

Jens Winter
»Im langen Sommer geboren«
Auf sexpositiven Partys, Veranstaltungen im Kulturmilieu, im ICE und in anti-deutschen Szenekneipen Neuköllns stößt ein namenloser Ich-Erzähler auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutschen Linken. Er ist mit dem, was er erlebt, zusehends überfordert. Überall trifft er auf ehemalige Freunde, Mitbewohner und Bekannte. Über die Jahre haben sich immer mehr Themen angestaut, über die sie nicht mehr miteinander reden können – wie Israel, ihr Geschlecht oder den Islam. Da ist etwa Michel, der in den USA eine Doktorar- beit über Sklaverei oder Genozide schreibt, »weil man in Deutschland bei allen Diskursen so hinterherhängt«. Oder Patrick, der in Brandenburg auf den »Spuren Preußens« wandelt, »um zu sehen, wie tief die Disziplin in uns verankert ist«. Mit scheinbarer Naivität und bösem Witz zeichnet Jens Winter eine Topographie der deutschen Linken im Stadium fortgeschrittenen Zerfalls.