Programm
Ein Dichter, geboren nach Kriegsende im sächsischen Lichtenstein, ein Himmelsbestauner und Höllenfahrer, den bamselnde Amseln ebenso befeuern wie die Kuriositätenkabinette der Liebe, vor denen er das Säugerknie beugt. Holunderbeschwörer, Verehrer von Zehenküssen und Murmelkraut, Schattenalge und Auwald, Blauwal und Wind, weitgereister Poet von barocker Sinnenfreude, Lobredner auch der Ampfersuppe, mal zärtlich und mal deftig. Ein Mann, so großherzig... weiterlesen
Im Widerhall des Weltkriegs in Bonsecours an der Seine geboren, studierte der brüderliche Franzose in den sechziger Jahren in Paris und Leipzig Sprache und Literatur des befreiten Feinds. In dessen gespaltenem Land fand er Frau und Freunde, deren Zeilen er sich auf der Zunge zergehen ließ und an sein Versufer trug. Die Retourkutsche ließ nicht auf sich warten... weiterlesen
Als Matrose an Land fühlt sich der bärtige Barde, wenn er mit seiner schön geschwänzten Nixe in den Eiszeitwellen der Uckermark treibt. Als fahrender Sänger seiner prallen wie melancholischen Lebenslieder gefeiert, macht er uns Gänsehaut, dringt ins Seelenfleisch. So murmelt, so singt er hin, Schiffchen im Schaukelstuhl der Ozeane.... weiterlesen
Postkarte für Nofretete, Selbstporträt mit Zwerg, Glossar des Prinzen: Mythische und Märchenfiguren bevölkern die Verse dieses Lausitzer Dorfjungen, der noch als Dichter lieber nach den Sternen der Milchstraße greift als nach den Kartoffeln der Kindheit. Diese eingeborene Sehnsucht ins Große und Weite ließ dem einfältigen Fliegenbeinzähler Libellenflügel wachsen, sattelte ihm einen prächtigen Pegasus.... weiterlesen
Nicht zwischen Skylla und Charybdis trieb die Nussschale des langjährigen Kapitäns des Berliner Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, sondern zwischen Verskunst und Zellwissen. Was der in Liechtenstein aufgewachsene welt- und liebeshungrige Student romantisch anging, bringt der Molekularbiologe in seinem Verslabor zum erhellenden Ende. Schielte der junge Dichter nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, umspielt das wissenssüchtige Menschenkind noch... weiterlesen
Schockgefrostet durch die Morguegedichte Gottfried Benns gefroren dem sanguinischen Sohn des langjährigen Leipziger Zootierarztes Tinte und Seele. Und es grenzt an ein Wunder, dass er sich davon so erholte, dass in seinem jüngsten Band „Ich lebe in einem Wasserturm am Meer“ seine romantische Ader wieder zu schlagen begann und er zurückfand vom Feinfrust nackter Beschreibung zu einem üppigen... weiterlesen
Dieser aus dem Harzvorland gebürtige, schwergewichtige Liebhaber so lupenfeiner wie tagträumerischer Spaziergänge durch die post-industriellen Bio- und Soziotope seiner Wahlheimat an der Ruhr ist ein enzyklopädischer Ruhmmund des unscheinbar Wunderbaren. Seine im Gedicht gefeierten Funde versammeln sich zu einem funkelnden Fundus, einer Schule des Sehens, die uns die Schuppen von den Alltagsaugen nimmt. So wird die Pfütze zum... weiterlesen
Die Dichtung des 1956 in Berlin Geborenen, in Niedersachsen Aufgewachsenen und seit Jahrzehnten in Wien Lebenden ist die eines inständig Fragenden. Als Sohn einer Österreicherin und eines immer wieder abwesenden britischen Geheimdienstoffiziers lebte er in zwei Sprachen und erfuhr früh den Sog und die Qual der Selbstvergewisserung, welche ihn zum sprachwachen Poeten machten, der seine Antworten in der... weiterlesen
Erkenntnishunger und Schönheitsdurst sind die seelischen Stammzellen der aus Zweibrücken Gebürtigen, die fröhlich die Brücken zum klassischen Gedicht abbricht. Gemahnt der serielle Eingang ihrer gefeierten „Honigprotokolle“ an Schrot- und Gebetsmühlen, versteht sich die Dichterin nicht als Wiederaufarbeiterin, die neuen Denkgleisen die Wortpiste schottert. Lieber ist sie verspielte Imkerin unseres Bienenfleißes im Rapsfeld, aus dem sie Fabulierhonig und Klangschlangen... weiterlesen
