Fr. 02.12.2016 – Sa. 03.12.2016
Hundert Jahre „transzendentale Obdachlosigkeit“. Zur Aktualität von Georg Lukács’„Theorie des Romans“ (1916)
Seit der Erstpublikation von Georg Lukács’ „Theorie des Romans“ im Jahr 1916 ist mittlerweile ein Jahrhundert vergangen. Die modellbildende Funktion des Werks steht außer Frage. Lukács‘ Jahrhundertwerk hat die Entwicklung einer politischen Literatursoziologie und Romanästhetik nach dem ersten Weltkrieg bis zu den großen Theoriedebatten um und nach 1968 maßgeblich geprägt und in ihrem interdisziplinären Theoriedesign zwischen Literatur, Ästhetik, Philosophie und Soziologie gleich ganze Generationen an Intellektuellen nachhaltig geprägt.
In Zeiten allgemeiner Krisen erscheint die „Theorie des Romans“ nun in einer gespenstischen Weise wieder aktuell: Nicht nur eine allgemeine politische Nervosität trägt hierzu bei, auch das Verhältnis von Leben und Form wird wieder intensiv diskutiert. Die jüngsten Debatten lassen in Lukács’ ethischem Imperativ, der sich an das Leben, seine Formgebung und seine Darstellung richtet, wieder deren beunruhigenden Kern erkennbar werden. Lebensform und Romanform werden damit zu Variablen, die sich wechselseitig bedingen und in Frage stellen. Gleichzeitig sind Medien, Kunst und Literatur – 1916 wie heute – besondere Schauplätze, an denen dieses Wechselverhältnis virulent und auf besondere Art und Weise bearbeitet wird.
Die Tagung thematisiert unterschiedliche Aspekte und Kategorien der „Theorie des Romans“, beleuchtet dabei ihre Verfahrensweisen und kulturhistorischen Horizonte. Die Abendveranstaltung richtet sich an eine breite Öffentlichkeit. Mit SchriftstellerInnen und Literaturintellektuellen wird darüber diskutiert, ob und wie Literatur heute ein Laboratorium für politische und lebensweltliche Formgebungen sein kann und inwiefern mit „Form“ zugleich die Existenzweise des Literarischen auf dem Spiel steht.
Projektleitung: Maud Meyzaud, Patrick Ramponi, Philipp Weber