Mai 2023 – November 2023
100 neue Wörter für Arbeit

In den letzten Jahren erhielten Begriffe wie »Home Office« oder »Care Work« vermehrte Aufmerksamkeit. Sie wurden unverzichtbar, um die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt zu beschreiben. Mit dem Ende der sogenannten Eindämmungsmaßnahmen steht die Frage im Raum, wie sich die Einstellungen zur Arbeit verändert haben und die Rückkehr an die Arbeitsplätze stattfindet. Ein neuer Begriff, der Ende 2022 von TikTok kommend in die digital-öffentliche Debatte gelangte und diese Frage aufgriff, ist Quiet Quitting. Das »stille Kündigen« beschreibt den Dienst nach Vorschrift, keinen unnötigen Einsatz und geringe Identifikation mit dem arbeitgebenden Unternehmen.

Solche neuen Begriffe und die großflächigen sprachlichen Entwicklungen zum Thema Arbeit stehen 2023 im Zentrum der Lecture Performance-Reihe »100 neue Wörter«, die seit 2022 mit jährlich wechselnden Themen im Literaturforum im Brecht-Haus stattfindet. Künstler*innen werden dazu eingeladen, neue Beiträge im Rahmen des Projektes zu entwickeln, in denen sie mit neuen Wörtern, Vokabularen und Perspektiven einer Sprachlosigkeit begegnen, die aus einer sich immer schneller verändernden Welt resultiert. Zentral ist dabei das Verständnis von Sprache als einem Instrument, das Macht bindet und Handlungsmöglichkeiten eröffnet. Dort, wo sich die erlebte Wirklichkeit in Wörter fassen lässt, wird die Welt beschreibbar, verhandelbar und damit auch veränderbar. Mit den sprachlichen Mitteln der Kunst beschreiben, zersetzen, überschreiben oder unterwandern die teilnehmenden Künstler*innen gegenwärtige Arbeitsrealitäten. Sie demaskieren den vermeintlich neutralen Begriff der Arbeit und entwerfen alternative Möglichkeiten, die Realitäten der Arbeitswelt beschreibbar zu machen.

Die Lecture Performance als hybrides Format zwischen Theorie, Literatur und Performance stellt die Künstler*innen und ihre Sprache/n in den Mittelpunkt. Sie lebt von der unmittelbaren Begegnung zwischen Künstler*in und Publikum und bietet die Möglichkeit des ästhetischen Vollkontakts. Gleichzeitig fungiert die Lecture Performance als Schnittstelle und Treffpunkt für Künstler*innen und Publika aus unterschiedlichen Disziplinen. Ihre verhältnismäßig jungen Wurzeln liegen in der Bildenden Kunst und im Theater, in der Literatur, im Film, im Tanz und der Netzkunst.

»100 neue Wörter« bringt diese unterschiedlichen Ästhetiken und künstlerischen Traditionen zusammen und ermöglicht einen thematisch gebundenen Dialog zwischen den Disziplinen.

Mit Lecture Performances von: Ho Rui An, Heike Geißler, Damian Rebgetz, Ann Cotten, Anta Helena Recke.

Informationen zur Barrierefreiheit gibt es hier.

Alle Lecture Performances werden aufgezeichnet. Alle Videos haben deutsche und englische Untertitel. Die Videos gibt es hier.

Künstlerische Leitung: Cornelius Puschke
Produktionsleitung: Lisa Homburger
Szenografie und Technische Leitung: Marc Jungreithmeier
Licht und Ton: Nils Maushagen
Grafik: Anna Giulia Zeller
Untertitel: Lisa Homburger

Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

 

Präsentiert von der Straßenzeitung Arts of the Working Class

Mai 2022 – Februar 2023
100 neue Wörter für Zuhause

»100 neue Wörter für Zuhause« ist eine Lecture Performance-Reihe in sieben Teilen, die von Mai 2022 bis Februar 2023 stattfindet. Die teilnehmenden Künstler*innen präsentieren an jeweils zwei Abenden neu entwickelte Beiträge, in denen sie sprachlich-performativ den Begriff Zuhause untersuchen. Sie schaffen alternative Blickwinkel auf die Orte, wo Menschen jeden Tag essen, trinken und schlafen.

Der Begriff Zuhause (Home) hat sich in den letzten Jahren auf viele Bereiche des Lebens ausgedehnt. Zentrale Veränderungen unserer Zeit lassen sich mit ihm wie durch eine Lupe beobachten und analysieren. »100 neue Wörter für Zuhause« ist der Versuch, den Blick scharf zu stellen auf einen Ort, der einst mit Ruhe, Intimität und Geborgenheit assoziiert war und in den letzten Jahren zum Schauplatz einer beschleunigten Gegenwart wurde. Sogenannte Home-Technologien, die Eindämmungsmaßnahmen der Corona-Pandemie, Flucht und Vertreibung aufgrund von Kriegen sowie die drängende Energie- und Klimafrage sind alle unmittelbar mit dem verbunden, was zumindest im Deutschen mit dem Begriff Zuhause beschrieben wird.

All diese Ereignisse eint, dass sie sich mit einem hohen Tempo ereignet haben. Diese Beschleunigung ist so hoch, dass die Möglichkeiten diese Veränderungen sprachlich zu beschreiben auf der Strecke bleiben. Die Welt entwickelt sich schneller als ihre Sprachen. Davon betroffen sind vor allem Menschen und Milieus, die gesellschaftlich isoliert oder marginalisiert sind. Daraus resultiert eine Sprachlosigkeit, auf die »100 neue Wörter für Zuhause« mit sieben performativen Vorträgen von Künstler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen reagiert.

 

Mit Beiträgen von:

Antonia Baehr, 5. & 6. Mai 2022
Steven Solbrig, 19. & 20. Mai 2022
Sebastian Schmieg, 23. & 24. Juni 2022
Franziska Pierwoss & Siska, 1. & 2. September 2022
Nava Ebrahimi, 3. & 4. November 2022
!Mediengruppe Bitnik, 10. & 11. Januar 2023
Senthuran Varatharajah, 16. & 17. Februar 2023

und im Februar 2023 beim Brecht-Festival Augsburg

Künstlerische Leitung: Cornelius Puschke
Szenografie: Marc Jungreithmeier

Produziert vom Literaturforum im Brecht-Haus, ermöglicht aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, in Koproduktion mit dem Brecht-Festival Augsburg.

Präsentiert von der taz