Richard Pietrass im Gespräch mit Hans-Ulrich Treichl
Dass ein gereifter Dichter außerordentliche Prosa zu schreiben beginnt, ist selten. Dass dieser Doppelbegabte zum ordentlichen Literaturprofessor berufen wird und, im zwiefachen Spagat, weiterschreibt, hat den Rang eines Kabinettstücks. Hans-Ulrich Treichel, Poeta doctus in der Fülle seiner Kraft, verfügt über eine orphische Orgel mit weitem Register. Der Westfale mit östlichen Wurzeln, der nun in Berlin und Leipzig lebt, lernte seinerseits bei Meistern, wie Brecht, Benn und Heine, die ihm Wahlverwandte wurden und ihm halfen, im Wechselbad von Wärme und Kälte seinen eigenen Ton deftiger Lakonik, beherzten Sezierens und ironischen Charmes zu finden