Die Poetik des Dokuments
Moderation Esther Slevogt
Die Worte der Stücke von Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger sind immer schon geschrieben, bevor die Arbeit an den Stücken überhaupt beginnt: in Dokumenten, Briefen, Zeitungsartikeln oder anderen Texten, die das Dokumenartheaterduo Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura aus Archiven und anderen Katakomben der Geschichte zu Tage fördert. Mit Mitteln der Montage beleuchten sie ihr jeweiliges Thema aus den verschiedenen Blickwinkeln, die diese Texte ihnen eröffnen. Dabei haben sie ein literarisches Verfahren zu einem differenzierten wie sinnlichen Analyse- und Anschauungsinstrument entwickelt, dessen Grundlagen von Dramatikern wie Peter Weiß und Heinar Kipphardt gelegt worden ist.
Die Sterntagebücher des Stanisław Lem
Am 12. September wäre der polnische Mediziner, Philosoph, Essayist und Autor Stanisław Lem 100 Jahre alt geworden. Grund genug, sich dem lange weit unterschätzten und zu Unrecht häufig nur auf seine Science-Fiction-Erzählungen reduzierten Philosophen zu nähern und die Rezeption seiner Arbeiten zu beleuchten. Dabei soll es nicht nur um die zahlreichen Versuche gehen, die anspruchsvollen Werke des Autors in andere Medien zu übersetzen, sondern den Blick auch auf seine tiefgreifenden und weitreichenden politischen und philosophischen Arbeiten zu richten, deren Ergebnisse er mit seinen Geschichten zu verweben verstand. Zudem soll der Frage nachgegangen werden, wie es um sein Nachwirken steht. Was ist von Lem geblieben, welchen Einfluss haben seine Werke etwa auf die Science-Fiction-Ästhetik und das SF-Verständnis der Nachwelt, aber auch auf die Philosophie und die heute aktueller denn je gewordene Debatte über Technikfolgeabschätzungen? Trotz der allgemeinen Bekanntheit des Essayisten haben zum Beispiel seine zeitgeschichtlichen Arbeiten und Analysen zum Hitlerfaschismus bislang kaum Einzug in wissenschaftliche Auseinandersetzungen gefunden. Auch darüber soll gesprochen werden.
Die Sterntagebücher des Ijon Tichy – Stanisław Lems Science Fiction als Systemkritik
Hinter den »Sterntagebüchern« von Stanisław Lem mit ihren absurden Weltraumabenteuern Ijon Tichys und deren akademischer Auswertung durch Prof. Dr. A.S. Tarantoga steckt eine ebenso phantastische wie mutige Systemkritik, die sich nicht auf das System des Staatssozialismus reduzieren lässt und ihre Aktualität bewahrt hat.
Futurologie, Prognostik und Technologiekritik bei Stanisław Lem
In seiner »Summa Technologiae« sammelte Stanisław Lem seine philosophischen Gedanken über die Gesamtheit der materiellen Grundlagen unserer Zivilisation und Kultur, setzte sich kritisch mit dem Trend zur Futurologie auseinander und bewies sich selbst – wie zu erörtern sein wird – als bemerkenswerter Visionär wie auch Kritiker des technologischen Fortschritts.