Stimmen und Zwischenwelten. In Erinnerung an Simone Schneider
Stimmen und Zwischenwelten waren Simone Meyers Sujet und das Hörspiel ihr bevorzugtes Medium, bevor sie für das Theater und schließlich für das Fernsehen schrieb. In ihrem viel beachteten Hörspiel »Roter Stern« führte sie eine Auseinandersetzung mit der Utopie des Sowjetstaats. In »Vogel Kleist« ließ sie das Paar Henriette Vogel und Heinrich von Kleist im heutigen Berlin wieder auferstehen. Und ihr Theaterstück »Die Nationalgaleristen« formulierte eine hintersinnige Persiflage auf die Kunstöffentlichkeit unserer Tage. Doch bei aller heiterer Ironie: An der Fantasie als subversiver Kraft der Selbstbehauptung hielt Simone Schneider, an deren facettenreiches Schaffen anlässlich ihres ersten Todestages erinnert werden soll, zeitlebens fest.
Philipp Schönthaler »Die Automatisierung des Schreibens & Gegenprogramme der Literatur«
Literarische Experimente mit computergenerierten Texten sorgen oft erst für Erstaunen, dann für Ablehnung: Gute Romane, heißt es, schreibt der Computer (noch) nicht. Doch vor dem Hintergrund des Siegeszugs der Künstlichen Intelligenz muss die Geschichte der Mechanisierung des Schreibens neu beurteilt werden. Wie verhalten sich Schreiben und Programmieren zueinander? Philipp Schönthalers überraschender Gang durch die Geschichte der Literatur eröffnet der gegenwärtigen Diskussion einen faszinierenden Tiefenraum, der Alarmismen wie Heilsversprechen fraglich werden lässt.