Raum- und Saumtänzerin versunkener Kulturen ist die 1976 nahe der Wartburg Geborene, die in Tübingen, Prag, Berlin und Halle Kunstgeschichte studierte und nun ein Museum leitet. Weiter her als dessen Schätze kommen die von ihren Lesern geschätzten, in mehreren Auflagen gedruckten Gedichte, die heimischer wie eurasischer Geschichte und ihren Schicksalen nachspüren, wie dem des ans Schwarze Meer verbannten... weiterlesen
Funkelnde Spinnennetze im Weibersommer sind die Gedichte der an der Hand der Eltern von Mecklenburg nach Schleswig-Holstein Gekommenen, die nach spanischen Jahren als Dichterin heimkehrte. Erkennbar an der bestürzenden Kürze und feenhaften Feinheit ihrer schwebenden Gebilde, mit denen sie alles einfängt, was ihr Leben leuchtend macht: Vogelflug und Herzkassiber, Rosenlicht und des Abschieds Würgerwort.... weiterlesen
Dieser im seenäugigen Norden geborene, einen Steinwurf hinterm Grenzbach in der Provinz Limburg lebende Lehrer technischer Fächer ist ein die Sinne umpolender Zauberer. Die Kraft seiner Kehrbilder macht ihn zum Nachfahren und Gefährten von Dichtern wie dem Polen Julian Przyboś, dem Iren Seamus Heaney und dem jungen Jan Wagner: Die Kirche lässt er unter den Glocken als Schiff... weiterlesen
Als ihre Qualheimat Serbien in Nationalismus, Krieg und Bruderhass versank, floh die junge Dichterin mit Mann und kleinen Kindern in ihre deutsche Wahlheimat, deren Sprache sie als Studentin in Belgrad und Berlin gelernt hatte. Nach zwanzig Jahren in Hamburg heimisch, kehrt ihre Kinderseele noch immer in das großväterliche Apfelbauernland und zum urgroßmütterlichen Kräuterwissen zurück, obwohl sie längst versucht,... weiterlesen
Unter den Dichtern seiner Generation ist der 1973 an der Saale Geborene der Tänzelnde, Tändelnde, mit der Sprache und ihren Sachen Händelnde. Sein Weltanschauen scheut blindes Vertrauen und tritt einen Augenblick zurück, um auf den zweiten Klick adäquater und delikater zu sehen, selbst die Natur durch ironische Brechung ihrer Ikonen in ihren Sinngespinsten und poetischen Mutationen, ihren „Fleurs... weiterlesen
1953 im Weinviertel vor den Toren Wiens geboren, wurde Ferdinand Schmatz nach Kontakten zum Wiener Aktionismus zu einem sprachwachen Avantgardisten und Mitglied des Bielefelder Colloquiums Neue Poesie. Lektor in Tokio und Lehrbeauftragter an österreichischen Kunsthochschulen, bewahrte und befeuerte er seine artistische Dichtung, die stets sinnlich bleibt und in ihren subtilen Wahrnehmungen schwelgt: so in seinem meisterlichen Großgedicht „Donau“,... weiterlesen
Gewunden ist der Weg des elbsächsischen Bausoldaten zu seinem Weltwissen, das noch dem Theologen und Gemeindehirten Plattform bohrender Neugier bleibt und ihn, trotz Daseinsjubel, in Zweifelschwefel treibt. Bühne seines Räsonnements sind auch die lichten Tagebuchgedichte, Siegel einer Gottgewißheit, die in Suche dauert: Altäre, aus Fragen aufgemauert.... weiterlesen
Nach dem Zweiten Weltkrieg in Thüringen geboren und von den Weimarer Wölfen gesäugt, reifte Brigitte Struzyk zu einer Dichterin, die ihrem Alltag eine Feder aufsteckt, sich als Berliner Lerche wolkenhoch aufschwingt und als Kummerlumme in die Tiefen ihres Seelenkellers dringt. So verschwistert sie das Vernachlässliche mit dem Unvergesslichen, bannt sie das Endliche wie das Unendliche durch das Menschliche.... weiterlesen
