„WIR und DIE GESCHICHTE waren ein schönes Paar“ – Heiner Müllers Lyrik
Müllers Bedeutung als Lyriker wurde spät offenbar, obwohl er sein Leben lang Gedichte schrieb, vor allem am Anfang und am Ende. Zu Beginn expressionistische Töne und Brechtsche Attitüden, später die Einsicht, wenn es keine Dialoge mehr gibt, ist die Zeit der Monologe angebrochen, avanciert der Spiegel zum Adressaten – Lyrik als Zuflucht. Dazwischen waren Gedichte Anlass oder Vorspiel der dramatischen Arbeit. Kristin Schulz, die gerade den Band „Heiner Müller: Warten auf der Gegenschräge – Gesammelte Gedichte“ herausgegeben hat, stellt ausgewählte Texte vor und spricht mit Manuela Poggi über Müllers Lyrik: über die Anwesenheit des Todes, über die Verklammerung von Gegenwart und Geschichte, über das Dichten und den Schreibprozess selbst.