Künstler*innen »100 neue Wörter für Arbeit« (2023)

 

Ann Cotten

Ann Cotten, *1982, Schriftstellerin und Übersetzerin. Veröffentlichungen (Auswahl): »Was Geht« (2018), »Lyophilia« (2019). Zur Zeit Arbeit an einem PhD-Projekt am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin, wofür sie ein Junior Fellowship am IFK Wien erhielt, in dessen Rahmen sie ein halbes Jahr in Hawaii recherchieren konnte. Im März 2023 erschien »Die Anleitungen der Vorfahren«.

Anta Helena Recke

Portrait von Anta Helena Recke

 

© Iris Janke

Anta Helena Recke arbeitet als Regisseurin, Konzept-Künstlerin, Autorin von diskursiven sowie fiktionalen Texten und Dramaturgin. Sie studierte Szenische Künste an der Universität Hildesheim und war von 2015-2017 als Regieassistentin an den Münchner Kammerspielen unter Matthias Lilienthal. 2020 wurde ihr vom Fonds Darstellende Künste die Tabori Auszeichnung verliehen. Sie begründete als Co-Direktorin das Deutsche Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Musik mit und arbeitet als Dramaturgin mit Joana Tischkau und Jeremy Nedd.

Heike Geißler und Anna Lena von Helldorff

© Iris Janke

Heike Geißler ist Schriftstellerin. Sie lebt in Leipzig. Zuletzt erschienen der Essay »Liegen. Eine Übung« (Rohstoff/ Matthes & Seitz, 2022), der Film-Essay »Das Jetzige« (GfzK, 2020-2022), der Roman »Die Woche« (Suhrkamp, 2022), der Reportage-Roman »Saisonarbeit« (Spector Books, 2014) sowie das gemeinschaftliche Literaturprojekt »Check your habitus«, kuratiert von Daniela Dröscher. Mit der Schauspielerin Charlotte Puder arbeitet sie als Kollektiv George Bele.

Anna Lena von Helldorff arbeitet als selbstständige Gestalterin. Sie ist parallel zu ihrer kollaborativen Praxis an verschiedenen deutschen Kunsthochschulen in der Lehre tätig, ab Herbst an der HGB Leipzig. 2014 gründete sie den KV – Verein für Zeitgenössische Kunst Leipzig e.V. im Kollektiv mit Künstler*innen, Kurator*innen und Kunsthistoriker*innen. Seit 2015 ist sie Mitglied der AGI (Alliance Graphique Internationale). In Zusammenarbeit mit Akteur*innen und Institutionen initiiert sie temporäre Setzungen und arbeitet in längerfristigen Projekten. Anna Lena von Helldorff lebt in München.

Heike Geißler und Anna Lena von Helldorff arbeiten seit 2011 in unterschiedlichen Formaten zusammen. Sie entwickelten und publizieren die Heftserie »Lücken kann man lesen«, veröffentlichten (mit Anke Dyes) das Fragenheft mit dazugehörigem Hörspiel und Website »Fragen für alle«, das »Geld mani bucate money fest« (mit Thomas Lindenberg) und zeigten zuletzt die Ausstellung »Die demokratische Schnecke« in der Münchner Villa Stuck (coronabedingt online).

»Sabotique« ist die mobile und flexible Manifestation ihrer gemeinsam praktizierten Arbeitsweise, eine Reihe an Handlungen aus Liebe und Notwendigkeit(en), eine autonome Kommunikationsfläche, die darauf aus ist, über den gegebenen Moment hinauszuschauen; ein Format, sowohl zur kurzfristigen Aktion als auch zur längerfristigen Anwesenheit befähigt; in ihrer Form flexibel, sie dockt in Form eines Gesprächsbedürfnis an Strukturen an, befragt diese und ist zugleich zur Überschreibung befähigt; eine Herangehensweise aus dem tiefen Interesse an / aus der Überzeugung von Zusammenhängen von Aussage und Umsetzung, Zeit, Ökonomie, Anspruch, Aufwand und Haltung.

