Toni und Moni

/ 2017

Toni und Moni sind Protagonisten eines Heimatromans – ein Mann und eine Frau mitten in der wunderschönen Natur, eine Liebe, ein Dorf, das feiert – allerdings ganz ohne Sicherheitsgurt und Trugbilder. Da bleibt nicht viel Idylle übrig. Der ganz normale Alltagsfaschismus, das Patriarchat, die patriotische Selbstverliebtheit in großartigen Metaphern und Bildern zu zeigen – so wuchtig und brachial hat noch niemand Österreich (und gern auch die ganze alpenländische Kitschblase) zusammengefasst. Manchmal ist es heftig, wie Piuk da die Idylle demontiert, wenn sie Trunksucht, Fleischkonsum, Herrenmenschentum, Faschismus, sexuelle Gewalt etc. als das benennt, was es ist; gelebte Tradition, akzeptierte Kultur, patriarchaler Alltag. Piuk zoomt gnadenlos auf die hässlichsten Stellen an der Unterseite Österreichs. Dass nebenbei auf der Metaebene die Autorin mit der Verlegerin kommuniziert, die ihr so manche Kitschorgie abverlangt, kommt da als urkomische Abwechslung ganz recht. mehr

 

Warum lesen

Weil Lachen selten so abrupt im Hals steckenbleibt. Sozialkritik kompakt und witzig, wenn man nicht gerade weinen muss.

Auf der Liste: Das Politische im Privaten – österreichische Autorinnen

Wald

/ 2015

Marian hat alles verloren – ihre Karriere als Designerin, ihren Freund, ihre Wohnung, ihren Besitz. Jetzt wohnt sie in einer Hütte im Wald, reflektiert ihr Scheitern und versucht von einem Tag auf den anderen zu überleben. Der kleine Haushalt kreist um Wildern, Fischen, Stehlen – und um Franz, ein älterer Mann, der immer wieder auftaucht und sie unterstützt – und sexuell ausbeutet. Obendrein passt ihre Anwesenheit den Dorfbewohnern nicht. Die Ungeheuerlichkeit von Marians Lage kommt scheinbar selbstverständlich daher, ganz ohne Drama. Wie die Knecht da eine Frau in den Abgrund schickt und trotzdem nicht den Humor verliert, ist lehrreich. Frauen, die in der Natur zurechtkommen müssen, stehen vor anderen Herausforderungen als Männer – das lässt sich vom kleinen Häuschen metaphorisch wunderbar auf die große Welt übertragen. Das macht Doris Knecht auf eine äußerst tabulose und spannende Art. mehr

Warum lesen

Spannend und drückend, aber auch hoffnungsvoll. Nebenbei eine große Kritik am Neoliberalismus. Knechts lakonischer Humor trägt eine durch das Buch, das ein großartiges empathisches Angebot ist.

Auf der Liste: Das Politische im Privaten – österreichische Autorinnen