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Neuigkeiten
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Es gibt zwei neue Seminarangebote im Programm der lfb school, die im Februar starten. Ihr könnt euch jetzt per Mail an campus@lfbrecht.de anmelden. Die Teilnahme ist wie immer kostenlos. Wir freuen uns auf euch!
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Die Rassismuskritik hat in Deutschland in den letzten Jahren deutlich Aufwind bekommen. Kämpfe Geflüchteter, migrantischer Widerstand gegen rassistischen Terror und die Proteste um Black Lives Matter haben das Thema Rassismus nach Jahrzehnten des Schweigens endlich auf die Agenda gebracht. Gleichzeitig haben Konzepte wie struktureller und alltäglicher Rassismus, weiße Privilegien, kulturelle Aneignung oder Mikro-Aggression Eingang in die mediale Diskussion erhalten.
Weitgehend unsichtbar bleibt in der öffentlichen Debatte um Rassismus aber die Dimension der Klasse. Das ist umso erstaunlicher, da spätestens mit dem Erfolg von Autor:innen wie Didier Eribon oder Annie Erneaux nicht nur die Klassenfrage auf die politische Bühne zurückgekehrte, sondern auch eine reiche Tradition rassismuskritischer Ansätze existiert, für welche die Analyse von Klassenverhältnissen zentral ist.
Genau diesen Ansätzen widmet sich das Seminar. Anhand von Texten von Stuart Hall, Theodore Allen, Manuela Bojadžijev, Asad Haider und anderen wollen wir theoretisch, historisch und in Bezug auf die Gegenwart nachvollziehen, wie Rassismus und Klassenunterschiede zusammenhängen: Was hat Rassismus mit dem Bedarf des Kapitals nach mobiler und leicht auszubeutender Arbeitskraft zu tun? Welche Rolle spielten Klassenunterschiede für die Erfindung der „weißen Rasse“ im kolonialen Amerika oder für das Regime der Gastarbeit in der BRD? Wie trägt Rassismus dazu bei, die Ausbeutung migrantischer Arbeitskräfte in der Pflege, Fleischindustrie oder Landwirtschaft zu legitimieren?
Statt die fruchtlose Scheindebatte fortzusetzen, ob statt Antirassismus wieder Klassenpolitik auf die Agenda muss, wollen wir kritische Rassismusanalysen (wieder)entdecken, die Rassismus und Klasse in ihren wechselseitigen Bezügen ins Zentrum rücken und so Antirassismus als Klassenpolitik zu konzipieren helfen.
Pablo Dominguez Andersen kommt aus Köln und lebt in Berlin. Als promovierter Kulturhistoriker und freier Autor forscht, schreibt und spricht er seit über 15 Jahren zu (Pop-)Kultur, Theorie und Politik. Ein Fokus seiner Arbeit liegt dabei auf der Geschichte und Gegenwart von Rassismus und Kulturen migrantischen Widerstands. Seine Essays und Kritiken erscheinen u.a. in der TAZ und bei Jacobin.
- Termine: 04.02. und 11.02.2023 jeweils 10:00–15:00 Uhr.
- Anmeldung: per Mail an campus@lfbrecht.de. Die Teilnahme ist kostenlos.
- Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt.
- Das Seminar findet als Präsenzveranstaltung statt. Für die Teilnahme an jeder Sitzung gelten unsere Besucher*inneninformationen.
- Die Texte werden über einen Reader zur Verfügung gestellt.
- Es handelt sich um ein Seminar mit aufeinander aufbauenden Sitzungen. Das Seminar gehört zum Programm der lfb school.
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Nach Bekanntwerden der NSU-Morde haben antirassistische und migrantische Initiativen verstärkt auf die Verleugnung struktureller rassistischer Gewalt hingewiesen und die Aberkennung von Trauer und Verlust verurteilt, die die Betroffenen erfahren. Diese Initiativen haben politische Archive affektiven Gedenkens und alternativer Aufklärung gegründet, die sich gegen strukturelle Opfer-Täter-Umkehrungen und die Entwirklichungen von Trauer und Verlust wenden. Diese Archive werfen die Frage auf, wie der Nexus von Affekt-Wissen-Archiv angesichts der Kontinuität struktureller Rassismen erinnerungspolitisch neu ausgehandelt werden kann. Mit der Hilfe von Autor*innen wie Saidiya Hartman, Christina Sharpe, Judith Butler oder Stefano Harney & Fred Moten geht das Seminar den »archives of feelings« (Cvetkovich) nach, in denen die Traumaerfahrungen rassifizierter und minorisierter Menschen gespeichert und die Begriffe des Politischen neu ausgehandelt werden.
