Der Klimawandel scheint unaufhaltsam und eine zutiefst empfundene Angst gegenüber den drohenden Szenarien ist daher mehr als plausibel. Angst jedoch führt zu Blockaden, Hilflosigkeit und Kurzschlussreaktionen, obwohl mehr denn je strukturiert gehandelt werden müsste. Kann die Literatur Angebote entwickeln, einen Umgang mit Klimaangst zu finden? Welche neuen Formen müssen wir finden, um vom Klimawandel zu erzählen?
24. Mai und 25. Mai 2023
Klimaangst und Literatur
Der menschengemachte Klimawandel ist real und beunruhigend, das Thema allgegenwärtig, praktikable Lösungsvorschläge zuhauf vorhanden – und trotzdem scheint sich nichts zu ändern. Was für eine Haltung nimmt die aktuelle Literatur gegenüber der immer dringender werdenden Gefahr der Klimakrise ein? Welche Positionen zum Umgang mit Klimaängsten sind in literarischen Texten vertreten? Und wie bildet die Literatur die komplexe Bandbreite von Emotionen in Anbetracht der Klimakrise ab?
Von Angst und Panik über Verleugnung, Tatendrang bis hin zu Aktivismus gibt viele Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Die Literatur vermag es, Sprachrohr all dessen zu sein. Darüber hinaus lässt sich Literatur dahingehend befragen, welcher Umgang mit diesen Gefühlen zu finden ist: Wie kommen wir von einem Gefühl der Hilflosigkeit ins Handeln?
Gefördert durch die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten, aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Programm
Mi. 24.05.2023
Klima und Angst erzählen
Der Klimawandel scheint unaufhaltsam und eine zutiefst empfundene Angst gegenüber den drohenden Szenarien ist daher mehr als plausibel. Angst jedoch führt zu Blockaden, Hilflosigkeit und Kurzschlussreaktionen, obwohl mehr denn je strukturiert gehandelt werden müsste. Kann die Literatur Angebote entwickeln, einen... weiterlesen
Do. 25.05.2023
(No) Panic-Lectures
»I want you to panic«, so der berühmte Satz von Gretha Thunberg, um die Politiker*innen zum Handeln zu bringen. Doch auch auf individueller Ebene herrscht Angst und Verunsicherung. Sieben Autor*innen stellen kurze Texte und Positionen vor, die den gegenwärtigen Zustand... weiterlesen
»I want you to panic«, so der berühmte Satz von Gretha Thunberg, um die Politiker*innen zum Handeln zu bringen. Doch auch auf individueller Ebene herrscht Angst und Verunsicherung. Sieben Autor*innen stellen kurze Texte und Positionen vor, die den gegenwärtigen Zustand der Welt in Worte zu fassen versuchen – sieben verschiedene Beispiele, wie sich Angst angesichts der Klimakrise verarbeiten und in Literatur transformieren lässt. Und wie diese Angst oder andere Gefühle das eigene Schreiben beeinflussen.

Theresia Enzensberger wurde 1986 geboren, sie lebt in Berlin. Sie studierte Film und Filmwissenschaft am Bard College in New York und schreibt als freie Autorin unter anderem für F.A.Z., F.A.S., Monopol, ZEIT Online und DIE ZEIT. 2014 gründete sie das BLOCK Magazin, das 2016 bei den Lead Awards als bestes Newcomer-Magazin prämiert wurde. Bei Hanser erschien 2017 ihr erster Roman »Blaupause«, der mit der Alfred-Döblin-Medaille ausgezeichnet wurde, sowie zuletzt ihr zweiter Roman »Auf See« (2022).

Franziska Gänsler wurde 1987 in Augsburg geboren, hat in Berlin, Wien und Augsburg Kunst und Anglistik studiert. 2020 stand sie auf der Shortlist des Blogbuster-Preises und war Finalistin des 28. open mike. »Ewig Sommer« ist ihr Debütroman. Sie lebt in Augsburg und Berlin.

Tim Holland wurde 1987 in Tübingen geboren, studierte nach einer Ausbildung zum Buchhändler am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er ist Autor, Literaturvermittler und Co-Verleger von hochroth München. Nach »vom wuchern« (gutleut verlag 2016), erschien 2022 sein zweiter Gedichtband »wir zaudern, wir brennen« (Matthes & Seitz Berlin). Zuletzt gab er zusammen mit Lukas Dubro »Kollaps und Hope Porn – 13 Zukunftsaussichten« heraus (Maro Verlag 2022).

Verena Kantrowitsch studierte Psychologie an der Universität Osnabrück. Sie arbeitet haupt- und nebenberuflich in der psychologischen Beratung und als Kommunikationstrainerin und engagiert sich mit diesem Schwerpunkt seit 2019 bei den »Psychologists for Future«.

Anselm Oelze wurde 1986 in Erfurt geboren. Er studierte Philosophie und Politikwissenschaft in Freiburg sowie Philosophical Theology in Oxford. 2017 wurde er mit einer Arbeit über Theorien animalischer Rationalität im späten Mittelalter an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Anschließend forschte und lehrte er als Philosoph an der Universität Helsinki und der LMU München. 2019 erschien sein Debütroman »Wallace« über den britischen Naturforscher Alfred Russel Wallace. Das Buch war für den Debütpreis der lit.COLOGNE nominiert und wurde ins Italienische übersetzt. 2021 folgte die literarische Reportage »Die Grenzen des Glücks«. Eine Reise an den Rand Europas. Darin schildert er die Situation im Flüchtlingslager Kara Tepe auf Lesbos nach dem Brand von Moria. Das Buch wurde mit dem Meißener Literaturfestpreis ausgezeichnet. Im Februar 2023 erschien sein zweiter Roman »Pandora«. Anselm Oelze lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Leipzig.