1950 im sorbischen Sprachkreis der Oberlausitz geboren, wurde der Sohn eines Kleinbauern, Tischlers und Schnitzers von dem Wunsch beseelt, zu wurzeln und zu fliegen.Das ließ sich ihm nur in einem einzigen Leben vereinen: dem des Dichters. Der wurde er, nach anderen Anläufen,noch jung und mit wachsendem Echo für seine Poesie unbeirrbaren Bewahrens der Tradition und ihrer gleichzeitigen Sprengung... weiterlesen
Die Dichtung der in Berlin lebenden Chemnitzer Sächsin bezieht ihren Zauber aus dem Miteinander von tauben-füßigem Bauchgefühl und rabenschwarzem Humor. Mutter- und aberwitzig begnadet und im ernsten Umgang mit Meistern dialektisch geschult, gelangen schon der jungen Kerstin Hensel Kabinettstücke, die noch der heutigen Professorin für Versgeschichte gut zu Gesicht stehen und Frischzellen für unsere blutarme Liebeslyrik und zahnlose... weiterlesen
Verläßt ein dreißigjähriger deutscher Dichter seine Sprechzelle, um fortan in Frankreich zu leben, riskiert er, seinen Randstand zu verschärfen und wie der Peruaner César Vallejo, der 1938 in Paris verhungerte, stolzer Paria zu werden. Jochen Winter hat diesen Schritt gewagt und lebt seit zwanzig Jahren als freier Autor auf dem Montmartre, dem Märtyrerberg. Paris wurde ihm Lebensraum, aber... weiterlesen
Der Verlust beider Eltern brachte den 1940 an der Schwarzen Elster Geborenen bald nach Beginn seiner Schulzeit zu Verwandten ins Ruhrgebiet. Und es dauerte bis 1974, dass er, schon ein Jahrzehnt in Berlin, die Siemenswelt gegen die Welt der Bücher tauschte und Dichter wurde. Als feinsinniger Sprachspieler, Heimatsucher und von der Heimat Heimgesuchter, fand er bei seinen Wiederbegegnungen... weiterlesen
Aus dem 1943 in Berlin geborenen Kriegskind wurde, mangels langen Löffels, ein Hitzkopf mit verbranntem Mund. Lieber als sich auf die Füße trat er anderen auf den Schlips. Schon seine ersten hintersinnigen Gedichte, für frühreife Kinder und alterslose Erwachsene, sprengten den Rahmen des Genehmen. Gegen den Strich dichtete er auch später. Dafür ließ er sich gern abbürsten: poetischer... weiterlesen
Dieser sächsische Bukoliker aus Leipzig gehört zu der raren Spezies von Dichtern, denen der eigene Nabel nicht mehr gilt als die Nabelschnur der Menschheit und die Hutschnur der Völker. Solcherart ist mit ihm gut Kirschenessen und dem Weingeist Nachsinnen. Seine Bonhommie machte den brechtisch Denkvergnügten auch zu einem ob seiner Jovialität und Analyseschärfe geliebten Lehrmeister der Dichtkunst. Ein... weiterlesen
Alltags eine Einsilbige, ist die geborene Thüringerin in ihren Gedichten ein Fisch im Bachstrudel, schnellt sie durchs Silbenbett des Sprachflusses, bevölkert von den Schwestern Ramba und Zamba, Belladonnen und ihren Rosenkriegern, Gliederpuppen samt ihren Brandschätzen und Handlangern, die trotz ihrer Kunstgriffe nicht genug bekommen von der Schönheit münzrunder Weiber mit ihren Schießscharten und Blitzableitern. Nachdem sie ein Gefäßriß... weiterlesen
Als Sohn einer jüdischen Familie, die im Holocaust fast vollständig ausgelöscht wurde, wuchs der 1948 Geborene in einem slowakischen Dorf unweit der Grenze zu Mähren auf. Das Schicksal der Seinen, auch die Mutter wurde deportiert und überlebte, machte ihn zu einem Dichter des Abschieds, der um sein Lächeln kämpft. Mit dem Willen eines Stehaufmanns und dem Fleiß eines... weiterlesen
Als Anglist und Übersetzer ein Meister deutender Rede, versteht sich der 1938 in Fulda Geborene auch in seiner eigenen Poesie auf die Kunst der Andeutung. Der langjährige Professor und amtierende Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung kommt auf leisen Versfüßen einher. Sein in zwei Sprachen geschultes Gespür bewahrt ihn vor forscher Dichteramtsanmaßung, lässt ihn auf Kehl-... weiterlesen
