Do. 10.11.2022 – Fr. 11.11.2022 / Tagung
Praktiken und Politiken
Unter den medialen Bedingungen des digitalen Zeitalters rücken Autor und Autorin auf neue Weise in den Fokus der literarischen Öffentlichkeit. Die Sozialen Medien haben neue Räume zur Inszenierung von Autor:innenschaft eröffnet sowie autofiktionale Schreibweisen begünstigt, die sich u.a. durch Authentizitätsmarker und intime Einblicke dezidiert auf die Person ihrer Urheber:innen beziehen. Überdies hat die pandemiebedingte Verlegung von Lesungen, Festivals und Podiumsgesprächen in Livestreams, Zoom-Konferenzen und auf digitale Plattformen wie YouTube und Twitch Autor:innen zuletzt mit neuen Möglichkeiten und Anforderungen konfrontiert, sich und ihre Literatur zu präsentieren. Stimme, Körper und Habitus und deren Verortung im Spektrum von race, class, gender und ableness werden dabei nicht getilgt, wie in der Anfangszeit des Internets häufig angenommen, sondern digital remediatisiert und auf vielfältige Weise in die Konstruktion von Autor:innenpersonae einbezogen. Wollen sie erfolgreich sein, müssen Autor:innen mithin zunehmend auch (sich selbst) performen.
Neben den poetischen, ästhetischen und epistemischen Bedingungen des Digitalen soll es dabei nicht zuletzt um den Rückbezug auf prädigitale Autorschaftskonzepte gehen: Inwiefern werden etablierte Strategien und Typen der Autorschaftsinszenierung (engagierter Schriftsteller, Gelehrter, public intellectual, Sonderling) aufgegriffen, modifiziert oder durch welche neue Modelle und Ideale öffentlicher Autor:innenschaft ersetzt? Welche prädigitalen Strategien kritischer Intervention, z.B. aus Performancekunst und Aktivismus, werden aufgegriffen und wie beziehen diese sich auf die veränderten technischen, diskursiven, ökonomischen und sozialen Bedingungen einer Kultur der Digitalität (Felix Stalder)?
Organisation Michael Gamper und Paul Wolff