Moskau und Berlin waren während der 1920er bis zum Beginn der 1930er Jahre Zentren einer atemberaubenden Bewegung von Künstlern, die nicht nur danach strebten, Literatur, Theater, Architektur, Film usw. grundlegend zu erneuern, sondern gleichzeitig davon überzeugt waren, dass die Welt mit künstlerischen Mitteln umgestaltet werden müsse. Es kam zu einem intensiven Austausch zwischen den Vertretern der Avantgarde beider Länder. In seinem Buch „Menschen eines Scheiterhaufens“ porträtierte Sergej Tretjakow einige seiner mittlerweile ins Exil getriebenen deutschen Partner und Kollegen. „Durch die Gesichter der deutschen Avantgarde“, so schreibt Fritz Mierau, „scheinen die der russischen“, von denen viele im Jahr 1937, als das Buch erschien, verhaftet, erschossen, verstummt waren.
VORTRÄGE
Annett Gröschner: Poetik des Faktischen . Wie Sergej Tretjakow literarische Formen der Gegenwart vorwegnahm
Tatjana Hofmann: Sergej Tretjakows „Ich will ein Kind haben“ zwischen Meyerhold und Brecht. Aneignungs- und Verfremdungseffekte
SZENISCHE LESUNG
„Ich will ein Kind haben“
Lesung aus dem Stück mit Elena Nyffeler und Felix Lüke (Studierende der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“) sowie Holger Teschke
Regie: Holger Teschke
PODIUMSGESPRÄCH
Berlin – Moskau – Berlin. Die kurze Blüte der Avantgarde in Sowjetrussland und Deutschland
Mit Annegret Hahn, Wladimir Koljazin und Sabine Zolchow
Moderation: Liane von Billerbeck
Inwieweit war Brechts „episches Theater“ von Meyerhold und Eisenstein inspiriert? Wie verhielt sich die sowjetische Kulturpolitik zu Bertolt Brecht und wie aktuell ist Sergej Tretjakow heute?