Literaturstadt Berlin #4 – Wie frei ist die freie Literaturszene Berlins?
Moderation Natascha Freundel und Anne-Dore Krohn
Berlins freie Szene, seit Jahrzehnten ein Magnet für Berliner*innen wie Besucher*innen aus aller Welt, ist Entwicklungslabor künftiger Literaturen; sie ist vielsprachig, dynamisch und trifft auf ein neugieriges Publikum in offenen Räumen der Begegnung. Doch die Stadt hat sich verändert. Kultur wird mehr und mehr allein im Zusammenhang mit profitablern Wirtschaft gedacht. Gentrifizierung und Preissteigerungen beenden bisherige Veranstaltungsmöglichkeiten, Räume für Kreativität verschwinden. Politik und Verwaltung haben mit ihrer Kulturförderung zwar für Erhaltung der knappen Ressourcen gesorgt, kulturpolitische Verwaltungsstrukturen und Förderinstrumente werden jedoch nicht an die Problemlagen der Gegenwart angepasst. Projekt- und Elitenförderung erreichen die freie Szene nicht in der Breite. Langjährig tätige Akteur·innen werden gezwungen, mit dem kommerziellen Berliner Eventmarkt zu konkurrieren. Die fruchtbare Vielfalt des Berliner Literaturlebens, mit dem die Politik der Stadt sich in Sonntagsreden so gerne schmückt, ist an seiner Basis bedroht.
Darüber diskutieren die Kultur-Redakteurinnen Natascha Freundel (rbb) und Anne-Dore Krohn (rbb) mit Wibke Behrens (SPD-Fachausschuss Kulturpolitik, Kulturpolitische Gesellschaft), Robbin Juhnke (Kultur-politischer Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus), Delphine de Stoutz (Netzwerk freie Literaturszene Berlin) und Martin Jankowski (Berliner Literarische Aktion).