Es soll diskutiert werden, wie der Wissens- und Sinnabbruch, der durch rassistische Gewaltgeschichte hervorgerufen wird, gleichzeitig den prekären Ausgangspunkt einer Reparation darstellt, die am Ort der Verletzung selbst operiert. Das Seminar soll herausarbeiten, wie solch ein der rassistischen Gewalterfahrung abgerungenes Affekt-Wissen eine paradoxe Grenzfigur bildet, in der der Zusammenhang von Gewalt, Entrechtung, Trauer und Verleugnung zugleich (intellektuell) begriffen und (affektiv) empfunden wird. Entlang rassismuskritischer Affekttheorien, queer-feministischer Ansätze sowie De/Postcolonial und Black Studies verhandelt das Seminar den affektiven Modus, mit dem in den Zonen rassistischer Gewalt und gesellschaftlicher Verwundung flüchtige Formen von Gedächtnis, Sozialität und Wissen produziert werden, die andere Weisen zu fühlen und zu erinnern einführen. Affekttheoretische Auseinandersetzungen um Trauer und Trauma sollen mit erinnerungspolitischen Reflexionen verknüpft und in eine reparative Perspektive überführt werden, die das Zusammenspiel zwischen der Enteignung von Erinnerung und Trauer auf der einen Seite sowie der Prekarität eines affektiven Wissens auf der anderen Seite herausstellt.
Wie können Formen von »Nicht-Archiven«, die flüchtig, eigensinnig oder traurig sind, in die Vergangenheit eingreifen und gleichzeitig auf die Zukunft ausgerichtet sein und ein »otherwise of sense«, ein »otherwise of memory« artikulieren? Wie kann eine Politik der Erinnerung im Kontext rassistischer Gewalt das Trauma auf sich nehmen und »weniger« als Erinnerung werden?
- Termine: 10.02. und 17.02.2023 jeweils 10:00–15:00 Uhr.
- Anmeldung: per Mail an campus@lfbrecht.de. Die Teilnahme ist kostenlos.
- Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt.
- Das Seminar findet als Präsenzveranstaltung statt. Für die Teilnahme an jeder Sitzung gelten unsere Besucher*inneninformationen.
- Die Texte werden über einen Reader zur Verfügung gestellt.
- Es handelt sich um ein Seminar mit aufeinander aufbauenden Sitzungen. Das Seminar gehört zum Programm der lfb school.
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Gemeinschaft ist vielleicht der politische Begriff der Stunde. Er taucht nicht nur in den Selbst- und Fremdbeschreibungen von rassifizierten, diasporischen, religiösen und nicht-heteronormativen ›Communities‹ sowie von Subkulturen und Fangemeinden auf. Ebenso findet er sich in der etablierten politischen Rhetorik. Figuren wie Sarah Wagenknecht bringen den »Gemeinsinn« gegen »Lifestyle-Linke« in Stellung. Aber wo liegt dieser Sinn, der als Leitbild kollektiven Lebens dient? Und wie kann er eine Form annehmen, die kein Fundament exklusiver Nationalismen bildet?
In diesem Seminar möchten wir die Produktion kollektiver Identitäten auf ihre impliziten und expliziten Voraussetzungen befragen. Entgegen einer sozialwissenschaftlichen Denktradition, die den Gemeinschaftsbegriff demjenigen der Gesellschaft gegenübergestellt und eine Entwicklungslinie von organischen Einheiten und traditionellen Kollektivierungsformen zum anonymen Gesellschaftsvertrag gezeichnet hat, wird das Seminar auf die Suche nach einem Denken der Gemeinschaft gehen, das nicht mit dem totalitären Anspruch auftritt, eine gespaltene Gesellschaft zu einen. Anhand exemplarischer Texte aus der politischen Philosophie und Kulturtheorie untersuchen wir insbesondere die Konstitutionsbedingungen von Gemeinschaftsformen, die sich identitären, völkischen oder universalistischen Vereinnahmungen widersetzen und in einem widerständigen Verhältnis zu hegemonialen Lebensformen stehen. Was macht eine Gemeinschaft oder eine Community aus? Wie und durch wen wird sie begründet? Welche Affektlagen setzt sie voraus? Durch was wird sie vermittelt? Von welcher Art ist der ihr korrespondierende Gemeinsinn? Und welche politischen und ethischen Praktiken sind in sie eingelassen? Diesen und anderen Fragen gehen wir in der Lektüre von Texten von Immanuel Kant, Hannah Arendt, Jacques Rancière, Lauren Berlant, Sara Ahmed, Judith Butler, Silvia Federici und Saidiya Hartman nach.
Jasper Schagerl hat an der Humboldt-Universität zu Berlin über die Konvergenzen rechtlicher und literarischer Verfahren promoviert. Ab Mai 2023 ist er Postdoc-Stipendiat am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin.
- Termine: Mo. 16-18 Uhr, 08.05, 15.05., 22.05., 05.06.
- Anmeldung: per Mail an campus@lfbrecht.de. Die Teilnahme ist kostenlos.
- Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt.
- Die Texte werden über einen Reader zur Verfügung gestellt.
