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Schreiben gegen die Norm(en)? #4
© Schreiben gegen die Norm(en)

10.11.23
20:00
Lesungen, Gespräch

Schreiben gegen die Norm(en)? #4

Mit Anja Bachl, Lütfiye Güzel, Ralph Tharayil und Selma Wels
Moderation Andrea Schmidt und Alexander Graeff
Veranstaltungsort: Literaturforum im Brecht-Haus

Migration ist zum gesellschaftlichen Alltag geworden, jede*r dritte Bürger*in nennt eigene oder familiäre Migrationsgeschichten als Bezugspunkte im Leben. In den Medien ist von der postmigrantischen Gesellschaft die Rede. Und auch in der Literatur ist Migration ein beliebtes Thema. Gleichzeitig haben binäre Ausschlussdynamiken Hochkonjunktur: Inland/Ausland, Eigenes/Fremdes, Wir/Die bleiben hartnäckig bestehen. Wie geht das zusammen mit den sich verändernden Wahrheitsproduktonsmaschinen, um Paul B. Preciado zu zitieren, und wer bedient welche Hebel?

Mit diesem Themenschwerpunkt geht »Schreiben gegen die Norm(en)?« in die nunmehr vierte Runde. Die literarischen Gäst*innen Anja Bachl, Lütfiye Güzel, Ralph Tharayil und Selma Wels zeigen, wie sie mit ihrem Schreiben und Publizieren soziale Praxen verhandeln ohne dominanzkulturelle Normen zu aktualisieren. Ihre Texte sprengen traditionelle Vorstellungen des Zusammenlebens. Sie mischen die Textgattungen und führen eindrücklich vor Augen, was sich in unserer Gesellschaft ändern muss.



Anja Bachl (sie/ihr), geboren 1986, lebt und arbeitet als Autorin und Ganzheitliche Kunsttherapeutin in Salzburg und Wien. Ihre Sprache ist plastisch, eindringlich und scheut sich nicht, den Zusammenhang von Privatem und Politischem hervorzuheben. Die Intensität des Lebens, wie auch Mutterschaft, Klassenfragen und das Aufbrechen soziokultureller Normvorstellungen sind Themen, die in ihren Texten mehrfach gespiegelt, aufgebrochen und neu verwoben werden. 2021 erhielt Anja Bachl den Irma-von-Troll-Borostyáni-Preis für journalistische Beiträge. »weich werden« (Haymon Verlag, 2022) ist ihre Lyrikdebüt und wurde mit dem Georg Trakl-Förderungspreis ausgezeichnet.


Lütfiye Güzel, 1972 in Duisburg geboren, zwischen Ruhrgebiet und Berlin unterwegs, ist Dichterin und bringt seit 2014 Gedichte unter ihrem eigenen Label go-güzel-publishing heraus. 2017 wurde sie mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet. Lütfiye Güzels Lyrik ist gerade heraus, klar, präzise, hart. Ihr Blick wendet sich dem Alltäglichen zu, es geht um die kleinen Dinge und Zusammenhänge, die als Kränkungen so oft politische Dimensionen deutlich machen. Ihre Lyrik will nicht in einem Bücherregal verstauben, sondern wachrütteln und gesellschaftliche Verhältnisse dekonstruieren. Das aktuelle Buch »ich.soll.ruhiger.werden.« ist 2023 erschienen.


Ralph Tharayil wurde 1986 als Sohn südindischer Eltern in der Schweiz geboren. Es folgten ein Studium der Geschichte, Medien- und Literaturwissenschaft in Basel, währenddessen arbeitete er als Journalist, Autor, Performer und Musiker, später als Texter in Hamburger Werbeagenturen. Heute entwickelt Tharayil Konzepte und Texte für Performances und Audiostücke, und schreibt Prosa und Lyrik. Im Februar erschien sein literarisches Debüt »Nimm die Alpen weg« (Voland & Quist / Edition Azur) für das er mit der Alfred Döblin Medaille ausgezeichnet wurde. Ralph Tharayil lebt in Berlin.


Selma Wels kam 1979 als Tochter türkischstämmiger Eltern in Pforzheim zur Welt. Von 2011 bis 2020 gründete und leitete sie den binooki Verlag. 2017 wurde sie europaweit als erste Verlegerin für ihren unternehmerischen Mut, ihren Pioniergeist und ihre kulturelle Vermittlungsarbeit mit dem europäischen Kulturpreis KAIROS ausgezeichnet. Sie war Co-Initiatorin und Kuratorin des Literaturfestivals WIR SIND HIER – Festival für kulturelle Diversität. 2022 wurde sie in die Jury des Deutschen Buchpreises berufen. Mit der 2023 herausgegeben Briefsammlung »anders bleiben« (Rowohlt Verlag) geht sie der Frage nach, wer wir in Deutschland sind und was mit diesem Wir eigentlich gemeint ist. Selma Wels arbeitet heute als Speakerin und Kuratorin sowie beim Ullstein Verlag.


»Schreiben gegen die Norm(en)?« ist eine Lesungs- und Gesprächsreihe rund um das Queere, Offene, Nichtfestgelegte und Experimentelle. Die von Alexander Graeff [er/ihm] initiierte Reihe startete im Dezember 2018 und wird seitdem von einem Kurator*innenteam fortgesetzt. In wechselnden Locations präsentieren wir je  Ausgabe vier Autor*innen, seit 2023 auch andere Literaturschaffende. Der Fokus der Reihe liegt auf dem empowernden, queerfeministischen, kritischen und experimentellen Schreiben der literarischen Gäst*innen. Im Gespräch mit wechselnden Moderator*innen diskutieren wir vielfältige literarische Ansätze gegen (hetero-)normative und dominanzkulturelle Strukturen in Gesellschaft und Literaturbetrieb. »Schreiben gegen die Norm(en)?« ist Mitglied des Unabhängigen Lesereihen e.V.

Unterstützt von ProHelvetia, vom Haymon Verlag, von Voland & Quist / Edition Azur, vom Rowohlt Verlag, von Typografie/im/Kontext und vom Unabhängigen Lesereihen e.V.