Klopstocks »Messias« spricht nicht mehr zu uns, 300 Jahre später. Seine exaltierte Sprache, sein antikes Metrum; dieser religiöse Enthusiasmus, der selbst die Evangelien erhöht, geben dem Versepos sein Datum. Und dennoch: der Text erzählt von den ersten und den letzten Dingen, die uns heute – in anderen Wörtern, und in anderen Bildern auch – immer noch heimsuchen, wie die Frage nach der menschlichen Erlösung, und Erlösbarkeit, und nach der Gnade, die unsere Gattung nicht verdient. In unserer Performance wollen wir Klopstocks Messias erden – ihn zurückführen, in den Bereich der Jerusalemer Steine, und der Schwerkraft am Kreuz, die jeder Himmelfahrt im Weg stehen, und darum ihre Voraussetzung waren. Musikalisch heißt das: der Glorie der Tradition, die den Tod Christi von der Auferstehung her betrachtet, zu widersprechen, und bei der Dunkelheit der Nägel zu bleiben. Stimmlich heißt das: dem Hexameter nicht zu folgen; den Text an den Stellen zu unterbrechen, an denen er unabsichtlich zögert, an denen er an sich selbst zweifelt.
Mit Senthuran Varatharajah (Lesung, Kommentar), Fabian Saul (Komposition, Musik) und Malte Seidel (Visuals)
Teil 1: Kreuzigung
28. März, 20 Uhr
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Teil 2: Auferstehung
4. April, 20 Uhr
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Dauer: Jeweils ca. 60 Min.
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