Damian Rebgetz

© Iris Janke

Damian Rebgetz wurde auf dem nie abgetretenen Land der Larrakia, wo sich heute die Stadt Darwin in Australien befindet, geboren. Er studierte Musik, Theater und Klangstudien und ist ein in Berlin lebender Performer, der in verschiedenen Theater-, Tanz- und Performancekontexten arbeitet. Er war Teil des Ensembles der Münchner Kammerspiele 2015-2020 und arbeitete mit Künstler*innen wie Ligia Lewis, Yael Ronen, Trajal Harrell, Susanne Kennedy, Gob Squad, Rimini Protokoll, She She Pop, Philippe Quesne, Ruedi Häusermann, Alexander Giesche, Keren Cytter, Christopher Rüping, Toshiki Okada, Anna Sophie Mahler und René Pollesch. Seine eigenen Performances sind von Fiktionen und Geschichten von Hörpraktiken geprägt und umfassen »Something for the Fans« (HAU, Impulse Festival), »Nirvanas Last« (Münchner Kammerspiele) und »We had a lot of bells« (Wiener Festwochen/Schauspielhaus Wien).

Damian Rebgetz was born on the unceded lands of the Larrakia people (Darwin, Australia). He studied music, theatre and sound studies and is a Berlin-based performer working across theatre, dance and performance contexts. He was part of the Münchner Kammerspiele ensemble 2015-2020 and has worked with artists including Ligia Lewis, Yael Ronen, Trajal Harrell, Susanne Kennedy, Gob Squad, Rimini Protokoll, She She Pop, Philippe Quesne, Ruedi Häusermann, Alexander Giesche, Keren Cytter, Christopher Rüping, Toshiki Okada, Anna Sophie Mahler and René Pollesch. His own performances are informed by fictions and histories of listening practices and include »Something for the Fans« (HAU, Impulse Festival), »Nirvanas Last« (Münchner Kammerspiele) and »We had a lot of bells« (Wiener Festwochen/Schauspielhaus Wien).

Ho Rui An

© Eike Walkenhorst

Ho Rui An ist ein Künstler und Autor, der an den Schnittstellen von zeitgenössischer Kunst, Kino, Performance und Theorie arbeitet. In Form von Vorträgen, Essays und Filmen untersucht er Systeme der Macht im globalen Zeitalter. Er zeigte seiner Arbeiten auf der Bangkok Art Biennale, der Asian Art Biennial, der Gwangju Biennale, der Jakarta Biennale, der Sharjah Biennale, der Kochi-Muziris Biennale, dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin, der Kunsthalle Wien, dem Singapore Art Museum, dem Van Abbemuseum in Eindhoven und dem Yamaguchi Center for Arts and Media. 2019 erhielt er den Preis der Internationalen Filmkritik bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen. Im Jahr 2018 war er Stipendiat des DAAD-Künstlerprogramms in Berlin.

Ho Rui An is an artist and writer working in the intersections of contemporary art, cinema, performance and theory. Across the mediums of lecture, essay and film, his research examines systems of governance in a global age. He has presented projects at the Bangkok Art Biennale; Asian Art Biennial; Gwangju Biennale; Jakarta Biennale; Sharjah Biennial; Kochi-Muziris Biennale; Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Kunsthalle Wien; Singapore Art Museum; Van Abbemuseum, Eindhoven; and Yamaguchi Center for Arts and Media, Japan. In 2019, he was awarded the International Film Critics’ (FIPRESCI) Prize at the International Short Film Festival Oberhausen, Germany. In 2018, he was a fellow of the DAAD Artists-in-Berlin Program.

Künstler*innen »100 neue Wörter für Zuhause« (2022–2023)

Antonia Baehr

© Didier Olivré

Wohnt Antonia Baehr alleine zuhause? Oder hat sie unzählige und kaum bekannte Mitbewohner*innen, die ungefragt kommen, sich einnisten und bei ihr zuhause vermehren? Wollmäuse zum Beispiel. Woanders heißen sie »Chatons« (Französisch) oder »Dust Bunnies« (Englisch). Sie treten vor allem in der nördlichen Hemisphäre auf und fühlen sich besonders in beheizten Wohnungen wohl. Was kann Antonia Baehr von den Wollmäusen lernen? 100 unbuchstabierte, ungeordnete, idiosynkratische, verknotete, lautierte und gespuckte Worte für Zuhause.