- Es handelt sich um ein Seminar mit aufeinander aufbauenden Sitzungen. Das Seminar gehört zum Programm der lfb school.
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Unter dem Titel Object Oriented Ontology hat sich im englischsprachigen Raum eine Denkrichtung entwickelt, die die Dinge in den Blick nimmt (aber gibt es überhaupt Dinge?). Sie bezieht sich grob auf Heidegger, europäische und buddhistische Phänomenologie, aber auch auf den spekulativen Realismus.
Timothy Morton prägte hierbei den Begriff der Hyperobjects. Bei dem Begriff geht es um die Anerkennung der Schwierigkeiten, intuitiv mit globalen Realitäten umzugehen. Anders als vielleicht im deutschsprachigen Raum spielt Heidegger in der englisch- und französischsprachigen Akademie eine befreiende und radikal kritische Rolle gegenüber dominanten Denkrichtlinien wie humanistisch rigider Aufklärung oder sprachlich unterreflektiertem Empirismus. Die poetische Dunkelheit der (teils übersetzten) Begriffe macht einen Spielraum für Gespenster und verdrängte Realitäten auf, den die Vertreterinnie der Object Oriented Ontology nutzen.
Im Seminar werden die Hauptpositionen der ooo zusammengefasst, besonderes Interesse gilt aber der Frage nach den Hintergründen und Notwendigkeiten, die das Bedürfnis nach dieser Strömung speisen, und der Frage, welche Rolle Sprache, Übersetzung und Literatur dabei spielen.
Ann Cotten ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Zuletzt erschien »Die Anleitungen der Vorfahren«. Am Peter Szondi-Institut der Freien Universität Berlin schreibt sie an einer Dissertation zu einer materialistischen, nicht nur auf Menschen und Texte beschränkten Poetik.
- Termine: Mo, 12.06. und 19.06., 11–16 Uhr
- Anmeldung: per Mail an campus@lfbrecht.de.
Die Teilnahme ist kostenlos.
- Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt.
- Die Texte werden über einen Reader zur Verfügung gestellt.
- Es handelt sich um ein Seminar mit aufeinander aufbauenden Sitzungen. Das Seminar gehört zum Programm der lfb school.
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Der französische Philosoph und Soziologe Henri Lefebvre gilt als ein schillernder Vertreter des sogenannten westlichen Marxismus des 20. Jahrhunderts. Er war nicht nur ein wichtiger Impulsgeber der Pariser Studentenrevolte im Mai 1968 und praxisphilosophischer Widersacher seines strukturalistischen Zeitgenossen Louis Althusser. Mit seinen Forschungen zu Stadt und Raum ist er heute zu einem wichtigen Stichwortgeber in der Stadtsoziologie und in sozialen Bewegungen geworden. Im Angesicht aktueller Debatten und urbaner Konflikte – etwa Wohnungsmangel, Bodenspekulation, Verdrängung von Mieter*innen oder die Enteignung von Wohnungsunternehmen – erfreut er sich einer nicht geringen Beliebtheit.
Vor dem Hintergrund einer Auseinandersetzung mit dem Städtebau des Fordismus und einer Beschäftigung mit dem Scheitern der Pariser Kommune formuliert Lefebvre eine Programmatik, die zwischen verschiedenen Raumformen zu unterscheiden weiß. Jede Produktionsweise produziert ihren eigenen Raum und damit ihre eigene Stadt, so ließe sich Lefebvres Impuls auf den Punkt bringen. Sein Denken mündet in dem utopischen Entwurf der Verwirklichung einer umfassenden urbanen Demokratie, wie sie etwa der Vorstellung des viel zitierten »Rechts auf Stadt« zugrunde liegt. Aber was lässt sich heute aus seiner Theorie für die Analyse gegenwärtiger und für die Möglichkeit alternativer Formen der Raumproduktion gewinnen? Inwiefern muss Lefebvres im Angesicht der fordistischen Planstadt entwickelten Theorie vor dem Hintergrund neoliberaler Fragmentierung, Gentrifizierung und Verdrängung angepasst werden? Welche empirischen Beispiele liegen seiner Theorie zugrunde und lässt sich der Slogan »Recht auf Stadt« für die Analyse gegenwärtiger Konflikte fruchtbar machen?
Das Seminar führt in die zentralen Begriffe und Theoreme Lefebvres materialistischer Raumanalytik ein, stellt die Eigenarten seiner Rezeption dar und fragt nach Aktualitätsbezügen.
Philipp Mattern ist Politikwissenschaftler in Berlin.
- Termine: Mittwochs, 28.06., 05.07., 12.07. und 19.07., 16–18 Uhr
- Anmeldung: per Mail an campus@lfbrecht.de. Die Teilnahme ist kostenlos.
- Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt.
- Die Texte werden über einen Reader zur Verfügung gestellt.
- Es handelt sich um ein Seminar mit aufeinander aufbauenden Sitzungen. Das Seminar gehört zum Programm der lfb school.
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