Heldenfriedhof

/ 2006

Thomas Harlans Roman »Heldenfriedhof« von 2006 beginnt mit dem Fund von 15 Leichen auf einem Soldatenfriedhof in der Nähe von Triest. Die Toten sind allesamt Täter der »Aktion Reinhardt«, die den Massenmord in den Vernichtungslagern Bełżec, Sobibór und Treblinka und zuletzt im Konzentrationslager Risiera di San Sabba organisierten und durchführten. Im Roman bringen sie sich um, als man in der BRD beginnt, sich strafrechtlich für ihre Taten zu interessieren. Während der kollektive Selbstmord Fiktion ist, erzählt der Roman collagenhaft mit Zitaten aus Erinnerungen, Tagebüchern und Protokollen reale Ereignisse.

Warum lesen?

Durch seinen Zusammenprall von historischer Wirklichkeit, fantastischen Verfremdungen und herausfordernder Erzählweise ist »Heldenfriedhof« ein außergewöhnlicher Roman, der in seiner Rezeption zurecht in die Nähe von Claude Lanzmanns »Shoah« gerückt werden kann, da Harlan mehr als historiographisch nach der Wahrheit der Verbrechen und ihrer Folgen suchend schreibt.

Auf der Liste: Thomas Harlans Täterliteratur

Auf der Suche nach einer Auseinandersetzung mit den Massenmorden der Shoah im vermeintlich Unsagbaren

Rosa

/ 2000

Im Jahr 2000 veröffentlichte Thomas Harlan seinen ersten Roman: »Rosa«. Schwerlich nur lässt sich das Buch auf eine Handlungsebene herunterbrechen. Vielmehr ist es ein Ineinandergreifen unterschiedlichster Handlungsstränge, die wieder und wieder neue Zugänge verweigern. Im Mittelpunkt steht dennoch die Titel gebende Figur Rosa, die mit ihrem Partner Jozef in einem Erdloch auf einer Lichtung im polnischen Wald lebt. Eher zufällig trifft ein Filmteam auf die beiden, während es versucht, zu den Verbrechen der Deutschen in Polen während der Besatzung zu recherchieren. Unter Verwendung und gleichzeitiger Teilfiktionalisierung von Materialien, die Harlan selbst Anfang der 1960er Jahre in Polen recherchierte, wird der Blick freigelegt auf die Ermordung der Jüdinnen und Juden durch die Deutschen im Lager Chelmno/Kulmhof.

Warum lesen?

Thomas Harlan beginnt mit »Rosa«, was er mit »Heldenfriedhof« fortführt: die Auseinandersetzung mit deutscher Täterschaft. Wie kein anderer deutschsprachiger Autor wendet er seinen Blick auf die Verbrechen. Sowohl in »Rosa« als auch in »Heldenfriedhof« sucht Harlan nach sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten und ästhetischen Umformungen, die die Verbrechen der Shoah unvermittelt vermittelbar machen.

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