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Schriftsteller – Kapitalismus – Kritik
17.04.15
10:30
Öffentliches Symposium

Schriftsteller – Kapitalismus – Kritik

Veranstaltungsort: Literaturforum im Brecht-Haus

Mit Ann Cotten, Annett Gröschner, Joachim Helfer, Christina Kaindl, Jan Loheit, Thomas Meinecke, Norbert Niemann, Helmut Peitsch, Monika Rinck, Kathrin Röggla, David Salomon, Stefan Schmitzer, Erasmus Schöfer, Ingo Schulze, Ingar Solty, Enno Stahl, Thomas Wagner, Michael Wildenhain und Raul Zelik

 

10:30-12:30 Uhr:

Gegenwartsdiagnose: In was für einer Welt leben wir eigentlich? Theorien und Analysen des heutigen Kapitalismus

 

Sektionsleitung und Input-Referat: Ingar Solty

 

In den letzten 30 Jahren hat sich das Erscheinungsbild des Kapitalismus entscheidend verändert. Diesen Prozess gilt es auszuloten als den realen sozialen Raum, in dem sich Literatur bewegt und den sie reflektiert. Als Aspekte seien genannt: Fragen der Veränderung der Produktionsweise (Computerisierung, High-Tech-Kapitalismus, flexible Spezialisierung), der Internationalisierung (Transnationalisierung, globale Wertschöpfungsketten), die Finanzialisierung, die Veränderung von Staatlichkeit (Internationalisierung des Staates, „Neuer Konstitutionalismus“, Workfare), die Veränderungen in der Arbeitswelt (Prekarisierung, Fraktalisierung, sekundäre Ausbeutung, Landnahme), die Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen (Feminisierung der Arbeitsmärkte, Care-Economy), die allgemeinen Formen der Subjektkonstitution im Neoliberalismus und das Verhältnis von Kapitalismus und Demokratie im Kontext der globalen Krise.

 

14:00-16:00 Uhr:

Ästhetikdebatten revisited: Die Literatur in der kapitalistischen Gesellschaft

 

Sektionsleitung und Input-Referat: Helmut Peitsch

 

Das Verhältnis von Literatur und kapitalistischer Wirklichkeit ist ein zentraler Diskussionsfaden der Literaturtheorie, von Walter Benjamin bis Terry Eagleton. Dem zur Seite zu stellen sind die Verdichtungen dieses Spannungsverhältnisses anhand von zentralen Wegmarken, angefangen mit der Ibsen-Debatte in der deutschen Sozialdemokratie über den Formalismusstreit, die Expressionismusdebatte etc. Vor diesem Hintergrund soll die Rolle der Literatur in der Gesellschaft diskutiert werden. Grundlegend stellt sich dabei die Frage, inwiefern Literatur einen Zugang zur Wirklichkeit ermöglicht, den die sozialen Wissenschaften in ihrem Zwang zur Abstraktionssprache und begrifflichen Kategorisierung entbehren. Andererseits: Wie kann die Literatur in ihren Bemühungen um Allgemeines und um Engagement ihre literarische Qualität erhalten, ja stärken? Ab wann trifft sie der Vorwurf der „Tendenzliteratur“?

 

16:30-18:30:

Realismus und Pseudo-Realismus: Kapitalismus in der deutschsprachigen und internationalen Gegenwartsliteratur

 

Sektionsleitung und Input-Referat: Enno Stahl – „Deutschsprachige Literatur in Auseinandersetzung mit der Kapitalismuskrise“

 

Weiteres Input-Referat: Norbert Niemann – „Internationale Literatur in Auseinandersetzung mit der Kapitalismuskrise“

 

Wie steht es um die Gegenwartsliteratur? Inwiefern ist diese im Stande, zentrale Veränderungen in der Arbeits- und Lebenswelt des Kapitalismus im 21. Jahrhundert ästhetisch zu reflektieren und kritisch zu verarbeiten? Begrifflich wäre zu unterscheiden zwischen einem analytischen, sozialen und einem Pseudo-Realismus. Ausgangspunkt ist unter anderem die 2014 von Florian Kessler in der ZEIT angestoßene Debatte über die vermeintliche „Bravheit“ der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Die Tragfähigkeit von Kesslers These wird diskutiert, der zufolge die (Ober- und Mittel-)Klassenherkunft vieler zeitgenössischer Schriftsteller den Blick für die Veränderungen der sozialen Wirklichkeit tendenziell verstelle und dazu führe, dass diese weitgehend aus dem literarischen Stoffpotenzial ausgeklammert bleibt. Gleichzeitig wird ein Seitenblick auf die internationale Literatur und deren Aufarbeitung der gesellschaftlichen Lagen unternommen.

In Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Mit freundlicher Unterstützung durch die Zeitschrift "Das Argument", junge welt