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»Behold, inescapable«
von Marco Donnarumma mit Wille Felix Zante
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Das Wetter ist multidimensional und komplex. Seine Wirkungen und Einflüsse sind mit unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen spürbar. Nur: Wer spürt das Wetter eigentlich wie? Unter welchen körperlich-somatischen Voraussetzungen verständigen wir uns über das, was einerseits so banal und alltäglich und andererseits im Angesicht von Katastrophen so politisch und krisenhaft erscheint?
Marco Donnarumma schreibt: »Von meinem Wohnzimmer aus sehe ich den Regen, rieche ihn, spüre seine leichte Berührung auf meiner Haut, wenn ich die Hand aus dem Fenster strecke. Ich höre ihn nicht, ich spüre seine Vibration, wenn er auf dem Fenster landet und senkrecht hinuntergleitet. Wenn der Regen zu einer plötzlichen Überschwemmung wird, mein Haus ausradiert und die Brücken meiner Stadt eingerissen werden, sind meine Sinne überfordert – betäubt von dem Schock eines Wetters, das zu viel ist, um es wahrzunehmen, geschweige denn zu begreifen.«
Wie lassen sich Ausnahmezustand und Alltag zusammen empfinden? Wie kann diese Wahrnehmung zu einer ästhetischen Erfahrung werden? In dieser neuen Lecture Performance erkundet Marco Donnarumma mit Wille Felix Zante die Komplexität menschlicher Wahrnehmungen. Die Performance kombiniert Live-Klangkunst, die Donnarumma entwickelt hat, mit einem Dialog zwischen Performer*innen und Publikum.
In deutscher Gebärdensprache, mit Live-Dolmetschung in deutsche Lautsprache.
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07.11., 20:00
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08.11., 19:30
Anschließend Gespräch mit Marco Donnarumma, Wille Felix Zante und Franziska Winkler
Tickets
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Marco Donnarumma schafft technologische Körper, um die Grenzen der Erfahrung zu überwinden. Hörend geboren und später ertaubt, fragt er in seinen Arbeiten, wie gesellschaftliche Kräfte den menschlichen Körper bestimmen.
Als Performer, Klangkünstler, Regisseur, Erfinder und Theoretiker vermischt er zeitgenössische Performance, neue Medienkunst und interaktive Computermusik in Performances, Installationen und Filmen. Seine selbst entwickelten Erfindungen, wie etwa KI-gesteuerte Roboterprothesen und biophysikalische Musikinstrumente, erforschen viszerale Formen der Interaktion auf der Bühne und erzeugen Musik aus den Körpergeräuschen der Darsteller.
Donnarumma promovierte an der Goldsmiths University of London im Fach Arts and Computational Technology und wurde vom Bundesministerium für Forschung und Bildung zum Künstler des Wissenschaftsjahres 2018 ernannt.
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»Außergewöhnliche Trübung der Atmosphäre. Nebel, Rauch und andere Verklärungen«
von Judith Schalansky
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Physikalisch gesehen ist Nebel nichts anderes als Wolken. Dennoch erscheint dieser weiße Dunst anders: Assoziiert mit dem Übersinnlichen und Unergründlichen, dem Stimmungs- und Geheimnisvollen, wirkt er zeichenhaft und performativ. Die Aufklärung lässt sich so lesen als Aufklarung eines vernebelten Zustands. Gleichzeitig begann mit ihr das Zeitalter der Dampfmaschinen und Fabrikschlote, in der der klare Himmel zur Anomalie wurde. Mit dem fünften und letzten Beitrag von »100 neue Wörter für Wetter« entwickelt Judith Schalansky Blicke auf, in und durch den Nebel.
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12.11., 20:00
Anschließend Gespräch mit Judith Schalansky und Cornelius Puschke
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13.11., 19:30
Anschließend Gespräch mit Judith Schalansky und Cornelius Puschke
Tickets
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Judith Schalansky, geboren 1980 in Greifswald, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign und arbeitet als freie Schriftstellerin, Buchgestalterin und Herausgeberin der Reihe »Naturkunden« bei Matthes & Seitz. Ihr vielfach ausgezeichnetes Werk wurde in mehr als 25 Sprachen übersetzt. Im Mai 2023 übergab sie als neunte Autorin einen geheimen Text der Future Library in der Deichmanske bibliotek in Oslo. 2025 wird sie die Frankfurter Poetikvorlesungen halten. Seit 2011 trägt der Asteroid 95247 ihren Namen.
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Über die Lecture Performance-Reihe
»100 neue Wörter für Wetter«
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Das Wetter war lange ein Smalltalk-Thema. Auch wenn sonst die Differenzen groß waren, auf das Wetter konnten sich die Menschen schnell einigen. Doch das ändert sich: Der Blick aus dem Fenster, der Schritt vor die Haustür und die passenden Informationen aus der Wetter-App sind Teil einer immer komplexer werdenden Erfahrung. Vor 150 Jahren wiesen Wissenschaftler*innen das erste Mal den Treibhauseffekt nach. Seit den 1990er Jahren lassen sich die steigenden Temperaturen eindeutig der Verbrennung fossiler Stoffe zuordnen. Der Klimawandel ist ein Fakt – und gleichzeitig ideologisch umkämpft. Der menschliche Einfluss auf das Wetter nimmt auch im Bereich des Militärs zu. So entwickeln etwa führende Militärnationen Technologien, um mit sogenannten Wolkenimpfungen für einen blauen Himmel zu sorgen. Der menschliche Einfluss auf die Erde führt dazu, dass sich imperiale Geopolitiken nicht mehr nur auf das Land, sondern auch auf den Luft- und Weltraum erstrecken.
In der dritten Ausgabe widmet sich die Lecture Performance-Reihe »100 neue Wörter« dem Wetter. Die Künstler*innen Joana Moll, Sinthujan Varatharajah, Ed Atkins, Marco Donnarumma und Judith Schalansky entwickeln neue Texte und performative Situationen, in denen sie die Veränderungen der Luft, der Wolken, des Regens und der Sonne beschreiben. Dabei bietet die Lecture Performance mit den Ästhetiken des Solos die Möglichkeit, in künstlerisch unterschiedlichen Formen und Traditionen mit Sprache zu arbeiten – als Lesung, Vortrag oder Monolog.
Ergänzend zu den Beiträgen der Künstler*innen finden Artist Talks statt. Alle fünf Lecture Performances werden aufgezeichnet und stehen wenige Tage nach der Veranstaltung online in der Mediathek des Literaturforums im Brecht-Haus mit deutschen und englischen Untertiteln zur Verfügung.
Kuration: Cornelius Puschke
Produktionsleitung: Lisa Homburger
Szenografie und Technische Leitung: Marc Jungreithmeier
Dramaturgische Begleitung: Franziska Winkler
Licht und Ton: Nils Maushagen
Video: David San Millán
Grafik: Anna Giulia Zeller
Fotos: Iris Janke
Produktionsassistenz: Mascha Leskien, Julia Stavermann
Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt
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Wir freuen uns über Ihre Hinweise und Berichte!
Pressekontakt für Akkreditierungen, weitere Informationen sowie Interviewanfragen:
Lutz Klüppel
presse@lfbrecht.de
0163 13 18 388
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Informationen |
Literaturforum im Brecht-Haus
Träger: Gesellschaft für Sinn und Form e.V.
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