»Adas Raum«

/ 2021

 

In diesem Roman begegnen wir Ada 1459 zu Beginn der portugiesischen Kolonialherrschaft in dem Land, das heute Ghana genannt wird, 1848 als Mathematikerin in einer Affäre mit Charles Dickens in London, 1945 als Zwangsprostituierte in einem Konzentrationslager und 2019 auf Wohnungssuche in Berlin. Ada wird durch diese (Zeit)Räume hinweg von einem Wesen begleitet, das verschiedene Objekte bewohnt, aber keinen eigenen Körper besitzt. Den kann es erst erlangen, wenn es das wertvolle Armband Adas an den richtigen Ort bringt. Das Gelingen dieser Aufgabe scheitert immer wieder an den Lebensumständen Adas, die in jedem Jahrhundert mit Herausforderungen kämpft, die sie zuletzt ihr Leben kosten: die Erwartung des Mutterseins, die Ansprüche der Männer und die Gewalt des historischen Moments. Der Umgang mit der Vergangenheit wird in diesem Roman transkulturell aufbereitet und in Schleifen miteinander verknüpft. Adas Schicksale erschließen Unterdrückungserfahrungen von Frauen auf verschiedene Weise (als Opfer der Kolonialherren oder der Nazis, als vom Patriarchat eingeschränkte weiße Angehörige der Oberklasse oder als Schwarze Person in Europa) und erweitern damit das Verständnis von Erinnerungskultur um die unentwirrbaren Zusammenhänge zwischen Kolonialismus und Holocaust sowie das notwendige Miteinander von Feminismus und Antirassismus.

Warum lesen?

Weil die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Aspekten der Vergangenheit unser Verständnis von Erinnerungskultur erweitern und deutlich machen, wie diese transkulturellen Phänomene auf unsere Gegenwart einwirken.

[Joela Jacobs]

Auf der Liste: 3G

Literatur der dritten Generation