Mitarbeit: Antonia Rohwetter (Dramaturgie), Fine Freiberg (Videotechnik).

 

Antonia Baehr ist eine in Berlin lebende Choreografin. In ihren Stücken erforscht sie unter anderem die Fiktion des Alltäglichen und des Theaters. Baehr studierte bei Valie Export und absolvierte ihren Master an der School of the Art Institute of Chicago. Derzeit arbeitet Antonia Baehr in Duos mit Lucile Desamory, Neo Hülcker, Andrea Neumann, Latifa Laâbissi und Jule Flierl zusammen. Baehr ist Produzentin des Pferdeflüsterers und Tänzers Werner Hirsch (der auch in den Filminstallationen von Pauline Boudry & Renate Lorenz auftritt), des Musikers und Choreographen Henri Fleur sowie des Komponisten/Performers und Ex-Ehemanns Henry Wilde.

 

Antonia Baehr / make up productions GbR erhält zwischen 2022-23 Förderung durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

During 2022-23, Antonia Baehr/ make up productions GbR is funded by the Senate Department for Culture and Europe, Berlin

Steven Solbrig

© Jenny Bank

Triage, Oberlinhaus, Sinzig – drei Ereignisse der letzten Jahre, die zeigen, wie eine ableistische Gesellschaft es Menschen mit Behinderungen unmöglich macht sich zu Hause zu fühlen. Was bedeutet der Begriff „Zuhause“ also für sie? Wo gibt es die Möglichkeit, gestorbenen Menschen mit Behinderung zu gedenken? Und wie lässt sich Brecht eigentlich „crippen“? Performance-Künstler*in und Aktivist*in Steven Solbrig untersucht mit »Cripping Home – Euer Heim ist unser Albtraum« die Verbindung von Wohnen und Gewalt gegenüber Menschen mit Behinderungen und sucht nach neuen Ansätzen eines kollektiven Zusammenlebens aller.

 

Unter anderem mit: Anne Gersdorff, Jan Kampmann, Swantje Köbsell und Steve Stymest.  Unterstützende Personen: Tilla Reichert, Jana Zöll, Lisa Homburger (Untertitel), Christin Marie Feldhaus.

 

Steven Solbrig (er/they), weiß, genderfluid, mit Behinderung, wuchs in der ehemaligen DDR auf. Anfang der 2000er Jahre absolvierte Solbrig eine Ausbildung in einer Behinderteneinrichtung, inklusive Internatsunterbringung. 2015/16 war Steven in der größten Aufnahmestelle für sogenannte Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Niedersachsen angestellt. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Steven kulturpolitisch sowie künstlerisch, u.a. zu Ableismus, Crip-Theory, Faschismus, Rassismus und Sexismus.

Sebastian Schmieg

© Iris Janke

In den Gefühlsmaschinen

»Une maison est une machine à habiter.« (Le Corbusier)

Das Zuhause wird immer lebendiger: Smarte Assistent*innen, Haushaltsroboter, Künstliche Intelligenz. Sie sollen uns mühsame Arbeit abnehmen, Gesellschaft leisten, Wünsche von den Lippen ablesen. Doch diese neuen Begleiter*innen haben selbst eine Geschichte, verfolgen Interessen, zeigen Gefühle und erzeugen Gefühle. Es entsteht ein Ort, an dem es schwieriger wird zu unterscheiden, was lebendig ist und was nicht. Wie funktioniert diese neue Umgebung? Wer verfolgt hier welche Interessen? Und wessen Gefühle werden dort erlebt? Gemeinsam mit dem Publikum besichtigt Sebastian Schmieg die Räume der lebendigen Häuser und taucht ein in die Träume, Fantasien und Erinnerungen ihrer menschlichen und algorithmischen Bewohner*innen.

