschenk das uns alle tötete« (2020), »Weniger als Ein Kilometer« (Mit Dima Al-Bitar Kalaji, 2022), »Zurückbleiben« (2022).

Zoltán Danyi wurde 1972 in Senta, Jugoslawien, geboren. Er studierte Literatur in Novi Sad, Serbien, und Szeged, Ungarn. 2003 erschien sein Debüt als Lyriker.
Sein Romandebüt »Der Kadaverräumer« (übersetzt von Terézia Mora, Suhrkamp 2018) wurde 2015 mit dem Miklós-Mészöly-Preis, dem Tibor-Déry-Preis und dem Milán-Füst-Preis ausgezeichnet. Sein zweiter Roman »Rosenroman« kam auf die Shortlist für den Libri-Preis 2022. 2023 wird er auf Deutsch erscheinen. Zoltán Danyi lebt als Rosenzüchter in Senta, Serbien.

Bernd Lüttgerding, geboren 1973 in Peine, ist ein deutscher Schriftsteller und Lyriker. Er studierte Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaften in Greifswald, Bremen und Hannover. Seit 2008 lebt er in Belgien. Seine aus der Reibung an klassischem Formbewusstsein entstehenden Gedichte, Erzählungen und Essays publiziert Lüttgerding seit 2014 in Anthologien und Literaturzeitschriften. Ferner erschienen: »Stäubungen«. Gedichte. parasitenpresse, Köln 2017. »Der rote Fuchs«. Gedichte. parasitenpresse, Köln 2019. »Gesang vor Türen«. Roman. duotincta, Berlin 2020.

Simone Scharbert wurde 1974 in Aichach geboren, hat Politikwissenschaft, Philosophie und Literatur in München, Augsburg und Wien studiert und anschließend in Politikwissenschaft promoviert. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin und Dozentin in Erftstadt. Ihr Schreiben fokussiert gesellschaftliche Randgebiete, insbesondere aus frauengeschichtlicher Perspektive. Für ihr Projekt ALICE SCHREIBEN wurde sie mit einem der Lyrikpreise Feldkirch ausgezeichnet, für »Rosa in Grau« (edition AZUR/Voland & Quist 2022) mit einem Arbeitsstipendium des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW.

Asmus Trautsch wurde 1976 in Kiel geboren, lebt in Berlin. Als Lyriker, Essayist und Philosoph treiben ihn Themen der Negativität wie Umgang mit Leid, Krieg und ökologisch-sozialer Zerstörung um. Er hat an mehreren Hochschulen Philosophie und literarisches Schreiben unterrichtet, kuratiert interdisziplinäre Ausstellungen, Programmreihen und Festivals, u.a. das Festival der Kooperationen am Literaturhaus Berlin (2021) und die translationale berlin. Festival für Literaturübersetzung (2022). Neben seinen Gedichtbänden »Treibbojen« (2011) und »Caird« (2021) u.a. erschien 2020 die philosophische Studie »Der Umschlag von allem in nichts. Eine Theorie Tragischer Erfahrung«.

Melanie Katz studierte Sozialpsychologie und Deutsche Literaturwissenschaften und promovierte zu Geschlecht als Kategorie des Wissens an der Universität Basel. Sie lebt in Zürich, forscht zu Wissen um Pflanzen und arbeitet als Autorin und Performerin. Sie ist mit diversen Auszeichnungen im Bereich Literatur und Wissenschaft geehrt worden, zuletzt 2020 mit dem Anerkennungspreis der Literaturförderung der Stadt Zürich. Ihr lyrisches Debüt »Silent Syntax« ist 2018 im hochroth Verlag Wiesenburg erschienen. Gedichte hat sie zudem in diversen Anthologien und Zeitschriften publiziert, schreibt Radiofeatures und -Essays u.a. für SRF und DLF. Melanie Katz leitet das lyrische Projekt »Das Einsame Begräbnis« und die »Stadtdichtung« in der Deutschschweiz.
Dokumentation
»wölkchen, du« – Sprechen vom Finden, Sprechen vom Verlieren. Poetisches Klagen
Mit Ulrike Draesner, Moderation Asmus Trautsch
Einführung ins Thema Asmus Trautsch und Melanie Katz
Ulrike Draesner: »wölkchen, du« – Sprechen vom Finden, Sprechen vom Verlieren.
Deep Lamenting. Ein Streifzug durch Klagedichtungen
Mit Alexander Estis, Birgit Kreipe und Jan Wagner
Moderation: Melanie Katz und Asmus Trautsch
»Zu Gericht sitzen« Ein Potpourri über den Zusammenhang von Magen und Klagen – »Wehbuch« Ein Live-Hörspiel
Mit Hendrik Jackson, moderiert von Melanie Katz,
danach: Live-Hörspiel mit Hester Cnossen und Dagmara Kraus
Singen aus Unheil. Leiderfahrung und Sprachfindung
Mit Ramy Al-Asheq, Zoltán Danyi, Bernd Lüttgerding und Simone Scharbert
Moderation: Melanie Katz und Asmus Trautsch
„In einer Klage, der ich glauben kann – die mich berühren dürfen soll, spricht der Körper mit.“
Ulrike Draesner im Tagesspiegel:
https://www.tagesspiegel.de/kultur/klagen-in-der-dichtung-der-beredte-schmerz-9871514.html