Zum 10. Todestag von Stephan Hermlin
Stephan Hermlin sah sich vielleicht nur von Wolfgang Koeppen verstanden. Koeppen ging auf seine Biographie ein und sagte: „Hermlin vollendet – und das ist, was mich überzeugt an seiner Persönlichkeit – durch dieses politische Engagement, was er über Proust geschrieben hat.“ Das Gespräch, das Hermlin mit seinen Adressaten führte, ging über viele Grenzen: nach Westdeutschland (Karl Krolow, Böll, Walser), weiter hinaus (Neruda, Aragon, Ehrenburg) über die Schranken im eigenen Land (Fühmann, Ch. Wolf, V. Braun) hinweg. Er war mit dem Schicksal Deutschlands unentrinnbar verbunden, darum spiegeln sich viele geschichtliche Brüche in diesen Briefen. Die gemeinsame Verteidigung der Kunst führte aber auch zu Dichterfreundschaften, die heute anachronistisch anmuten.