 

Sebastian Schmieg beschäftigt sich mit der algorithmischen Zirkulation von Bildern, Texten und Körpern. Er schafft spielerische Interventionen, welche die glänzenden Oberflächen unserer vernetzten Gesellschaft durchdringen und die dahinter liegenden Realitäten erkunden. Schmieg beschäftigt sich insbesondere mit Arbeit, algorithmischem Management und künstlicher Intelligenz. Er arbeitet in einem breiten Spektrum von Medien, darunter Video, Website, Installation, Künstlerbuch, selbstgeschriebene Software und Lieferservice. Schmiegs Arbeiten wurden international u.a. in der The Photographers‘ Gallery London, dem MdbK Leipzig, dem HeK Basel und dem Chronus Art Center Shanghai ausgestellt. Er lebt und arbeitet in Berlin und Dresden.

Franziska Pierwoss & Siska

© Iris Janke

»B7bk«

 

Am 4. August 2020 explodieren im Hafen von Beirut dreitausend Tonnen Ammoniumnitrat. Die Explosion wird begleitet von einer beispiellosen Inflation, die für einen Großteil der libanesischen Gesellschaft den Verlust der Arbeit, aller Ersparnisse und der Lebensgrundlage zur Folge hat. Ein Ort löst sich auf und alle, die können, verlassen ihn. Die Ausreise über den Flughafen ist für die Einwohner*innen Beiruts momentan die einzige realistische Möglichkeit das Land zu verlassen, sofern sie im Besitz der notwendigen Papiere sind. In unmittelbarer Umgebung des Flughafens befindet sich entlang einer Zufahrtsstraße eine stadtbekannte Wand: Auf ihr hinterlassen die Einwohner*innen Beiruts Nachrichten. Franziska Pierwoss und Siska lesen in ihrer Lecture Performance »B7bk« die Stadt wie ein Buch und begegnen einem Vokabular der Liebe und Verzweiflung.

 

 

Franziska Pierwoss lebt und arbeitet in Berlin als Künstlerin im Bereich Performance und Installation. Sie studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und an der Libanesischen Universität Beirut. Ihre temporär-situativen Installationen stellen die persönlichen und politischen Beziehungen der beteiligten Personen in Frage. Ihre Arbeiten wurden u.a. im Fast Forward Festival Athens, der Sharjah Biennial 13, im Paco Imperial, Rio de Janeiro und und aktuell in der Halle 14 (Leipzig) gezeigt. Sie arbeitet seit vielen Jahren mit Sandra Teitge zu Fragen politischer, sozialer und finanzieller Ökonomien der Abfallwirtschaft und gibt als Transformationsmanagerin Workshops zur Umsetzung ökologischer Nachhaltigkeit.

 

Siska wurde in Beirut im Libanon geboren, heute lebt und arbeitet er in Berlin. In seiner künstlerischen Praxis untersucht Siska mit Methoden der Archivarbeit gesellschaftspolitische Narrative. Die Sprache des Films und kinematografische Mittel funktionieren für ihn wie strategische Werkzeuge, mit denen er Archive und historisches Material aktiviert und aktualisiert. So entstehen neue Formen des Geschichtenerzählens und die Möglichkeit mit seiner eigenen Biographie zu experimentieren. Seine Arbeiten wurden im Gropius Bau (Berlin), Halle 14 (Leipzig), Cent Quatre (Paris), Beirut Exhibition Center und Mosaic Rooms (London) gezeigt.

Nava Ebrahimi
mit Mascha Jacobs

© Clara Wildberger

Unknown Home

 

Das Zuhause ist die Beschreibung eines Raumes, im physischen wie im geistigen Sinne. Stellt sich die Frage, wie und mit wem man diesen Raum teilt. Mit Familie, mit Gleichgesinnten, mit niemandem? Wie leben und ertragen wir Berührung, Zugriff und Abgrenzung? Um die unterschiedlichen Nutzungen dieses Ortes zu organisieren und das eigene Leben selbstbestimmt führen zu können, entstehen Räume in Räumen – Zimmer, Schachteln oder auch Zeiträume.

Nava Ebrahimi untersucht das Zuhause aus dieser Perspektive und begegnet dem »Heim« – im Heimlichen wie auch im Unheimlichen. Für ihre Lecture Performance bringt sie Kartons mit nach Berlin und geht den Geschichten von Daphne du Maurier und »America’s Unknown Child« nach.

