Lade Veranstaltungen

Veranstaltungen Such- und Ansichtennavigation

Veranstaltung Ansichtennavigation

Brecht-Tage 2019
© Irina Rastorgueva

So 10.02.2019Fr 15.02.2019
Veranstaltungsort: Literaturforum im Brecht-Haus

Die Brecht-Tage 2019 stellen sich dem Umgang mit Brechts Werk in Russland: Welche Formen der Auseinandersetzung gibt es, welche Spuren hinterlässt diese Auseinandersetzung und welche Folgen zeitigt sie? In der derzeitigen kontaminierten Situation Russlands in der Weltpolitik bei zeitgleicher Stagnation im Inland hat Brechts Werk – das dramatische vor allem – neues Interesse von Künstlern und Wissenschaftlern erweckt. Brechts Literatur ist aktuell. Theaterkollektive arbeiten sich an Brechts Stücken ab oder entwickeln auf der Basis von Brechts Texten – Prosa und Essay – Inszenierungen im öffentlichen Raum. Die großen Stücke wie „Der gute Mensch von Sezuan“, „Der kaukasische Kreidekreis“ oder Frühwerke wie „Trommeln in der Nacht“, „Im Dickicht“ und „Mann ist Mann“ kommen neu auf die Spielpläne der renommierten Theater. Die Lehrstücke – von denen nur „Die Maßnahme“ und „Die Ausnahme und die Regel“ ins Russische übersetzt sind – und das „Fatzer“-Material sprechen überraschend Theaterschaffende und Studenten gleichermaßen an. Es scheint, dass die Situation für einen neuen Umgang bzw. einen neuen Anlauf zur Rezeption Brechts gegeben ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Beschäftigung mit diesem Autor nicht nur zu neuen Erkenntnissen für die Bühne und die Literatur, sondern darüber hinaus auch zu einer erweiterten Denkhaltung, zu einer Inspiration für das politische Denken führt. Schließlich sind es die Umstände des täglichen Lebens, die den Ausschlag geben für das neu erweckte Interesse an Brechts Literatur. Der Status des Klassikers scheint russische Theaterleute weniger zu beeindrucken als deutsche. Diesen ungehemmten Umgang mit Brechts Werk und dessen Rezeption wollen die Brecht-Tage vorstellen, untersuchen und kommentieren. Denn daran sind Hoffnungen geknüpft: die gegenwärtige Unterkühlung des deutsch-russischen Theateraustauschs könnte aufgewärmt werden, die Brücke Brecht neue Zugänge eröffnen. Die Brecht-Tage 2019 vom 10. bis 15. Februar sind ein Versuch in dieser Richtung.

 

Projektleitung: Thomas Martin

In Kooperation mit dem Goethe Institiut
Medienpartner: Kulturradio vom rbb


Kunst vor Gericht. Kirill Serebrennikow, sein Theater und die Folgen
© Irina Rastorgueva

10.02.19
20:00
Gespräch mit Videoeinspielungen
Veranstaltungsort: Literaturforum im Brecht-Haus

Der Regisseur Kirill Serebrennikow steht seit 15 Monaten unter Hausarrest, jüngst wurde dieser bis Ende April 2019 verlängert. Der Prozess, der ihm wegen angeblicher Veruntreuung staatlicher Fördermittel gemacht wird, ist in vieler Hinsicht ein Rätsel. Klar ist: er stellt in der Serie von Kunstprozessen, die in Russland seit der Jahrtausendwende gegen Kunst, Künstler und Kuratoren geführt werden, eine neue Dimension dar. Er trifft einen Künstler, der sich zivilgesellschaftlich zwar durchaus engagiert, seine Kunst aber dezidiert nicht als Mittel zum politischen Zweck begreift. Umgekehrt ist seiner Kunst selbst eine gesellschaftliche und politische Dimension zugewachsen, welche die Macht in einem Ausmaß eingreifen ließ, das bisher führenden Oppositionspolitikern vorbehalten war. Die Dramaturgin und Journalistin Olga Fedianina, der Dramaturg und Regisseur Sergio Morabito, die beide mit Serebrennikow gerabeitet haben, stellen Aspekte seines Theater-, Opern-, Film- und Ballettschaffens im Kontext von Brechts Theatertheorie und -praxis vor. Serebrennikow hat bisher erst ein Mal Brecht inszeniert, 2009 die „Dreigroschenoper“ am Moskauer Künstlertheater; seine „Müllermaschine“ (2015), die bei einem Gastspiel seines Gogol-Zentrums auch in Berlin bereits zu sehen war, erschloss der russischen Kulturszene das Schaffen Heiner Müllers, des wohl bedeutendsten Dramatikers in der Nachfolge Brechts. In einem zweiten Teil informieren und diskutieren Fedianina und Morabito über Hintergründe und Verlauf des Prozessgeschehens – in der Hoffnung, dass dieses zum Zeitpunkt der Veranstaltung bereits Geschichte ist, und Kirill Serebrennikow wieder in Freiheit arbeiten kann.

In Kooperation mit dem Goethe Institiut
Medienpartner: Kulturradio vom rbb