Buchcover des Buches Nordstadt.
Buchcover des Buches Nordstadt.

Nordstadt

/ 2022

Nördlich der Autobahn, im Ruhrgebiet, wo sich die Problemviertel befinden, ist der Himmel so grau wie über dem »Sprawl« aus William Gibsons Cyberpunkklassiker »Neuromancer«. Nene, eine junge Frau, hat es geschafft, ihre von Gewalt geprägte Jugend hinter sich zu bringen, und ist Bademeisterin in einem Schwimmbad geworden.

Eines Tages kommt Boris ins Schwimmbad. Er braucht Hilfe beim Schwimmen, und obwohl er nicht wie ein Traummann aussieht und arm ist, schleicht er sich in Nenes Herz und sie in seines. Die Vergangenheit macht ihnen das Leben schwer, ihre Narben jucken, wenn sie sich sehen, und Boris mag sein eigenes Leben so wenig, dass er für Nene ein neues erfindet.

Wenn ein wenig Blau durch den wolkenverhangenen Horizont leuchtet, zerreißt es fast das Herz der Leser*in, doch wenn der Himmel zuzieht, scheint der Riss in den Herzen der beiden irreparabel zu sein. Dennoch sind Nene und Boris keine Abziehbilder des Elends, sondern reale Menschen, die an der Welt zu zerschellen drohen.

 

Warum lesen?

Der schmale Roman wirkt wie ein lyrischer Punksong ohne Gitarren und Noten. In jeder Zeile ist der alltägliche Dreck zu spüren, der ein jedes Leben durchzieht. Der Roman ist ein Aufschrei gequälter Kreaturen, und, wenn nicht Teil der Befreiung vom miesen Elend, dann doch der Versuch, sich von ihm nicht unterkriegen zu lassen und etwas zu verändern.

Auf der Liste: Lieblingsbücher – Kritische Literatur muss nicht kompliziert sein!

Tenth of December

/ 2013

Die besten (mit Abstand) Short Stories, die ich in den letzten siebeneinhalb Jahren gelesen habe. Dazu muss ich aber auch sagen, ich habe überhaupt nur drei oder höchstens vier (habe es ehrlich vergessen) Sammlungen gelesen. Diese hier spielen an den Rändern der amerikanischen Gesellschaft, wo sich Traumatisierte, finanziell Ruinierte, Kriminelle und überhaupt Außenseiter tümmeln. Und sie erzählen von deren finsteren Machenschaften und abscheulichen Taten, vom Wert des Lebens und Denkens (klein), von Traumata und wie man sie vielleicht überwindet (indem man das Haus der eigenen Mutter abfackelt?).

 

Warum lesen

Lesen, weil stilistische Könnerschaft, interessante Themen, präzise Figurenzeichnungen, super Dialoge.

Auf der Liste: Fünf Bücher aus den letzten siebeneinhalb Jahren