Zukünfte der Autofiktion
Projektleitung Clemens Böckmann, Annika Klanke und Stephanie Marx
Johannes Franzen Wer darf erzählen? Eine Konflikttheorie des narrativen Eigentumsrechts
Wem gehört eine Geschichte? Wer darf sie erzählen? Um diese Fragen entzünden sich immer wieder heftige Debatten, obwohl die Autonomie der Literatur die Autor*innen von den Forderungen eines narrativen Eigentumsrechts doch eigentlich entlasten sollte. Wie also entstehen und eskalieren Konflikte über das Problem der narrativen Enteignung?
Alexandra Schauer Autofiktionales Schreiben und spätmoderne Selbstkonstitution Autofiktion ist Genrebezeichnung, Modewort, Marketingstrategie und Teil literarischer Selbstreflexion. Aber wie lässt sich der Aufstieg der Autofiktion gesellschaftstheoretisch erklären? Lässt er sich als literarischer Niederschlag eines größeren gesellschaftlichen Strukturwandels verstehen, der – angestoßen durch eine ökonomische Transformation – zu einem völlig neuen Verhältnis von privat und öffentlich, Arbeit und Leben, Selbst und Welt führt?
Identity Counts in Large Amounts? Ethik und Ästhetik der Autofiktion
Projektleitung Clemens Böckmann, Annika Klanke und Stephanie Marx
Autofiktion ist oftmals ein Ringen um die eigene Identität. Damit wirft sie zugleich grundlegende Fragen nach den Möglichkeiten, Grenzen und Konflikten der Subjektwerdung im 21. Jahrhundert auf. Es bleibt zu prüfen, ob die Autofiktion jene stilprägende Literaturform der Postmoderne darstellt, die die Realität einer Gesellschaft von Individualitäten nicht nur abbildet, sondern auch ihrem Selbstverständnis entspricht. Aus dieser zeitdiagnostischen Perspektive ergeben sich ästhetische, ethische und politische Fragestellungen, die auf diesem Podium diskutiert werden sollen: Wo lässt sich das Ich der Autofiktion im Spannungsfeld zwischen Partikularität, Relationalität und Universalität verorten? Welche Implikationen hat das Sich-selbst-Schreiben für die Darstellung der »Anderen«, die in diesen Erzählungen auftauchen? Und welche Bedeutung kommt abstrakten Instanzen wie »dem Markt« oder der Literaturkritik zu, wenn es um die ethischen und ästhetischen Aushandlungsprozesse geht, die den aktuellen Boom der Autofiktion begleiten?