#HighFantasy
Krieg und Kröten (Die Frost-Chroniken 1)
/ 2020Der alternde Siegelmeister und Feuermagier Yuriko kommt in seine Heimatstadt zurück, nachdem er allen, die ihm lieb waren, den Rücken gekehrt und fünf Jahre lang amourösen Eskapaden nachgegangen ist. Er erwartet großes Hurra ob seiner Rückkehr inklusive einer Weiterbeschäftigung auf seinem alten Uni-Posten und wird herbe enttäuscht: Das Leben ist ohne ihn weitergegangen, und das, obwohl sich doch das Universum um ihn dreht! Als seine Freund*innen, darunter seine ehemalige und von ihm im Stich gelassene Schülerin Galina, beschließen, einer rätselhaften stummen Person zu helfen, die von zerstörerischen Magier*innen verfolgt wird, hat Yuriko gerade erst angefangen, es sich wieder gemütlich zu machen und muss schon entführt werden, um zu dem Helden zu werden, für den er sich schon sein ganzes Leben lang hält.
Warum lesen
Mit Yuriko ist Pavlovic eine Seltenheit gelungen: Einen gleichzeitig sympathischen und haarsträubenden Protagonisten zu schaffen, der von einem Patriarchat geformt wurde, in dem er es immer recht bequem hatte – viel bequemer als seine Schülerin zum Beispiel. Wie Chauvinismus und überbordendes männliches Selbstwertgefühl Yuriko oft nicht sehen lassen, wie es Leuten mit weniger Privilegien ergeht, wie er aber trotzdem doch immer im letzten Moment Einsichten hat, die man ihm auf seine alten Tage gar nicht mehr zugetraut hätte – das ist wunderbar witzig und subversiv geschrieben.
Die Töchter von Ilian
/ 2019In vielerlei Hinsicht erinnert »Die Töchter von Ilian« an Ursula K. Le Guins »Erdsee«-Zyklus: Es ist High Fantasy, die Archaik und Magie atmet, eine feministische Stimme, die eher fragt als antwortet, und eine getragene Erzählung aus einer alten Zeit, als die Völker Ilians vier Artefakte schufen, um erst mit- und dann gegeneinander bestehen zu können. Die Flüsternde Flöte, der Blickende Becher, die Sternenscheibe und der Sprechende Spiegel waren Geschenke, und sie erhielten ihre Macht dadurch, dass sie weiterverschenkt wurden. Doch Menschen, Elfen und das kleine Volk begehrten die Gaben, die die vier Artefakte gewährten und begannen, sie zu erobern statt zu verschenken. Der Sprechende Spiegel zerbrach, und das kleine Volk fertigte daraus das Kupferne Kleid seiner Matriarchin, das ihre Herrschaft sichern und ihre Feinde zerstören sollte. mehr
Doch Walgreta, die neue Trägerin des Kupfernen Kleids, und ihr Geliebter Fayanú, ein elfischer trans Mann, kennen – unterschiedliche – Entstehungsgeschichten der vier Artefakte, möchten sie finden und etablieren, dass sie erneut verschenkt werden, auf dass wieder der vorzeitliche Friede einkehrt. Doch die Liebenden werden getrennt und geraten auf die Irrwege ihrer eigenen, eigentlich guten Absichten.
Warum lesen
»Die Töchter von Ilian« ist ein ruhig erzählter Roman voller Menschlichkeiten und Grausamkeiten und klugem, lakonischem Pessimismus, darüber, wie (auch geschlechtsbezogene) Herrschaft sich, einmal etabliert, in den Herzen derer hält, die in sie hineingeboren werden.
Das Erbe der Elfenmagierin (Die Chroniken von Beskadur 1)
/ 2021Der Zweiteiler des Autors, dem wir den Begriff »Progressive Phantastik« verdanken, erzählt vordergründig die Geschichte des gerade volljährigen Elfen Ardoas, der die jüngste von mehreren Inkarnationen einer Heldin seines Volkes ist, auf deren Erinnerungen er jedoch nicht zugreifen kann. Angespornt von seiner Mentorin bricht er in die Welt der Menschen auf, wo ihn Begegnungen, Orte, Konflikte, Mordversuche und Orakelblicke mit seinen vergangenen Leben verknüpfen.
Im Hintergrund bespielt Sullivan die Motive von Unsterblichkeit und Wiedergeburt, Generationentrauma und Schicksal, Tradition und das Aufbrechen derselben bei Elfen und anderen Fantasyvölkern. Auf den ersten Blick scheinen die Herausforderungen, vor denen Ardoas steht, phantastisch und mit wenig Bezug zu unserer Lebensrealität. mehr
Doch Sullivan als Schwarzer deutschsprachiger US-Amerikaner flechtet schon in die Fundamente seiner Welt eine Erinnerungskontinuität ein, die in der High Fantasy, in der die Magie meist schwindet und das einst »Große« verloren geht, selten ist. Seine Elfen erinnern sich an vergangene Versklavung und bauen darauf eine selbstermächtigte Gegenwart und die Hoffnung auf eine utopischere Zukunft. In »Die Chroniken von Beskadur« verbindet sich die Philosophie dieses Weltenbaus auf kunstvolle und geduldig erzählte Weise mit der Handlung.
Warum lesen
High-Fantasy-Weltenbau krankt oft daran, dass er darauf basiert, dass bei Völkern eine »natürliche« Zuschreibung von Eigenschaften vorgenommen wird – ein Erbe des Kolonialismus. Wer erleben möchte, wie es anders geht, ist nach Beskadur eingeladen!