Wir – der Vorstand der Gesellschaft für Sinn und Form, Trägerverein des Literaturforums im Brecht-Haus – sind bestürzt über die uns aktuell vorliegende Kürzungsliste des Berliner Senats für den Doppelhaushalt 2025/2026 – insbesondere über die vorgesehenen Kürzungen beim Literaturforum im Brecht-Haus.
76.700 Euro Kürzung bedeuten eine Halbierung des Programmetats und damit fast 50% weniger Veranstaltungen des Literaturforums. Zusätzlich zu der genannten Summe fällt eine komplette Stelle des Resilienz-Dispatchers weg – über die in den vergangenen Jahren erfolgreich die Digitalisierung und das Online-Streaming des Hauses vorangetrieben werden konnten. Schon jetzt, ohne die Kürzung, ist die Arbeitsbelastung des Teams enorm hoch. Der Wegfall einer ganzen Stelle macht in diesem Haus 15% der Belegschaft aus.
Die vorgesehenen Kürzungen sind unverhältnismäßig hoch für die Größe des Hauses, das mit sehr schlanken Strukturen arbeitet und über keine Rücklagen oder finanziellen Puffer verfügt. Damit wird man der erfolgreichen Arbeit des Literaturforums im Brecht-Haus der letzten Jahre nicht gerecht – im Gegenteil!
Wir bedauern sehr, dass bei den Kürzungsvorschlägen die kulturfachliche Expertise der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht berücksichtigt wurde und fordern Sie auf, das zu korrigieren! Die Kulturverwaltung verfügt über detaillierte Kenntnisse der Veranstalter*innen und über die verschiedenen Einrichtungen im Bereich Kultur und vermag einzuschätzen, was für die verschiedenen Orte umsetzbar ist, ohne dass sie aus der Kulturlandschaft Berlins verschwinden. Wir bitten Sie für den Bereich Literatur insbesondere die langjährige zuständige Mitarbeiterin für Literaturhäuser, Martina Kielberg, einzubeziehen.
Die Stadt Berlin hat als einzigartiger Ort einer heterogenen, diversen und vielschichtigen Literatur-, Kunst- und Kulturlandschaft auf Weltniveau ungeheure Anziehungskraft. Davon lebt Berlin, das macht seinen Ruf als eine gleichsam immerwährende, sensationelle Kulturhauptstadt aus. Vor allem dadurch besitzt sie eine große internationale Strahlkraft. Wir verdanken diese Qualität und dieses Ansehen einem in der Welt einzigartigen Fördersystem der Künste und der Kultur, das aus der spezifisch deutschen Geschichte erwachsen und nicht so leicht zu reproduzieren ist. Wenn man nun beginnt, dieses Fördersystem anzugreifen, es überstürzt und konzeptlos, ohne jeden Dialog mit den Künstler*innen und Einrichtungen auszuhöhlen, zerstört man das Herz dieser Stadt. Und eine jahrzehntelange Arbeit, die es gebraucht hat, um diese Kulturlandschaft aufzubauen.
Wir appellieren an die politisch Verantwortlichen, die überdimensionalen Kürzungen im Bereich Kultur, Literatur und insbesondere für das Literaturforum im Brecht-Haus zu überdenken und abzumildern.
Prof. Dr. Marianne Streisand, Dr. Peggy Mädler, Thomas Martin
Vorstand der Gesellschaft für Sinn und Form e.V.
Trägerverein des Literaturforums im Brecht-Haus