#Nationalstaat
Das Totenschiff
/ 19261924 auf Englisch verfasst, aber 1926 zunächst auf Deutsch erschienen, ist die Publikationsgeschichte des Romans ähnlich rätselhaft wie die Identität des Autors. Erst nach Jahrzehnten kam es unter Literaturhistoriker*innen zu einem Konsens, dass der weltweit erfolgreiche Erzähler B. Traven mit dem Anarchisten Ret Marut identisch ist, der 1919 in der Bayrischen Räterepublik mitmischte und 1924 nach Mexiko emigrierte. Zentrales Thema im „Totenschiff“ ist die Staatenlosigkeit – das Schiff wird zum symbolträchtigen Ort für jene Menschen, die in der nationalstaatlichen Ordnung keinen Platz finden. „Ich war nicht geboren, hatte keine Seemannskarte, konnte nie im Leben einen Pass bekommen, und jeder konnte mit mir machen, was er wollte, denn ich war ja niemand, war offiziell gar nicht auf der Welt, konnte infolgedessen auch nicht vermisst werden.“ Skrupellose Geschäftemacher wissen die Lage dieser Menschen für sich zu nutzen und beuten sie schamlos aus, damals wie heute. mehr
Warum Lesen?
Der Roman erinnert daran, dass der moderne Nationalstaat zwei Dinge tut: er schränkt individuelle Freiheit ein und untergräbt gleichzeitig solidarisches Verhalten. Menschen werden als Staatsbürger*innen kontrolliert, ihre Freiheit rein bürgerlich definiert: Sie dürfen ihre Arbeitskraft verkaufen und als Konsument*innen aus verschiedenen Waren wählen, solange es ihr Geldbeutel zulässt. Die Menschlichkeit und die universalen Ideale des Sozialismus bleiben auf der Strecke.