#Kindergruppe
Insu Pu
/ hebräisch 1948/dt. 1951Mira Lobes Robinsonade entstand zuerst in Palästina im Exil. In der deutschen Fassung, die sie 1951 in Wien schrieb, hat sie den zeitgeschichtlichen Kontext des II. Weltkriegs und der Kindertransporte jüdischer Kinder auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus verallgemeinert und fiktionalisiert. Das Schiff einer Gruppe Kinder, die auf der Flucht vor dem Krieg von ihren Eltern in ein anderes Land verschickt werden, läuft auf eine Mine und sinkt. Die 11 Kinder, die sich auf eine Insel retten können, sind ein soziales Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse, aus denen sie jeweils stammen. Sie überwinden diese ‘Klassenverhältnisse’ und etablieren eine Art demokratischen Kinderstaat, was nicht ohne Konflikte um die Macht erfolgt. Im Zielland der Flucht glaubt nur ein Junge nicht an den Tod der Kinder. Er macht sich gegen alle Widerstände der Erwachsenen auf die (letztendlich) erfolgreiche Suche nach den geflüchteten Kindern. mehr
Warum lesen?
Sozialpsychologisch differenzierte Darstellung von Gemeinschaftsbildungsprozessen und ihren Hürden und Chancen; dabei spannend und einfühlsam erzählt.
Manja. Ein Roman um fünf Kinder
/ 1938/2014Fünf Kinder werden 1920 in einer Nacht in den unterschiedlichsten Verhältnissen gezeugt. In einem sozialen Psychogramm stellt Gmeiner einen Querschnitt durch die Gesellschaft dar: Die Familie des arbeitslosen Vertreters und späteren SS-Mannes Anton Meißner, die Familie des klassenbewussten Proletariers Eduard Müller, die großbürgerliche jüdische Familie Hartung, die des liberalen Arztes Ernst Heidemann und die verarmte, alleinerziehende Jüdin Lea, deren älteste Tochter Manja ist. Als einziges Mädchen bildet sie den Mittelpunkt der Kindergruppe, die sich immer heimlich zum Spielen an einer Mauer trifft. Dort, am Rande der Gesellschaft und im „Katzenkorb der Kindheit” (1938, 8) haben die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse keine Macht. Mit Erstarken des Nationalsozialismus bricht der Antisemitismus aber auch in diesen utopischen Ort und damit in die Freundschaft der Kinder ein. Nachdem ein Hitlerjunge Manja zu vergewaltigen versucht, begeht sie Selbstmord. Dieser mehrsträngig erzählte Roman gibt realistische Einblicke in die Alltagsgeschichte und zeigt anhand der Kinderfiguren und oft aus deren Perspektive wie der Nationalsozialismus nach und nach die Herrschaft übernimmt. mehr
Warum lesen?
Eine hellsichtige Gegenwartsanalyse der Autorin verknüpft mit realistischen Kinderfiguren, an denen die gesellschaftlichen Veränderungen ihre Spuren hinterlassen, ohne, dass diese als Opfer gezeigt werden.