#Reise


Der eiserne Pfad
/ 1999Erwin Siegelbaum ist unterwegs. Auf jährlichen Touren durch die Dörfer und Kleinstädte Österreichs spürt der israelische Antiquitätenhändler die materiellen Hinterlassenschaften der ermordeten Juden Europas auf. Dank einiger Schwarzmarktdeals ist er wirtschaftlich unabhängig. Er kennt alle Strecken und alle Orte, die Züge sind sein Zuhause. Doch seine unentwegten Wanderungen haben noch ein anderes Ziel: den Mörder seiner Eltern zur Strecke bringen. Betagt, zahnlos und unbehelligt lebt Oberstleutnant Nachtigel auf dem Land – bis Siegelbaum ihm schließlich auf die Spur kommt. In schnörkellosen Szenen und den lakonischen Reflexionen seines Erzählers gewährt Aharon Appelfeld, der 1932 als Erwin Appelfeld in der Bukowina geboren wurde, tiefe Einblicke in das Seelenleben eines Überlebenden, der mit der Vergangenheit nicht abschließen kann. Die offenen Rechnungen mit Europa wiegen schwerer als die Verheißung von Ruhe und Sicherheit in Israel. Und die unüberwindbare Einsamkeit des Rächenden ist in jeder Zeile greifbar.
Warum lesen
Weil sich Appelfeld nichts Überflüssiges erlaubt. Ein Racheplot in Reinform. Wie auf Schienen läuft die Erzählung auf ihr unausweichliches Ende zu.
Bester Satz: „In Sprache steckt fast immer Verstellung. Ich traue nur den Schweigsamen.“
[ssch]