Eure Heimat ist unser Albtraum

/ 2019

Heimat finden, Heimat haben, heimatlos sein, viele Schriftsteller*innen haben sich schon mit Heimat beschäftigt. Welche Vorstellungen haben wir von Heimat und wer ist eigentlich wir?

Das Buch »Eure Heimat ist unser Albtraum« ist der Widerstand derjenigen, die vom Konzept der Heimat ausgeschlossen werden – und so lautet auch die Widmung der Autor*innen: »Für Uns«. Es beginnt mit einer Einordnung der aktuellen Erweckung des Heimatbegriffs und der damit verbundenen Gefühle und Annahmen. Weiter geht es mit Alltagssituationen, in denen auffällt, dass anscheinend selbstverständlich Menschen davon ausgeschlossen sind, mitgedacht und gemeint zu werden. Die Schlüsse, die die Texte zulassen, sind eindeutig: Die Vorstellung des bundesdeutschen »Wir« ist immer noch vor allem an rassistische Kriterien geknüpft: Aussehen, Sprache, Religion.

 

Warum lesen?

Fatma Aydemir, Max Czollek, Sharon Dodua Otoo, Margarete Stokowski und acht weitere Autor*innen schreiben von Sichtbarkeit, von Arbeit und deren Wert, sie schreiben über Sprache, Blicke, Zuhause und Gegenwartsbewältigung. Es wird deutlich, dass Heimat immer völkisch gedacht und rassistisch genutzt wird – von Nationalist*innen wie von vielen Menschen, die sich für neutral halten und meinen, eine vermeintliche »Mitte« zu repräsentieren.

Auf der Liste: Lieblingsbücher – Kritische Literatur muss nicht kompliziert sein!

Manja. Ein Roman um fünf Kinder

/ 1938/2014

Fünf Kinder werden 1920 in einer Nacht in den unterschiedlichsten Verhältnissen gezeugt. In einem sozialen Psychogramm stellt Gmeiner einen Querschnitt durch die Gesellschaft dar: Die Familie des arbeitslosen Vertreters und späteren SS-Mannes Anton Meißner, die Familie des klassenbewussten Proletariers Eduard Müller, die großbürgerliche jüdische Familie Hartung, die des liberalen Arztes Ernst Heidemann und die verarmte, alleinerziehende Jüdin Lea, deren älteste Tochter Manja ist. Als einziges Mädchen bildet sie den Mittelpunkt der Kindergruppe, die sich immer heimlich zum Spielen an einer Mauer trifft. Dort, am Rande der Gesellschaft und im „Katzenkorb der Kindheit” (1938, 8) haben die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse keine Macht. Mit Erstarken des Nationalsozialismus bricht der Antisemitismus aber auch in diesen utopischen Ort und damit in die Freundschaft der Kinder ein. Nachdem ein Hitlerjunge Manja zu vergewaltigen versucht, begeht sie Selbstmord. Dieser mehrsträngig erzählte Roman gibt realistische Einblicke in die Alltagsgeschichte und zeigt anhand der Kinderfiguren und oft aus deren Perspektive wie der Nationalsozialismus nach und nach die Herrschaft übernimmt. mehr

Warum lesen?

Eine hellsichtige Gegenwartsanalyse der Autorin verknüpft mit realistischen Kinderfiguren, an denen die gesellschaftlichen Veränderungen ihre Spuren hinterlassen, ohne, dass diese als Opfer gezeigt werden.

Auf der Liste: Kinder- und Jugendliteratur des Exils

Literatur als Widerstand