

Di 08.02.2011 – Fr 11.02.2011 / Brecht-Tage 2011
Gewalt ist für uns zu einem allgegenwärtigen Phänomen geworden – terroristisch, menschenverachtend, brutal oder subtil. Sie geht von Menschen aus, von Systemen, von Ideologien, von Staaten. Sie macht Menschen zu Opfern, zwingt sie in den Widerstand und den Überlebenskampf, zerstört sie physisch und psychisch. Der Wunsch nach Gerechtigkeit kann eine Gegen-Gewalt sein, zum Kampf motivierend, Widerstand legitimierend, Kräfte freisetzend, Ängste überwindend. Ausgehend von einem Brecht-Stück und fokussiert in der Figur der Jeanne d‘Arc verfolgen die Brecht-Tage die Thematik von Politik und Moral, Gewalt und Gerechtigkeit.
Frauke Meyer-Gosau: Eine Heldin der neuen Zeit: Lisbeth Salander transponiert Menschlichkeit als Richtschnur des Handelns ins virtuelle Zeitalter Lisbeth Salander ist keine Heilige Johanna. Der Heldin in Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie, physisch und psychisch schwer versehrt durch die Übergriffe der Protagonisten eines gewalttätigen patriarchalen Herrschaftssystems, geht es darum, ihre konkreten Feinde, die sie für ihr Leben gezeichnet haben, zur Strecke... weiterlesen
Denise Kratzmeier: Auf dem Schlachtfeld der Historiographie – „Die Judith von Shimoda“ als Entwurf einer japanischen Johanna Brechts Stück „Die Judith von Shimoda“ berichtet von einer starken Frauenfigur, der Geisha Okichi, die aktiv gegen Gewalt eintritt und dadurch zum Opfer wird. Das eigentliche Schlachtfeld liegt jedoch nicht im historischen Geschehen, sondern in dessen verfälschender historiographischer Verarbeitung: es wird verschleiert,... weiterlesen
Nils Tabert: Zur Entstehungsgeschichte und ästhetischen Entwicklung der Stücke von Sarah Kane „Zerbombt“ beginnt wie ein klassisches psychologisches Kammerspiel. Doch bereits in diesem Stück zersetzt sich die konventionelle dramatische Form. Diese Entwicklung schreibt sich im Werk Kanes fort und radikalisiert sich – sowohl inhaltlich wie formal – bis hin zu den „postdramatischen“ Theatertexten „Gier“ und „4.48 Psychose“. ... weiterlesen
Ursula Elsner: Johanna von Orléans in Anna Seghers‘ Hörspiel „Der Prozess der Jeanne d’Arc zu Rouen 1431“ (1937): Frau in Männerkleidern, Ketzerin, Widerstandskämpferin, Märtyrerin? Dieses weitgehend auf den Prozessakten von 1431 basierende Hörspiel gehört zu den wenig rezipierten Werken Seghers´. Erstmals im Flämischen Rundfunk gesendet (1937), in Exilzeitschriften gedruckt, von den Alliierten im Nachkriegsdeutschland verboten (u.a. mit der Begründung,... weiterlesen
Florian Vaßen: „einverstanden sein heißt auch: nicht einverstanden sein.“ Gewaltstrukturen in Brechts Lehrstück-Texten und -Spielprozessen Vor allem die Lehrstücke der 1920er und 1930er Jahre, und besonders „Die Maßnahme“, scheinen auf die Gewaltfrage fokussiert zu sein. Tatsächlich finden aber weder abstrakte Gewaltdiskussionen noch etwa Rechtfertigung von Gewalt statt, vielmehr geht es neben gesellschaftlicher Gewalt und Gegengewalt vor allem um Gewaltsituationen... weiterlesen