»100 neue Wörter für Arbeit« (3. bis 5. Mai 2023)
In letzter Zeit erhielten Begriffe wie »Home Office« oder »Care Work« vermehrte Aufmerksamkeit. Sie wurden unverzichtbar, um die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt zu beschreiben. Mit dem Ende der sogenannten Eindämmungsmaßnahmen steht die Frage im Raum, wie sich die Einstellungen zur Arbeit verändert haben und wie die Rückkehr an die Arbeitsplätze stattfindet.
Ein neuer Begriff, der von TikTok kommend in die öffentliche Debatte gelangte, ist Quiet Quitting. Das »stille Kündigen« beschreibt den Dienst nach Vorschrift, keinen besonderen Einsatz für und nur geringe Identifikation mit dem arbeitgebenden Unternehmen. Die Aufmerksamkeit für diesen Begriff ist Zeugnis einer neuen Abkehr von der Arbeit. Er beschreibt die Haltung einer privilegierteren Gruppe gegenüber ihrer beruflichen Tätigkeit, während weniger privilegierte Arbeitnehmer*innen, die mit einer solchen Sinnfrage nie angetreten sind, andere Wörter benötigen, um die gegenwärtigen Umbrüche in der Arbeitswelt zu beschreiben.
Den Auftakt der künstlerischen Suche nach neuen Wörtern und Perspektiven im Rahmen der Reihe »100 neue Wörter für Arbeit« macht am 4. und 5.5. der in Singapur lebende Künstler Ho Rui An. Unter anderem bezugnehmend auf Harun Farockis Film »Arbeiter verlassen die Fabrik« (1995) entwickelt er eine Lecture Performance, in der er verschiedene Genres des Fabrik-Films vorstellt. Ho Rui An zeigt, wie in diesen Genres die sich wandelnden historischen Beziehungen zwischen Arbeit, Technologie und Kapital zum Ausdruck kommen und fragt, warum es nicht genug Arbeiter*innen zu geben scheint, die die Fabrik verlassen.
Ein öffentliches Werkstattgespräch zum Projekt »100 neue Wörter für Arbeit« versammelt bereits am 3.5. die Künstler*innen der Lecture-Performance-Reihe. Mit dabei sind u.a. Ho Rui An, Ann Cotten und Anta Helena Recke, die eine unvollständige Sammlung von neuen Wörtern für Arbeit mitbringen. In kurzen Gesprächen mit Cornelius Puschke, dem künstlerischen Leiter der Lecture-Performance-Reihe, geben sie in dem von Marc Jungreithmeier neu gestalteten Saal Einblicke in ihre Arbeit und skizzieren, womit sie sich in ihren Lecture Performances beschäftigen werden.
»100 neue Wörter für Arbeit« wird gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa und präsentiert von der Straßenzeitung Arts of the Working Class. Alle Lecture Performances werden entweder in Deutsche Gebärdensprache übersetzt oder in deutscher Schriftsprache übertitelt.
Programm:
Mittwoch, 3.5., 19:30 Uhr
Eröffnung „100 neue Wörter für Arbeit“
Gespräch u.a. mit Ann Cotten, Ho Rui An und Anta Helena Recke
Moderation: Cornelius Puschke
anschließend Eröffnungsfeier
Donnerstag, 4.5., 20:00 Uhr
»Factory Film« / Premiere
Lecture Performance von Ho Rui An
Freitag, 5.5., 19:00 Uhr
»Factory Film«
Lecture Performance von Ho Rui An
20:30 Uhr
»Workers Leaving the Googleplex«
Film von Andrew Norman Wilson
21:00 Uhr
Das Verlassen der Arbeit
Gespräch mit Diedrich Diederichsen und Ho Rui An
Moderation: Franziska Pierwoss
Nähere Informationen:
Projektwebsite »100 neue Wörter für Arbeit«
LfB Flyer 100 neue Wörter für Arbeit
Das gesamte Programm im Mai
Welche weiteren Veranstaltungen im Mai bevorstehen, lässt sich auf unserer Website verfolgen oder auch als Programm-PDF unter folgendem Link: LfB Programmleporello Mai Juni 2023
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