Klassengesellschaft reloaded und das Ende der Gattung
Es mehren sich die Indizien, dass der Begriff der Klassengesellschaft zu erneuter Aktualität gelangt. Die Errungenschaften unterschiedlicher historischer Gesellschaftsordnungen werden von der neoliberalen Doktrin durchsetzt, zermürbt, angegriffen; sozialstaatliche Kompromisse, mit denen die soziale Markwirtschaft sich einst die Arbeiter gefügig machte, erscheinen nun ebenso als mythisches Idyll wie ein sozialistisches Telos einer klassenlosen Gesellschaft. In welcher Weise und in welchem Grade lässt Müllers Werk sich in eine historische Situation transponieren, in der die Perspektive auf ein Ende der Klassengesellschaft fragwürdig geworden ist und wir uns darauf einzurichten haben, dass in der Zeit, die uns bleibt, business as usual gemacht wird und die Klassengegensätze sich weiter verschärfen. Kann Heiner Müllers Werk zur Diagnose unserer heutigen Situation etwas beitragen? Oder lassen sich gar Lösungsansätze zu ihren Problemlagen aus seinen Texten fördern?
Für die Internationale Heiner Müller Gesellschaft veranstaltet von Kai Bremer, Wolfram Ette, Falk Strehlow
Klassengesellschaft reloaded und das Ende der Gattung – Fragen an Heiner Müller # 1
13:00–13:15 | Begrüßung
13:15–14:00 | Patrick Eiden-Offe (ZfL Berlin)
Klassenbewusstsein oder Klassismus? Vorschläge für eine Debattenkorrektur
14:00–14:45 | Falk Strehlow (IHMG Berlin)
„Wenn du wissen willst, wer hier dein Herr ist, kauf dir einen Spiegel“ – Klassismus-Darstellungen bei Heiner Müller
14:45–15:15 | Diskussion, Wolfram Ette (Mod.)
15:30–16:15 | Natalie Driemeyer (Hans Otto Theater Potsdam)
Müllers »Auftrag« im Spiegel des Welt-Klima-Theaters
16:15–17:00 | Sandra Fluhrer (Universität Erlangen)
Heiner Müllers Bauern
17:00–17:45 | Andrea Geier (Universität Trier)
Kleiderständer der Geschichte? Mythosrezeption bei Heiner Müller und Volker Braun
17:45–18:15 | Diskussion, Kai Bremer (Mod.)
„Warum zertrümmert ihr das Fundament?“
Moderation Janine Ludwig
Was den kollektiven Selbstzerstörungsmechanismus angeht, der uns dem immer wahrscheinlicher werdenden Ende der Gattung zutreibt, so hat Heiner Müller ihn wohl hellsichtiger registriert als die meisten seiner Zeitgenossen. Wie also steht es um die Gestaltbarkeit der Zukunft? Darüber diskutieren der Schauspieldirektor Hartwig Albiro (Chemnitz) und die Intendantin Carena Schlewitt (HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste).