Das übergreifende Interesse des Workshops betrifft die veränderten und veränderbaren Zustände in der Kunst, im Theater, in den Medien und in der Gesellschaft für die Auseinandersetzung mit Brecht: Sind seine Fragen und Antworten noch aktuell? Wo bieten sich angesichts der Erfahrungen und der Praxis dieses einzigartigen Denkers Anschlussmöglichkeiten für einen kritischen Diskurs? Dazu kommt die Frage, angesichts der gegenwärtigen politisch-kulturellen Situation weltweit, ob wir nicht zur Zeit einen ausgesprochen “Brechtschen Augenblick” erleben, in dem Brechts Arbeiten und Herangehensweisen eine zunehmende Bedeutung zukommen.
Konzept/ Koordination: Stephen Brockmann und Christian Hippe
Baustelle Brecht II / Working with Brecht II
Respondenten u. a. Sylvia Fischer, Kristopher Imbrigotta, Gerd Koch, Janine Ludwig, Marianne Streisand, Markus Wessendorf und Erdmut Wizisla
Asja Braune:
„Helene Weigel als Nachlassverwalterin Brechts“
Falk Strehlow:
„Eingreifendes Träumen im Dreigroschenstoff“
Hanife Schulte:
„Theatre as Women's Counter-Election Campaigns“
Gerlov van Engelenhoven und Hannes Kaufmann:
„Theatricality and dramatization in contemporary Brechtian political protests“
Noah Willumsen:
„Brecht/Müller: Gespräche und Interviews“
Silke Felber:
„Elfriede Jelineks Tragödienfortschreibungen im Lichte Brechts“
Sabine Sörgel:
„Brechts Vermächtnis im zeitgenössischen Tanztheater“
Jeanne Bindernagel und Michael v. zur Mühlen:
„Reframing Brecht – für ein mit sich unzufriedenes Theater“
Truppen, Kampfformen und Interventionen – Brechts Theatervision „kleiner, wendiger Truppen“ im Jahr 2018
Moderation: Cornelius Puschke (Dramaturg)
Vom Agitprop über Boals Theater der Unterdrückten bis zu den interventionistischen Praxen der Yes Men: Allen geht es um die größtmögliche Wirkung ihrer Kunst. Sie soll nicht nur zum Denken anregen, sondern Einfluss nehmen und den Status Quo verändern. In auffällig militaristischem Vokabular formulierte Brecht 1956 eine Vision für ein Theater, das den Alltag unterbricht und in der Öffentlichkeit agiert. „Kleine, wendige Truppen“ von KünstlerInnen wollte er ins Leben rufen, um auf direkterem Weg „Experimente der Kunst“ zu wagen. Wie ist seine Forderung aus heutiger Perspektive zu verstehen? Und worin besteht die augenscheinliche Verwandtschaft zu militärischem Handeln?