Experten der Vernichtung. Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka

/ 2013

»In den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka wurden über anderthalb Millionen Juden insbesondere aus Polen, aber auch aus den Niederlanden, aus Frankreich, Deutschland und Österreich, aus der Tschechoslowakei, aus Jugoslawien und Griechenland, aus Weißrussland und Litauen getötet. […] Die Lager der ›Aktion Reinhardt‹ übertrafen somit die Opferzahl des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, das auch in den mordintensiven Monaten im letzten Kriegsjahr nicht die täglichen Opferzahlen des Lagers Treblinka erreichte.« In Sara Bergers Studie steht zwischen all den Akten, die die Historikerin, konsultiert hat, auch Thomas Harlans Roman »Heldenfriedhof« von 2006 im Literaturverzeichnis. mehr

In gewisser Weise dient vieles aus dieser historiografischen Studie als Schlüssel zum Verständnis von »Heldenfriedhof«: Die exakte Beschreibung, wie die mindestens 121 Täter der »Aktion Reinhardt« den Massenmord in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka organisierten und durchführten, eine Sozialstudie des Täterkollektivs und schließlich deren nur sehr geringe strafrechtliche Verfolgung in der BRD, die die Versäumnisse der Justiz und Gesellschaft markieren.

Warum lesen?

Die geschichtswissenschaftliche Darstellung der »Aktion Reinhardt« und ihrer Massenmorde ist erschütternd. Zugleich füllte die Studie innerhalb der Täterforschung eine Lücke und darf als das Standardwerk über die »Aktion Reinhardt« gelten.

Auf der Liste: Thomas Harlans Täterliteratur

Auf der Suche nach einer Auseinandersetzung mit den Massenmorden der Shoah im vermeintlich Unsagbaren

Heldenfriedhof

/ 2006

Thomas Harlans Roman »Heldenfriedhof« von 2006 beginnt mit dem Fund von 15 Leichen auf einem Soldatenfriedhof in der Nähe von Triest. Die Toten sind allesamt Täter der »Aktion Reinhardt«, die den Massenmord in den Vernichtungslagern Bełżec, Sobibór und Treblinka und zuletzt im Konzentrationslager Risiera di San Sabba organisierten und durchführten. Im Roman bringen sie sich um, als man in der BRD beginnt, sich strafrechtlich für ihre Taten zu interessieren. Während der kollektive Selbstmord Fiktion ist, erzählt der Roman collagenhaft mit Zitaten aus Erinnerungen, Tagebüchern und Protokollen reale Ereignisse.

Warum lesen?

Durch seinen Zusammenprall von historischer Wirklichkeit, fantastischen Verfremdungen und herausfordernder Erzählweise ist »Heldenfriedhof« ein außergewöhnlicher Roman, der in seiner Rezeption zurecht in die Nähe von Claude Lanzmanns »Shoah« gerückt werden kann, da Harlan mehr als historiographisch nach der Wahrheit der Verbrechen und ihrer Folgen suchend schreibt.

Auf der Liste: Thomas Harlans Täterliteratur

Auf der Suche nach einer Auseinandersetzung mit den Massenmorden der Shoah im vermeintlich Unsagbaren