Was können und sollen wir jetzt tun? Was müssen wir unbedingt lassen? Mit einer zunehmenden Faschisierung, Kriegsgeschehen, Völkermord, Militarisierung und Klimakrise befinden wir uns in einer Situation starker individueller und kollektiver Überforderung. Wir müssen Kräfte sammeln und alte reaktivieren: Dazu gehört auch, politische Strategie und Theorie in ein produktives Verhältnis zu rücken.
Wenn wir nach dem Verhältnis von kritischer Theorie zu Strategiebildung nachdenken, widmen wir uns einer spezifischen Form der Frage nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis. Was für eine Praxis ist Strategiebildung? Inwiefern und in welchen Momenten baut sie auf theoretischen Einsichten auf? In welchen Punkten basiert sie gerade nicht nur auf Analysen, sondern auf (erfahrungsbasierten) Intuitionen? Diese Fragen stellen sich auch, weil zeitgenössische hauptberufliche Theoretiker*innen Strategiebildung meistens viel zu wenig wahrnehmen und häufig unterschätzen – und zwar unter anderem hinsichtlich des dabei generierten Wissens und dessen Relevanz für ihre eigene Arbeit.
Wenn andererseits die Distanz zwischen der theoretischen und der strategischen Praxis ganz kollabiert, verliert das strategische Denken seine spezifische Situationssensibilität oder die Theorie die Distanz, die den Bezug auf die konkrete Situation relativieren und damit entlasten kann, die Weite schaffen und Raum für Kreativität eröffnen kann. Es geht also auch um die Frage, wie ernst man gerade auch in einer politisch dramatischen Situation das Potenzial der Theorie nehmen kann.
Karl Marx, Rosa Luxemburg, Antonio Gramsci, Georg Lukács, Nicos Poulantzas und Ruth Wilson Gilmore sind nur einige Beispiele für politisch-strategisch verortete Theoriebildung, die man im Hinblick auf die gestellten Fragen lesen und diskutieren könnte.
Wir werden uns diesen Fragen in gemeinsamer Textarbeit und Diskussion nähern. Kurze Impulse der Workshopleiterin tragen zusätzliches Hintergrundwissen und einige zugespitzte Thesen bei. Die Texte werden für alle Teilnehmenden zwei Wochen vor dem ersten Termin zur Verfügung gestellt.
Eingeladen sind explizit alle Interessierten – ob mit viel Vorwissen oder neu in der Thematik, ob eher in der politischen Praxis oder Theorie verortet.
- Blockseminar mit zwei Terminen, 4. und 11.07.2025, von 14:00 Uhr – 18:00 Uhr
- Anmeldung: per Mail an campus@lfbrecht.de. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt.
- Die Texte werden über einen Reader zur Verfügung gestellt.
- Das Seminar gehört zum Programm der LfB School.
Jenny Stupka promoviert zu zeitgenössichen Kritiken des Privateigentums und unterrichtet politische Theorie am Otto-Suhr-Institut (FU). Sie ist stadtpolitisch aktiv bei Deutsche Wohnen & Co. enteignen.