© Helmuth Sagawe
Richard Pietraß »Gästeliste«
Im Gespräch mit Sebastian Kleinschmidt
Sprechende Titel wurden dem 1946 am Erzgebirgsrand geborenen und seit einem halben Jahrhundert in Berlin beheimateten Dichter oft bescheinigt. »Notausgang«, »Freiheitsmuseum«, »Spielball« heißen seine Gedichtbände in der DDR: »Schattenwirtschaft«, »Freigang« und »Lustwandel« nach dem friedlichen Umbruch, in dem er sich weniger als Abbrucharbeiter und Aktivist, denn als wacher Zeuge zeigte. Verlust und Gewinn eichen die Seelenwaage eines unglücklich Glücklichen bis in die jüngsten Bilanzgedichte seiner »Gästeliste«, in der sie auftauchen, die gealterten Dichterfreunde und schief gewickelten Staatenlenker verspielter Welt, mit Mann und Maus tickende Erdengäste.