Jens Hanke „Having gotten off the road“ (drei Gemälde; Öl auf Leinwand)
Es sind sonderbare Zeichen, die am Rande der Wahrnehmung plötzlich auftauchen. Aus den Augenwinkeln heraus scheinen sie sich Richtung Gesichtsfeld vorzutasten, doch sobald sich die Konzentration auf diese merkwürdigen Bewegungen intensiviert, verliert sich im gleichen Maße die Fähigkeit, diese Eindringlinge mit dem Fokus des Bewusstseins dingfest zu machen und in die Helligkeit des Erkennens zu zerren. Sobald sie den auf sie gelenkten Strahl des Bewusstseins spüren, erkennen sie die Gefahr des fremden Lichtes und verschwinden — gekonnt Haken schlagend — in Gebiete jenseits der Grenzen unseres Intellektes.
Es bereitet gewisse Schwierigkeiten, sich diesem zu nähern: Erforderlich ist, den Brennpunkt der Wahrnehmung gekonnt zu dimmen und in diesem vorgetäuschten Halbwachzustand auf der Lauer zu liegen und der Wiederkunft der kleinen, so flüchtigen Geister zu harren. Erwischt man dann die genaue Position und den richtigen Zeitpunkt, kann die Verfolgung derselben ätherischen Phänomene in die Dunkelbereiche der Wahrnehmung beginnen. Vorsichtig, um die kleinen Kerle nicht durch eine plötzliche Anspannung zu erschrecken, folgt man diesen über die unsichtbare Grenze in das unbekannte, aber dennoch sonderbar vertraute Land. Die Regeln der Perspektive und viele für uns als Gesetz bekannte Normen scheinen anderen Maßstäben zu gehorchen. Eine gewohnte Vertrautheit will sich nicht einstellen. Die Unsicherheit der eigenen Fortbewegung wird zum ungewollten ständigen Begleiter, nicht von der Seite weichend, muss man ihn als neue Eigenschaft annehmen. Kometengleich verschwindet die Fähigkeit der Fokussierung und wird mit einer rauschenden, an den Rändern im Nebel verschwindenden Gleichzeitigkeit gewechselt.
Hier, in diesem diffusen Bereich, angesiedelt zwischen den Welten unterschiedlicher Wahrnehmung, geht die Klarheit der einzelnen Gedanken in der Mehrstimmigkeit einer Vielfalt unter. So wird die Verfolgung der kleinen Wesen eine Reise in die Vielstimmigkeit verschiedener Welten, die bei normaler Wahrnehmung fein geordnet aneinandergereiht in ihrem jeweiligen System verortet sind. Doch in diesem riesigen Knäuel von Gleichzeitigkeiten finden Verknüpfungen von Fäden und Strängen statt, deren Enden sich unter der Dominanz des Bewusstseins nie begegnet wären. Das ist die Welt der kleinen quirligen Geister, die abseits vom Wege der Vernunft zu Hause sind. Sie herrschen in Bereichen von Unwegbarkeiten, deren Gefilde von uns nur in gewissen Zuständen durchdrungen werden können.
Jens Hanke