Dieser 1965 am Strelasund geborene Mähnenlöwe, der seiner Fleischarbeit im berühmtesten Lesesaal des Landes, dem der Deutschen Bücherei in Leipzig, reviertreu nachgeht, lebt zugleich das entgrenzte Dasein eines welttrunkenen Dichters mit dem unstillbaren Hunger nach Schönheit und Liebe, deren Winkel und Weiten er auszuloten weiß. Er machte seinem Namen nicht höchste Ehre, würde er nicht in seinen vogelfreien... weiterlesen
100. Veranstaltung der Reihe „Dichterleben“
Als Gast Alain Lance
Als sein Land in den Westen ging, sah sich der Dichter auf altem Kampfplatz einem neuen Gegner gegenüber. Drachenblutgebadet, fand er zu alter Angriffslust und vergaß doch nie die Schwachstelle zwischen den Blättern seiner schmalen Schultern. Im Blick zurück nach vorn schärfte er seine schneidendsten Waffen: das an Brecht geschulte Schwert der Dialektik und des ihm eingeborenen sächsischen... weiterlesen
Daß Worte nicht nur Wohnung, sondern auch Zelle sein können, die an der Mulde aufgewachsene und nach der Wende am Rhein siedelnde Sächsin hat es am eigenen Sprachleib erfahren. Dabei geht es ihr weniger um Diktat und Differenz der Dialekte als um die der Sprache und ihrem Vollzug innewohnende Gewalt. Dieses Nachschmecken und Wachschrecken verleiht ihren poetischen Exkursionen... weiterlesen
Leipziger von Geburt und Passion, kehrt der 1955 geborene einstige Bibliothekar seinem Pleißeparadies immer wieder lustreisend den Rücken. Seiner entgrenzten Phantasie sprießen Schwungfedern, die ihn in Sphären tragen, die dem Philister verschlossen sind. Verlaine, Whitman und George heißen seine Alten Meister, Pasolini, Ginsberg und Kerouac die neueren. Der überbordende Asket grübelt über die Anfänge des Gedichts und zerbricht... weiterlesen
Gegenstand des an der Ruhr geborenen, in Aachen wachenden Dichters ist das, wie ein blinzelnder Schläfer, sich seiner selbst bewußt werdende Leben. JÜRGEN NENDZA nähert sich ihm mit Schneckenfühlern und den Schwirrflügeln des Kolibris. Seine Ginsterlichttage sind vom Flaneur der Wanderdünen mit der Sanduhr vermessen. Seine Adonislibelle weiß: ein falscher Wortflügelschlag und der Sprachbewegungsmelder schlägt an, apportiert die Fremdheit heilende... weiterlesen
Von den Ufersäumen des bayerischen Tegernsees bis zum tidegehöhlten Hamburger Elbtrichter geht die Anrainerreise dieses 1965 geborenen Dichters, der zum Meister von Nuancen reifte. Ob er im Heimathafen gründelt oder über beide Ohren in ferne Meere taucht, Bonnés Gedichte bleiben getragen von Weltwissen und Wortwachheit. Sie vollbringen das Wunder libellenleichten Gedankenflugs, dem Luft und Lust nicht ausgehen.... weiterlesen
Die Poesie des 1951 in Sarajevo geborenen, in Belgrad lebenden Hochhausbewohners Zlatko Krasni hat einen weiten Horizont und speist sich aus Träumen und Alpträumen seiner heiteren Seele. Kommen diese zu dick, vertraut er der Retterin Phantasie, den Händen der Liebsten und dem beruhigenden Schnurren dreier Katzen. So gefeit, nimmt er es wieder und wieder mit der Welt auf... weiterlesen
Von seinem sächsischen Geburtsort Eilenburg an der Mulde zum Lebens- und Schreibort Halle an der Saale verläuft der Findungs- und Erfindungsweg dieses fünfunddreißigjährigen Kraftpakets, das anmutet wie ein Universum nach dem Urknall. Faszinierend, zu beobachten, wie den Fliehkräften bloßer Exzentrik zunehmend ein Münden in Bahnen eines geordneten und kunstvoll balancierten Kräfte- und Wortspiels mit ruhigerem Atem folgt.... weiterlesen
Dieser im Schwäbischen beheimatete, katzenleise daherkommende Menschenfreund hat sich im Ländlichen zu einem Meister des Minutiösen gemausert. Querweltein gratwandernd zwischen Verrinnen und Entrinnen und noch dem Kleinsten zugewandt, erkennt er in ihm die Wunder alles Lebendigen: Feinheiten, die uns fortan freuen, wenn Pfützen den Himmel anhimmeln, Schnecke und Zeit einander bändigen, wir wieder um ein Ja und ein Nein gealtert sind.... weiterlesen
