Erinnerung eines Mädchens

/ 1. April 2016
Mémoire de fille. Übersetzt aus dem Französischen von Sonja Finck

Ich hätte auch jeden anderen Text von Annie Ernaux wählen können, weil sie alle nämlich eines vermögen: Sich selbst befragen. Die eigenen Worte, die Erinnerung, das Denken, die Zeit, was die Zeit verschleiert, verbirgt, die Möglichkeit eines Erzählers. Annie ist 18 Jahre alt und arbeitet in einer Ferienkolonie, wo sie sich - wie sollte es anders sein? - verliebt. Mit H. erlebt sie ihr erstes Mal, woraufhin sie H. ignoriert, als hätte es die Nacht nicht gegeben. Jahrzehnte später setzt sich Annie Ernaux mit der Scham auseinander und der Erinnerung an diese, befragt die eigene Sozialisierung und dieses Ereignis, das sich für immer in sie brennt.

Warum lesen?
Annie Ernaux denkt im Schreiben und mutet das auch uns zu, dass wir im Lesen denken. Und hinterfragen. Und stolpern. Und erschrecken. Und uns erinnern.

Auf der Liste: Erinnern und Schreiben. Oder Schreiben und Erinnern.

Fünf grandiose Bücher, in denen die Erinnerung zur Protagonistin wird.