Der Winter tut den Fischen gut

/ 2012

Es ist kein ganz frisch erschienener Roman, aber einer, der mir in Erinnerung blieb, Anna Weidenholzers Rückwärtsgeschichte »Der Winter tut den Fischen gut«, eine berührende lakonisch traurige Geschichte einer Nutzloswerdung im Rückwärtsgang, allen Wachstumsgeschichten Hohn sprechend. Sozusagen eine Nutzloswerdung für die, die wir uns schon so sehr an den Vorwärtsgang gewöhnt haben, besessen sind von Wachstum, Lebenslauf und Vorwärts, sodass wir nicht mehr wissen, dass das Leben nicht nur diese eine Richtung hat. Dieses Nichtwissen ist unsere soziale Frage. Wir gehen mit der arbeitslos gewordenen und gebliebenen Maria in 53 Kapiteln zurück in ihre Geschichte und ihren Alltag, und es ist ein verflixter Lesevorgang, weil der eigene Blick immer nach vorne will und die Melancholie dieses Rückwärtsganges kaum auszuhalten ist. Was ist geschehen – damit bleiben wir zurück, ja was geschieht überhaupt? Das Glück der Begegnung wird zum Unglück des Noch-nicht-Begegneten und das Unglück zum kommenden Unglück.

Auf der Liste: Kein Vorwärtsgang