Tini von Poser arbeitet als freie Journalistin/ Autorin überwiegend für den Hörfunk: Deutschlandfunk Kultur, SWR, WDR5, Cosmo u.a. Sie hat in Santiago de Chile, Köln und Berlin Politik, Geschichte und Lateinamerikanistik studiert. Schwerpunkt in ihrer Arbeit sind gesellschaftspolitische Themen, wie z.B. die Klimakrise, und lateinamerikanische Literatur.

Sarah Raich wurde 1979 geboren und ist im ländlichen Niedersachsen und Tirol mit viel Weite und Natur aufgewachsen. Sie studierte in Berlin Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften und arbeitete danach als Kreative in Agenturen. Sie lebt mit ihrer Familie in München, hat aber noch ein Stück ihres Herzens in Berlin und San Francisco. In ihrem Romandebüt »All that's left« geht es um Aufbruch und Reise einer starken jugendlichen Heldin in einer zerstörten Welt.

Sie wurde 1972 geboren, lehrt als Professorin für Wissenskulturen und mediale Umgebungen an der Universität Potsdam. Sie studierte Kunst- und Medienwissenschaften sowie Medienkunst und Philosophie in Karlsruhe, London und Berlin. Sie arbeitete an der Forschungsabteilung »Das technische Bild« der Humboldt Universität zu Berlin, wo sie mit einer Arbeit zur digitalen Geschichte des Textilen promovierte. Von 2009 bis 2016 forschte sie im Rahmen von Fellowships an der Europäischen Medienwissenschaft der Universität Potsdam sowie in München, Weimar und Cambridge, UK. Die aktuellen Forschungen der Bild- und Medienwissenschaftlerin befassen sich mit Bildern und Wahrnehmungsweisen des Klimas und der Atmosphäre, kritischer Kartographie, Bildern der Ökologie und naturästhetischen Fragen. Kürzlich veröffentlichte sie eine Reihe von Interviews, die sie mit internationalen Forscher:innen zur Frage »Re-imagine climate change communication« führte auf der Plattform www.re-imagine-climate.com (2021). Sie ist Autorin der Monographien »Der Anfang einer neuen Welt. Wie wir vom Klimawandel erzählen, ohne zu verstummen« (2023), Klimabilder (Berlin, 2018) und Textiles Prozessieren (Berlin, 2007) und Herausgeberin von Das Technische Bild (Berlin, 2008), Image Politics of Climate Change (Bielefeld, 2014), Spürtechniken. Von der Wahrnehmung der Natur zur Natur als Medium (Köln, 2020, open access).

Sie wurde 1988 geboren, lebt als Schriftstellerin und Drehbuchautorin am Staffelsee. Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, unter anderen mit dem Wortmeldungen Förderpreis 2019. Ihr viel beachteter erster Roman »Der Defekt« erschien 2020. Für »Diese ganzen belanglosen Wunder« erhielt sie unter anderen das Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds.

Meret Weber wurde 2001 in Berlin geboren und hat an der SOAS University in London Politik und Internationale Beziehungen studiert. Sie ist Co-Autorin der Essaysammlung "Schwarz wird Großgeschrieben" (2021, &Töchter Verlag) und arbeitet als freie Autorin unter anderem für ZEIT ONLINE und das RosaMag.

Sie wurde 1987 geboren, ist Deutsch-Amerikanerin und lebt in München. Sie studierte Publizistik und Buchwissenschaft in Mainz und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Nach ihrer Zeit als freie Autorin für u.a. Zeit, Süddeutsche Zeitung und Spiegel war sie fünf Jahre bei LinkedIn. Heute arbeitet sie als Medienberaterin, Digitalstrategin und freie Journalistin. Über Digitalisierung, Diversität und die neue Arbeitswelt spricht Sara Weber regelmäßig in Interviews sowie als Moderatorin und Speakerin.

Eva Tepest ist Autor*in und Journalist*in. Dey ist Teil des Kollektivs DYKE DOGS, mit dem Eva die gleichnamige lesbische Kulturreihe organisiert und Finalist*in des Open Mikes 2020 war. Evas Essayband »Power Bottom« erschien im März im MÄRZ Verlag. Außerdem ist dey Moderator*in und Redakteur*in.

Sie studierte in Paris, Toronto und Berlin Germanistik, Kulturwissenschaften und Deutsch als Fremdsprache. Anschließend besuchte sie die Berliner Journalisten-Schule. Heute arbeitet sie als freie Autorin und Hörfunkjournalistin und moderiert Veranstaltungen zu Kultur und Politik. Gesa Ufer moderiert regelmäßig die Buchsendung »Die Literaturagenten« bei radioeins (rbb) und im Deutschlandfunk Kultur das Popkultur-Magazin »Kompressor« und den Geschichtenpodcast »Plus eins«.
Hier geht es zu der Literaturliste »Klimaangst und Literatur« von Fabius Mayland → https://lfbrecht.de/literaturliste/klimaangst-und-literatur/
Dokumentation
Klima und Angst erzählen
Mit Theresia Enzensberger, Franziska Gänsler und Verena Kantrowitsch
Inputvortrag: Birgit Schneider
Moderation: Gesa Ufer
(No) Panic-Lectures
Mit Tim Holland, Leona Stahlmann, Sarah Raich, Sara Weber, Eva Tepest, Anselm Oelze und Meret Weber
Moderation: Tini von Poser
Pressestimmen
Von Panik bis Verleugnung – zwei Abende in Berlin über Klimaangst und Literatur.
Von Cornelius Wüllenkemper, 26. Mai 2023 → Deutschlandfunk