 

Nava Ebrahimi ist 1978 in Teheran geboren und in Köln aufgewachsen, wo sie auch Journalismus und Volkswirtschaftslehre studierte. Sie arbeitete einige Jahre als Redakteurin, u.a. bei der Kölner StadtRevue. Mit dem Umzug nach Graz 2012 wechselte in die Fiktion. 2017 erschien ihr Debütroman »Sechzehn Wörter«, ausgezeichnet mit dem Österreichischen Buchpreis für das beste Debüt. 2020 folgte der Roman »Das Paradies meines Nachbarn« und 2021 gewann sie den Ingeborg-Bachmann-Preis.

 

Mascha Jacobs (1978) arbeitet als Publizistin und freie Autorin für unterschiedliche Medien (u. a. Zeit Online, Zündfunk, Missy, Pop. Kulturbund Kritik). Sie moderiert den Podcast DEAR READER, in dem sie sich mit Autorinnen und Autoren über ihre Lieblingsbücher unterhält. Neben Tätigkeiten als Lektorin und Redakteurin gibt sie seit zehn Jahren die Zeitschrift Pop. Kultur und Kritik heraus. Sie moderiert zudem Veranstaltungen zu den Themen Popkultur, Kunst und Literatur.

!Mediengruppe Bitnik

© Iris Janke

Home is where the work is ¯\_(ツ)_/¯

 

The unobserved worker is an inefficient one. That’s one rule of Taylorism, a management theory that aims to increase efficiency. Frederick Winslow Taylor tracked workers’ movements in the late 19th century and regimented workflows through „performance monitoring“. Nowadays, workplace performance is monitored through a variety of methods, technologies and reward systems. But what happens when a pandemic turns our home into our work place? How do we deal with the employers’ desire to observe and control our work in our homes?

 

!Mediengruppe Bitnik is an artist duo that works both on the Internet and with it as a medium, raising topical questions about surveillance, artificial intelligence, and networking. In doing so, their practice usually works from the digital into the physical space, revealing the mechanisms of algorithms, bots, and tracking software. !Mediengruppe Bitnik creates situations of deliberate loss of control in order to question established structures.

!Mediengruppe Bitnik are Domagoj Smoljo und Carmen Weisskopf. They were awarded the Swiss Art Award in 2008 and 2014 for their work and received the Golden Cube Award Kassel in 2013 and the Prix de la Société des Arts Genève in 2017. Their works are shown internationally, most recently: at Art Safiental Biennale (2022); Kunstmuseum Wolfsburg (2022); Aksioma Institute for Contemporary Art Ljubljana (Solo, 2021); Kunsthaus Zürich (2021); Laboratory of Art and Form, Kyoto (Solo, 2020); KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Berlin (2019); House of Electronic Arts, Basel (Solo, 2019); Nam June Paik Art Center, Yongin / South Corea (2017); Palais de Tokyo, Paris (2017); ZKM, Karlsruhe (2017).

Senthuran Varatharajah

© Clara Neubert

Sag mir wo Deine Arme liegen und wann

 

109 Tötungsdelikte rechtsextremer Gewalt zählt das Bundeskriminalamt seit dem Wendejahr 1990, 214 Opfer und 17 weitere Verdachtsfälle nennt die gemeinnützige Amadeu Antonio Stiftung. In seiner Lecture Performance »Sag mir wo Deine Arme liegen und wann« erzählt Senthuran Varatharajah die Geschichte von neun Opfern dieser Gewalt: von Hanau am 19. Februar 2020 – von Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov, die von einem Rechtsterroristen in einer Nacht getötet wurden. »Sag mir wo Deine Arme liegen und wann« ist ein Requiem in der Form eines Gedichts – weil wir nur in einem Gedicht dem Gesang und dem Ende der Welt in ihrer Gesamtheit am nächsten sind.

 

Senthuran Varatharajah, geboren 1984 in Jaffna, Sri Lanka, studierte Philosophie, evangelische Theologie und vergleichende Religions- und Kulturwissenschaft in Marburg, Berlin und London. Sein letzter Roman »Rot (Hunger)« erschien am 23.2.22. Senthuran Varatharajah lebt in Berlin.