Das Buch der Augen

/ 2021

Früh in ihrer akademischen Laufbahn gescheitert kehrt Renia in ihre Heimatstadt Berlin zurück und treibt durch ein zynisches Millennialleben. Sie ist entfremdet von sich selbst und allen um sie herum, niedergeschlagen von der Perspektivlosigkeit ihres eigenen Lebens und unserer Gegenwart, unfähig, sich und ihre Nöte anderen mitzuteilen und sich als Erwachsene zu begreifen. Erst die Begegnung mit ihrer kompromisslosen, fordernden Großtante gibt ihr ein wenig Halt, lässt jedoch auch die Horrorvisionen erstarken, an denen sie wie der Großteil ihrer Familie väterlicherseits leidet, und die ihr eine dämonische Parallelwelt vorgaukeln. Kann sie die Selbsttäuschung, die sie zu ihrem eigenen Schutz errichtet hat, aufgeben und die dämonische rote Welt jenseits unserer eigenen als Realität akzeptieren?

 

Warum lesen

Niemann legt erbarmungslos den Finger in die Wunde und schildert Renia als privilegiertes und dennoch verlorenes Kind von Generationen, die die Dämonen ihrer Vergangenheit nicht bewältigen konnten. Renias Millennial-Dasein ist gleichzeitig Metapher und steht ganz offen im Erzähltext; den Zwiespalt zwischen Ohnmacht und Verantwortung schildert Niemann mit leiser, selbsterkennender, berührender Ironie.

Auf der Liste: Progressive Phantastik

Originär deutschsprachige politische Fantasy und Science-Fiction