Als der 1954 in Baden-Baden geborene Hans Thill vor einigen Jahren mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet wurde, gab es nicht wenige Überraschte. Denn auf den leisen Sohlen des Übersetzens französischer Poesie war hier ein Dichter heran- und zu Format gereift, der seinen Leser aufs Kreuz der Verblüffung legte: Gedichte, blitzend vor traumwandlerischer Freiheit der Surrealisten, verschmolzen mit dem Schabernack... weiterlesen
In den seelenruhigen Gedichten Andreas Altmanns hält die Stille Hof. Dieser sanfte Sachse von der Hünengestalt eines Holzfällers bewegt sich traumwandlerisch auf dem Parkett der Moderne, die in ihm einen Spießgesellen gefunden hat. Seine Axt legt er an den Wildwuchs, der den Kraftstrom der Worte schwächt: Pfeile, aufgeschossen wie Weidenschösslinge und Pflaumenbüschel, erzogen mit der Schneide des Stahls.... weiterlesen
Dieser vor fünfzig Jahren hinter den Wortketten und Silbenstrudeln Thüringens geborene Dichter gehört, wie einst Uwe Greßmann, zu den Sprachspielern und Eigenbrötlern, denen kindheitliche Enge die Pforte zu reich ufernden Innenwelten öffnete. Versfuchser von Rang, spotten seine Gedankenblitze jeglicher Bedeutung, führt er die Ochsen gehörnter Ratachsen am Nasenring ihres gereizten Sinns, während er sich lächelnd über die Schreibschulter... weiterlesen
Vom Fels geboren, vom Krieg aus seiner kaukasischen Heimat gedrängt, lebt der kraftstrotzende tschetschenische Dichter seit vier Jahren in Berlin das unstete Leben eines Flüchtlings. Das einst jüngste Mitglied der bald verbotenen Gruppe "Prometheus" ist in den Jahren des Kampfes und übernommener Verantwortung zu einem Autor gereift, der mit geballten Fäusten lächelt. Im Zorn nicht verkrampft, im Zarten... weiterlesen
Ob als Saufpostille, Kioskknigge oder Playboydecamerone, die Gedichte des 1955 geborenen Fahrensmanns Matthias Politycki kommen chilischarf und cocktailcool daher. Der in ihnen seine Lust am Komischen auslebt, kennt die Folterkeller und Freudenhäuser der Poesie und rasselt genussvoll mit den Schlüsseln. Sein Flügelroß, gegen den Strich gestriegelt und vom Schwanz gezäumt, spürt die Lackschuhsporen und umsegelt den Hamburger Kiez,... weiterlesen
Selten hat ein Landwechsel eine Dichterin so beflügelt wie Dorothea Grünzweigs Nestwechsel von Süddeutschland nach Südfinnland. Nicht nur, dass ihr eine neue Zunge wuchs, auch ihr Mutterwitz verkümmert nicht, sondern knospt und knospt. Enthusiastisch wirft sie sich in den Wünschelwind, der ihr den ersehnten Platz finden hilft, nah den Tieren und Pflanzen, denen sie sich, wie den Zwillingen... weiterlesen
Dass ein gereifter Dichter außerordentliche Prosa zu schreiben beginnt, ist selten. Dass dieser Doppelbegabte zum ordentlichen Literaturprofessor berufen wird und, im zwiefachen Spagat, weiterschreibt, hat den Rang eines Kabinettstücks. Hans-Ulrich Treichel, Poeta doctus in der Fülle seiner Kraft, verfügt über eine orphische Orgel mit weitem Register. Der Westfale mit östlichen Wurzeln, der nun in Berlin und Leipzig lebt,... weiterlesen
Die Dichtung Durs Grünbeins ist der groß angelegte, enzyklopädische Versuch, Zeitwissen und Lebenszeiterleben nochmals umfassend in Verse zu fassen. Unterm Pendelschwert eigener und unser aller Vergänglichkeit treibt er seine Sonden in die Flöze der Antike, die Lagune Venedigs und ins Sediment der zertrümmerten Heimatstadt Dresden: akribisch wie ein Archäologe, scheu wie ein Zeuge, kühl wie ein Anatom. Lasziv... weiterlesen