#BewaffneterKampf
Yo Marcos / 2001 [1994]
Die geopolitische Lage änderte sich in den 1990er Jahren radikal. Die Sowjetunion war nicht mehr, Blockbildungen lösten sich auf, die nationalen Befreiungsbewegungen im Globalen Süden verschwanden oder waren an die Macht gekommen, ohne ihre sozialistischen Versprechen einzulösen. 1995 schuf die zapatistische Bewegung in Chiapas ein neues internationalistisches Paradigma: der Kampf um politische Autonomie ersetzte den Kampf um einen eigenen Staat, indigene Stimmen erhielten Gehör, Basisdemokratie und Nachhaltigkeit ersetzten Avantgarden und bürokratische Apparate. Es gibt mehrere deutschsprachige Bücher, die diese Entwicklung zusammenfassen, doch dem 2001 im Nautilus Verlag erschienenen Interviewband der Journalistin Marta Durán de Huerta mit dem legendären Subcommandante Marcos kommt bis heute besonderer Stellenwert zu. Die spanische Originalausgabe erschien 1994, kurz nachdem die zapatistische Befreiungsarmee EZLN ihren Aufstand in Chiapas einleitete und weltweite Berühmtheit erlangte. mehr
Warum Lesen?
Konkreter Ausdruck für den Internationalismus der Zapatistas war das „Interkontinentale Treffen für Menschlichkeit und gegen Neoliberalismus“ 1996 mit 3000 Teilnehmer:innen aus der ganzen Welt. Die so genannte Antiglobalisierungsbewegung der folgenden Jahre war wesentlich von zapatistischen Gedanken geprägt. Diese sind in „Yo Marcos“ prägnant zusammengefasst.
Bolivianisches Tagebuch
/ 1968Ein weiterer Klassiker, und auch dieser fängt den Geist einer Epoche ein. Die Revolution in Kuba war für den Argentinier Che nur der Anfang. Die ganze Welt sollte vom Joch des Imperialismus befreit werden, und so begab er sich nach Reisen, die ihn bis nach Algerien und in den Kongo geführt hatten, mit Getreuen nach Bolivien. Die Wahl erwies sich im Nachhinein nicht als ideal. Der Versuch, eine revolutionäre Bewegung aufzubauen, scheiterte, Che wurde ermordet. Das Tagebuch, das er während seiner Zeit in Bolivien verfasste, legt jedoch Zeugnis von dem Glauben und dem Willen ab, die Weltrevolution mithilfe der nationalen Befreiungskämpfe im Globalen Süden vorzubereiten. Sich im Nachhinein über die Niederlage zu mokieren, ist billig, doch so funktioniert der Zynismus der – vorläufigen – historischen Gewinner*innen. mehr
Warum Lesen?
In den 1960er Jahren wimmelte es in der damals so genannten Dritten Welt an nationalen Befreiungsbewegungen mit sozialistischem Anspruch. Praktischer Internationalismus war an der Tagesordnung, Che Guevara seine Ikone. Das „Bolivianische Tagebuch“ ist Ausdruck dieser Zeit und liest sich bis heute fabelhaft.