Mai 2023 – November 2023

100 neue Wörter für Arbeit

In den letzten Jahren erhielten Begriffe wie »Home Office« oder »Care Work« vermehrte Aufmerksamkeit. Sie wurden unverzichtbar, um die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt zu beschreiben. Mit dem Ende der sogenannten Eindämmungsmaßnahmen steht die Frage im Raum, wie sich die Einstellungen zur Arbeit verändert haben und die Rückkehr an die Arbeitsplätze stattfindet. Ein neuer Begriff, der Ende 2022 von TikTok kommend in die digital-öffentliche Debatte gelangte und diese Frage aufgriff, ist Quiet Quitting. Das »stille Kündigen« beschreibt den Dienst nach Vorschrift, keinen unnötigen Einsatz und geringe Identifikation mit dem arbeitgebenden Unternehmen.

Die Aufmerksamkeit für diesen Begriff ist Zeugnis einer neuen Abkehr von der Arbeit. Er beschreibt die Haltung jüngerer, privilegierter Menschen gegenüber ihrer beruflichen Tätigkeit, während weniger privilegierte Arbeitnehmer*innen, die mit einer solchen Sinnfrage nie angetreten sind, andere Wörter benötigen, um die gegenwärtigen Umbrüche in der Arbeitswelt zu beschreiben.

Den Auftakt der künstlerischen Suche nach neuen Wörtern und Perspektiven im Rahmen der Reihe »100 neue Wörter für Arbeit« macht der in Singapur lebende Künstler Ho Rui An. Unter anderem bezugnehmend auf Harun Farockis Film »Arbeiter verlassen die Fabrik« (1995) entwickelt er eine Lecture Performance, in der er verschiedene Genres des Fabrik-Films vorstellt. Ho Rui An zeigt, wie in diesen Genres die sich wandelnden historischen Beziehungen zwischen Arbeit, Technologie und Kapital zum Ausdruck kommen und fragt, warum es nicht genug Arbeiter*innen zu geben scheint, die die Fabrik verlassen.

Die für das mehrjährige Projekt zentrale Beobachtung ist die Überlagerung und das gleichzeitige Erleben von traditionell getrennten Bereichen des Lebens. Diese Entörtlichung führt zu einer Beschleunigungserfahrung und einer daraus folgenden Sprachlosigkeit, die ein neues Beschreiben der Gegenwart notwendig macht.

Im Mai, September und November 2023 geht die Reihe unter dem Titel »100 neue Wörter für Arbeit« in ihre zweite Ausgabe.

 

Mit Lecture Performances von: Ho Rui An, Heike Geißler, Damian Rebgetz, Ann Cotten, Anta Helena Recke.

Die weiteren Veranstaltungswochen des Jahres finden vom 12.-15. September und 14.-17. November statt.

 

Alle Lecture Performances werden entweder in Deutsche Gebärdensprache übersetzt oder in deutscher Schriftsprache übertitelt. Genauere Information dazu finden Sie bei den jeweiligen Veranstaltungen. Allgemeine Informationen zur Barrierefreiheit befinden sich auf https://lfbrecht.de/barrierefreiheit/.

Künstlerische Leitung: Cornelius Puschke
Produktionsleitung: Lisa Homburger
Szenografie und Technische Leitung: Marc Jungreithmeier
Licht und Ton: Nils Maushagen
Grafik: Anna Giulia Zeller
Beratung Aesthetics of Access: Steven Solbrig
Untertitel: Lisa Homburger

 

Dank an: Mascha Jacobs, Nadine Vollmer, Carmen Weisskopf.

Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

 

Präsentiert von der Straßenzeitung Arts of the Working Class